Zum Musical „Kyrie“

In der Tat: „Kyrie“ erinnert an Eupens Blütezeit, aber auch daran, dass die Auswüchse des frühen Industriekapitalismus ein Spannungsfeld zwischen Arm und Reich schufen, das sich bis heute durch die gesamte Menschheit zieht.

Mit dem Musical „Kyrie“ habt ihr uns Zuhörenden bewusst gemacht, dass die soziale Frage seit Jahrhunderten unbeantwortet bleibt. Ihr habt die Zuschauenden – u.a. auch mich – berührt, genau in einer Zeit des Umbruchs. Warum Umbruch? Seit der ersten ökonomischen Denkschule von Adam Smith im 18. Jh. über John Maynard Keynes im 20. Jh. bis heute sind Wirtschaft und Soziales eng miteinander verflochten. Und jede Denkschule legte den Fokus mal auf die Wirtschaft, mal auf das Soziale. Bisher haben viele an einer Lösung gearbeitet, so zum Beispiel Anfang des 20. Jh. der aus St.Vith stammende Sozialreformer Silvio Gesell. (Silvio Gesell, 1916: „Reichtum und Armut sind gleich-mäßig verkehrte Zustände. Sie gehören nicht in einen geordneten Staat, sie sind mit dem Bürger- und Völkerfrieden unvereinbar.

Friede ist nichts anderes als Freiheit, und frei ist nur der Mann, der für die Deckung seiner Bedürfnisse sich auf seine eigene Arbeit, seine wirtschaftliche Stellung verlassen kann. Armut ist eine Kette und Reichtum ist eine Kette. Und der Anblick von Ketten muss jedem Freien ein Gräuel sein. Wo er sie sieht, muss er sie brechen. Das ist Friedensarbeit.“) Alle scheiterten. Somit schiebt die Gesellschaft die Antwort auf die soziale Frage auch 2022 immer noch vor sich her. Heute ist wieder unklar, in welche Richtung sich das ökonomische Denken in den nächsten Jahren entwickeln wird. Ihr habt einen Denkanstoß dazu auf die Bühne gebracht. Danke und weiter so!

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