Netflix startet breites Vorgehen gegen Account-Trittbrettfahrer - auch in Belgien

<p>Jahrelang tolerierte Netflix das Teilen von Passwörtern zwischen Nutzern. Doch das ist jetzt vorbei - auch in Belgien.</p>
Jahrelang tolerierte Netflix das Teilen von Passwörtern zwischen Nutzern. Doch das ist jetzt vorbei - auch in Belgien. | Illustrationsbild: dpa

Für Netflix-Nutzer in Belgien, die einen Account über einen Haushalt hinaus teilen, wird es ernst. Der Streaming-Riese wies seine Kunden am Dienstag darauf hin, dass er dafür bald zusätzliches Geld verlangen wird. Für eine Person, die nicht mit dem zahlenden Account-Inhaber unter einem Dach wohnt, sollen 3,99 Euro im Monat fällig werden. Netflix erhofft sich davon höhere Einnahmen.

Laut Netflix sollen Nutzer aus einem Haushalt auf den gemeinsamen Account weiter problemlos unterwegs oder auf Reisen zugreifen können. Als einen „Netflix-Haushalt“ bezeichnet der Dienst eine Ansammlung von Geräten, die dort ins Internet gehen, wo man sich meist Netflix ansehe. Wird über ein TV-Gerät geschaut, ordnet Netflix alle Geräte an derselben Internet-Verbindung automatisch einem Haushalt zu. Der gemeinsame Internet-Anschluss scheint damit ein zentrales Merkmal zu sein. Netflix erfasse IP-Adressen, aber kein GPS-Daten, hieß es.

Wie schnell Netflix nun durchgreifen wird, blieb zunächst offen. Netflix-Kunden, die ihr Konto mit anderen teilen, sollen zunächst eine E-Mail erhalten, in der sie daran erinnert werden, dass ein Konto nur von Personen genutzt werden kann, die an derselben Adresse wohnen. Anschließend werden die Nutzer dann gebeten ihren Haushalt zu verifizieren, so dass sich zusätzliche Nutzer außerhalb des Haushaltes nicht mehr zuschalten können.

Im 17,99 Euro teuren Premium-Account können Kunden für bis zu zwei „Extra-Mitglieder“ bezahlen. Im Standard-Account, der hierzulande 13,49 Euro im Monat kostet, ist nur ein zusätzlicher Platz vorgesehen. Beim Basis-Account für 8,99 Euro geht das gar nicht. Mit 3,99 Euro ist eine Erweiterung in Belgien quasi genauso teuer wie das günstigste Netflix-Abo, bei dem der Dienst mit Werbeanzeigen genutzt werden kann. Weiteres Detail: Der Zusatz-Account kann nur im Land des zahlenden Account-Nutzers aktiviert werden.

Das US-Unternehmen geht davon aus, dass in rund 100 Millionen Haushalten der Service mit Login-Daten anderer genutzt wird. Das ist gemessen an den 232,5 Millionen zahlenden Kunden im vergangenen Quartal ein hoher Anteil. Oft nutzen zum Beispiel Kinder den Account der Eltern weiter, wenn sie ausziehen - oder Freunde teilen sich einen Zugang, um Geld zu sparen. Netflix investiert jedes Jahr Milliarden in zum Teil exklusiv bei dem Dienst verfügbare Videoinhalte.

Netflix hatte das Teilen von Zugangsdaten lange toleriert. Inzwischen gibt es im Videostreaming-Geschäft aber generell einen verstärkten Fokus auf Profitabilität, nachdem die vielen Anbieter jahrelang auf der Jagd nach höheren Nutzerzahlen waren. Keiner der Konkurrenten geht allerdings so konsequent wie jetzt Netflix gegen das Teilen von Accounts vor. Die Netflix-Aktie schloss nach der Ankündigung mit einem Minus von knapp zwei Prozent.

Netflix rechnet damit, dass die Nutzerzahl mit dem Vorgehen gegen Trittbrettfahrer zunächst sinkt. In Kanada etwa gebe es inzwischen aber mehr zahlende Nutzer und höhere Einnahmen als vorher, betonte der Dienst jüngst. Dadurch habe man sich bestätigt gefühlt. Zur Entwicklung in anderen Ländern äußerte sich Netflix bisher nicht. Am Dienstag wurde auch der Start des Vorgehens im wichtigen US-Markt angekündigt. Dort werden pro Extra-Mitglieder 7,99 Dollar fällig.

Das Vorgehen gegen das Teilen von Accounts war schon länger angekündigt, und Netflix testete es vor dem nun bekanntgegebenen breiten Start in mehreren Ländern. In Europa waren es Portugal und Spanien. (dpa/belga/calü)

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