Das lautlose Schreien der Straßenbäume

Wenn man durch die Straßen meiner Gemeinde geht, fallen einem die beschnittenen Bäume am Straßenrand auf.

Sie erinnern mich an riesige Menschen, die ihre Arme zum Himmel strecken. Starke nackte, senkrechte Äste, ragen zum Himmel empor, an deren Ende parallel zum Himmel ihre Schnittwunden. Eine Baumkrone, Zweige oder Knospen sucht man vergebens.

Wenn der Frühling kommt, pumpt die Wurzel den Baumsaft hoch, damit sich die Schnittwunden schließen und heilen können, sodass keine Parasiten durch die Schnittwunden in den Baum gelangen und damit Zweige wieder wachsen können und Blätter sprießen. Bäume lassen sich gut mit einer Fabrik vergleichen.

Das Chlorophyll, welches die Blätter grün aussehen lässt, stellt die Arbeiter der Fabrik dar. Mineralien und CO₂ sind die beiden Rohstoffe der Fabrik. Der erste wird vom Wurzelwerk per Wasser-Pipeline geliefert. Der zweite ist die Luft, die wir ausatmen.

Diese wird von den Blättern aufgenommen. Natürlich braucht solch eine Fabrik auch Energie. Die liefert unsere Sonne. Das Chlorophyll, produziert mit der Energie und den beiden Rohstoffen das Produkt Traubenzucker. Diese Kohlenhydrate werden per Pipeline zu den Wurzeln geliefert, die Wurzeln benötigen den Traubenzucker als Nahrung. Wie in jeder Fabrik entsteht auch hier beim Arbeitsprozess Abfall. Bei dieser Baum Fabrik ist das reiner Sauerstoff. Das ist die Luft, die wir einatmen.

Mein Enkelkind sagte zu mir: Opa, stell dir mal vor, Bäume könnten schreien. Dann würde keiner mehr so schnell Bäume schneiden oder fällen. Wer weiß, vielleicht schreien sie ja, nur wir Menschen können sie nicht hören.

Schon seit Jahrzehnte leiden die Bäume sichtbar an ihren Schnitt.

Diese Bäume sind ein Markenzeichen unserer Gemeinde.

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