Maniokmehl als Spezialzutat: Neymar und Co. sind hungrig auf den Titel

5,5 Tonnen Gepäck, darunter 700 gelbe und 230 blaue Trikots: Die Brasilianer haben auf der Jagd nach ihrem sechsten Stern für alle Fälle vorgesorgt. Wenn die Selecao am späten Samstagabend mit reichlich Proviant als letzter der 32 WM-Teilnehmer in Doha aufsetzt, schwingen nicht nur bei Neymar riesige Hoffnungen mit. „Der WM-Titel ist mein größter Traum“, sagte der Superstar von Paris St. Germain im Interview mit dem Telegraph. „Ich habe nun eine weitere Gelegenheit dazu und hoffe, dass es mir gelingt.“

Die Südamerikaner und ihr Ausnahmestürmer überlassen dabei nichts dem Zufall. Bis ins kleinste Detail informiert der brasilianische Verband über die Ausrüstung für die im besten Fall vierwöchige Wüstenreise, die am Donnerstag (20 Uhr) mit dem Auftaktspiel gegen Serbien richtig Fahrt aufnimmt.

So sind neben medizinischen Geräten wie einem Laser, zahlreichen Medikamenten oder einer Druckkammer auch Lebensmittel aufgeführt: 30 Kilogramm kohlenhydrathaltiges Maniokmehl dienen als Energielieferant. Der logistische Aufwand rund um die 74-köpfige Delegation ist immens.

Es soll eben nichts dem Zufall überlassen werden, auch nicht auf dem Platz. Nationaltrainer Tite verzichtete anders als viele Kollegen in der Vorbereitung auf einen letzten Härtetest. „Das Verletzungsrisiko übersteigt den technisch oder taktischen Nutzen“, begründete der Coach, der nach Turnierende seinen Posten aufgeben wird.

Stattdessen feilte das Team vor der Abreise aus Turin nach Katar unter sich an seiner Form, die schon jetzt beeindruckt: Seit der Niederlage im Finale der Copa America 2021 gegen Argentinien kassierte Brasilien keine Niederlage mehr. Der fünfmalige Weltmeister marschierte ohne Niederlage durch die Eliminatorias, besser war eine Qualifikation noch nie gelaufen.

Auch die Statistiker von Gracenote riefen den Rekordchampion zum Titelkandidaten Nummer eins aus, bei 20 Prozent liege die Chance auf die WM-Krone. Und für Sturmlegende Ronaldo sind seine Landsleute ohnehin der „Superfavorit“, eben „weil es Brasilien ist, weil Brasilien immer Favorit ist und wir die Talente haben, die wir haben“, sagte er der Süddeutschen Zeitung.

Doch insbesondere auf Neymar ruhen die Hoffnungen. Zwar ist das brasilianische Spiel nicht mehr komplett von ihm abhängig. Doch die Formstärke des 30-Jährigen dürfte ein Trumpf werden: 15 Tore und zwölf Vorlagen in 20 Spielen stehen in dieser Saison für den PSG-Stürmer zu Buche.

War er 2014 beim legendären 1:7 im Halbfinale gegen Deutschland noch verletzt zur Zuschauerrolle gezwungen, fiel er 2018 bei der WM in Russland eher durch Schauspieleinlagen auf. Bei seiner voraussichtlich letzten WM bietet sich nun Neymars größte Chance – Platz für den 6,175 kg schweren WM-Pokal würde er im Gepäck sicher noch finden. (sid/tf)