Von Garage Punk Rock zu „70s Glam“ – die Evolution der Arctic Monkeys

<p>Die Arctic Monkeys in Action.</p>
Die Arctic Monkeys in Action. | Foto: afp/belga

Ihr Debut „Whatever People Say I am, that’s what I am not“ wurde somit 2006 das am schnellsten verkaufte Debut-Album in England. Schnelle und harte Songs, die auf Beobachtungen des Frontmanns Alex Turner basierten. Ein voller Erfolg, doch die Sheffielder Jungs waren noch lange nicht fertig. Denn schon auf Tour arbeiteten sie – aus „Langeweile“ – an der EP „Who the fuck are the Arctic Mokeys“, nur um sogar im Jahr darauf schon ihr zweites Album zu releasen.

„Favourite Worst Nightmare“ zeigte schon kleine Veränderungen im Sound der Band. Sehr präsent zu hören sind hier bei vielen Songs Schlagzeug und Bass, welche sehr klar und bestimmt erscheinen. Gleichzeit legen die Arctic Monkeys die Bausteine für ihr nächstes Album und zeigen in Songs wie „Do me a favour“ wie dynamisch sie auch klingen können.

2009 wagte die Band dann zum ersten Mal einen Schritt in eine andere Stilrichtung. „Humbug“ entstand durch viele verschiedene Einflüsse. Vor allem inspiriert von Black Sabbath und Nick Cave beinhaltet dieses Album jedoch auch Rap-Elemente. „Pretty Visitors“ gibt den Hörern einen Heavy-Metal-Sound mit Sprechgesang-Einlagen und durch das Erscheinen von neuen Instrumenten und Gitarren-Effekten entsteht hier auch zum ersten Mal ein sogenannter „Desert Rock Sound“. Dieser bezieht sich sehr auf Blues-Rock mit seinen basslastigen und groovigen Tönen.

Zwei Jahre später kam mit „Suck it and see“ zwar ein gutes Album raus, welches jedoch nicht ganz den Vorstellungen der Band entsprach. „Wenn wir das Album live spielten, ermüdete es uns sehr schnell und so erstand der Song ‚R U Mine‘“, erzählte Frontmann Alex Turner in einem Interview. Ihre wohl bekannteste Platte „AM“ ließ so nicht lange auf sich warten und kam 2013 auf den Markt.

Es sollte ein Album werden, welches man gut im Auto hören konnte, wodurch die Band stilistisch nochmal einen anderen Weg einschlagen musste. So kam ihre Inspiration von Hip Hop, RnB und Soul-Künstlern. Zuerst nahmen sie ihre Songideen auf 4-Track-Kassettenrekordern auf. Später spielten sie das Rohmaterial mit Schlagzeug und Bass ein, um eine harmonische und geschlossene Basis zu bilden.

Alex Turner rundete das Ganze dann mit seinem neuen und betonteren Gesang ab, der einen Gegensatz zu seinem früheren Klang bildete. Dabei verdeckt er auch seinen Nothern-Akzent, ein Merkmal welches vor allem noch im ersten Album sehr präsent war.

Nach einer langen Schreibblockade wurde mit „Tranquility Base Hotel & Casino“ eine Platte veröffentlicht, die sehr zwiegespaltene Kritiken bekam. Meiner Meinung nach ist es jedoch eines der wichtigsten „Arctic Monkeys“-Alben. Es läutete den Anfang einer neuen, experimentelleren und abstrakteren Ära ein. Zum Songwriting wurde hier nämlich zum ersten mal ausschließlich ein Piano verwendet. Der Sound ist der einer „Sci-Fi Jazz Lounge“, denn die Einflüsse des Frontmanns sind klar zu hören. Filme von Jean-Pierre Melville gaben den futuristischen Vintage-Klang an. Gesellschaftskritische Themen, vor allem Social Media und Technik, werden poetisch dargestellt. Ein Künstler in einer dystopischen Welt. Ein Gefühl von Unzugehörigkeit in der Modernität. In „Tranquility Base Hotel & Casino“ wird ein klares Statement gesetzt, es ist aber auch gleichzeitig eine Verlorenheit in den Texten zu hören.

Und so kam die Band zu ihrem heutigen „70s Glam Sound“. Cinematische Songs, die eine klare Atmosphäre setzen und am besten als komplettes Album gehört werden. Kein Garagen-Punk-Rock, sondern vielseitige Anwendung von Instrumenten und Effekten, die einen in den Bann ziehen. Und auch die belgischen Fans hatten etwas davon, denn am 2. Juli trat die Band nämlich zum ersten Mal seit langem mit ihrem neuen Album „The Car“ auf dem Rock Werchter Festival auf.

Fans dürfen auf jeden Fall gespannt sein, welche Wege die Band in Zukunft noch einschlagen wird. Denn spätestens jetzt sollte klar sein, dass die Arctic Monkeys durch ihre vielseitigen Einflüsse unberechenbar in ihrem Sound sind.

Dieser Beitrag erscheint im Rahmen des Projektes „Media and Me“. Während drei Tagen erhalten Teilnehmer ab 16 Jahren unter anderem Einblicke in die Abläufe der GrenzEcho-Redaktion und erstellen journalistische Texte zu aktuellen gesellschaftlichen Themen.

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