„Können Geschichte schreiben“: Taumelndes Milan beschwört das Wunder

<p>Auf ihm ruhen die Hoffnungen des AC Milan: Rafael Leao</p>
Auf ihm ruhen die Hoffnungen des AC Milan: Rafael Leao | Foto: dpa

„Abstieg in die Hölle“ oder „Rettung einer ganzen Saison“? Für den AC Mailand und seinen angeschlagenen Meistertrainer Stefano Pioli gibt es nichts dazwischen. Dabei könnte im Halbfinal-Rückspiel der Champions League beim Stadtrivalen Inter Mailand (21 Uhr) sogar ein Sieg zu wenig sein. Nach dem 0:2 im Hinspiel benötigt das stolze, aber taumelnde Milan um Nationalspieler Divock Origi ein kleines Fußballwunder.

„Wir können Geschichte schreiben. Wir müssen daran glauben, dass wir es schaffen können“, gab sich Pioli kämpferisch. Unmöglich ist das nicht, vor vier Jahren erst drehte ebenfalls im Halbfinale der FC Liverpool gegen den FC Barcelona ein 0:3 im Rückspiel. Nur: Liverpool unter Jürgen Klopp war damals auf dem Zenit. Wer würde das derzeit von Milan behaupten?

Die Rossoneri schleppen sich durch die Saison. Die erfolgreiche Titelverteidigung in der Serie A war früh kein Thema mehr, der letzte Champions-League-Platz ist nach dem blamablen 0:2 bei Abstiegskandidat Spezia Calcio kaum noch zu erreichen, im Pokal war schon im Achtelfinale Schluss. Nur in der Königsklasse lief es – bis zum Hinspiel gegen Inter.

Was Teil zwei des Duells angeht, gibt sich Pioli keinen Illusionen hin. „Wir werden ein großartiges Spiel machen müssen“, sagte der 57-Jährige: „Das wird aber kein Spaziergang, das wird sehr schwer.“ Milan müsse das erste Tor erzielen und eine Siegermentalität auf dem Platz zeigen. Inter-Coach Simone Inzaghi forderte unterdessen einen „kühlen Kopf und ein heißes Herz“ von seinem Team.

Die Presse schwankt vor dem 237. Derby della Madonnina zwischen Untergangsstimmung und der Aussicht auf ein rot-schwarzes „Miracolo“. Die Gazzetta dello Sport etwa fabulierte vom „Abstieg in die Hölle“, auch für Pioli persönlich. Für den Corriere della Sera wiederum könnte der Triumph über den Erzrivalen fast wieder alles selig machen - wobei im Finale am 10. Juni in Istanbul mit Real Madrid oder Manchester City eine ungleich höhere Hürde als Inter warten würde.

Die Hoffnungen der Milanisti ruhen vor allem auf Rafael Leao. Der portugiesische Topscorer fehlte im Hinspiel wegen einer Oberschenkelverletzung, dürfte nun aber in die Startelf zurückkehren. „Ihm geht es gut, er hat trainiert und ist fit“, sagte Pioli am Montag. Inter dagegen hat gleich mehrere starke Offensivoptionen. Etwa den früheren Bundesliga-Torschützenkönig Edin Dzeko (37), Torschütze im Hinspiel, den argentinischen Weltmeister Lautaro Martinez – und neuerdings auch wieder Romelu Lukaku.

Der lange verletzte Sturmriese empfahl sich durch fünf Tore in den letzten vier Ligaspielen. Der Leihvertrag mit dem FC Chelsea läuft aus, doch in dieser Form will Inter „Big Rom“ halten, berichtete die Gazzetta dello Sport. Ein entscheidendes Tor des Roten Teufels, und der erste Finaleinzug Inters seit dem Triumph 2010 wären gute Argumente für eine Weiterbeschäftigung. (sid/tf)

Kommentare

Kommentar verfassen

0 Comment