Budget-Streit spaltet die Formel 1: „Absolut schockierend“

<p>Team Chef Christian Horner von Red Bull Racing hat sich zu Wort gemeldet.</p>
Team Chef Christian Horner von Red Bull Racing hat sich zu Wort gemeldet. | Foto: dpa

Die Wut der Zuschauer traf Max Verstappen und Sergio Perez mit voller Wucht. Mit lautstarken Buhrufen und „Betrüger“-Sprechchören war das Red-Bull-Duo am Samstagvormittag auf einer Fan-Veranstaltung vom Publikum in Austin empfangen worden.

Bevor die Nachricht des Todes von Red-Bull-Gründer Dietrich Mateschitz (78) das Fahrerlager erreichte, hatte die Budgetaffäre und ihre Folgen die Formel 1 bestimmt – und für Empörung bei Teamchef Christian Horner gesorgt.

„Ungeheuer enttäuschend“ und „absolut schockierend“ seien die Betrugsvorwürfe einiger Rivalen gegen das Team von Red Bull, hatte Horner beklagt. Vom öffentlichen Pranger sprach der Brite erbost, besorgt klagte er von Mitarbeitern, deren Kinder auf Spielplätzen wegen „erfundener“ Anschuldigungen gemobbt würden: „Das ist nicht in Ordnung!“

In Austin/Texas, wo am Wochenende 400.000 Fans und Hollywood-Stars wie Brad Pitt beim Großen Preis der USA dem Hochglanzprodukt Formel 1 über weite Strecken die passende Kulisse bescherten, belasteten die anhaltenden internen Spannungen das Geschehen im Paddock. Der Budget-Streit nach dem Überschreiten der finanziellen Obergrenze durch Red Bull im Jahr 2021 droht für bleibende Schäden zu sorgen - nicht nur in der Außendarstellung.

Das Verhältnis zwischen Horner und McLaren-Teamchef Zak Brown dürfte beispielsweise nachhaltig belastet sein. Der US-Amerikaner hatte in einem Brief harte Sanktionen gegen Red Bull gefordert, sprach dabei auch von Betrug. „Es ist absolut schockierend, ohne jegliche Fakten und Kenntnis der Details solche Anschuldigungen zu erheben“, erwiderte Horner am Samstag und sprach von Schaden für die Marke, die Partner, Fahrer und die Belegschaft von Red Bull.

Allerdings steht das Weltmeisterteam relativ allein da. „Ich habe fast eine Träne verdrücken müssen, als ich das gehört habe“, kommentierte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff Horners Äußerungen bei Sky: „Fakt ist, dass neun von zehn Teams unter dem Cost Cap geblieben sind.“ Horner, so Wolff, argumentiere mit umgekehrter Psychologie. Die Buhrufe gegen die Fahrer seien allerdings zu verurteilen: „Das geht überhaupt nicht!“

Red Bull, Rennstall des mittlerweile zweimaligen Weltmeisters Max Verstappen, hat sich 2021 eines „geringfügigen“ Verstoßes gegen die Kostenobergrenze (150 Millionen Dollar) sowie eines Verfahrensfehlers schuldig gemacht hat. Der Automobil-Weltverband FIA hat noch keine Einzelheiten über das Fehlverhalten von Red Bull oder etwaige Strafen bekannt gegeben.

Die Augen richten sich deshalb auf die FIA um ihren Präsidenten Mohammed bin Sulayem, der in Austin nicht nur Gespräche mit Horner führte, sondern auch im Austausch mit anderen Verantwortlichen wie Wolff stand.

Das Urteil besitzt Sprengkraft. Greift die FIA mit voller Härte durch - im Extremfall könnte Verstappen WM-Punkte und dadurch den Titel der Vorsaison verlieren - dürfte das die Formel 1 in eine tiefe Krise stürzen. Belässt es die FIA bei einer milden Strafe, schafft sie einen gefährlichen Präzedenzfall.

Red Bulls Rivalen hoffen auf ein klares Signal. „Ich denke, dass es um die Integrität des Sports geht“, sagte Rekordweltmeister Lewis Hamilton, der die WM 2021 mit acht Zählern Rückstand in einem strittigen Saisonfinale an Verstappen verloren hatte.

Einigkeit herrscht über Teamgrenzen hinweg darüber, dass es eine schnelle Entscheidung geben muss. Sollte keine Einigung erzielt werden können, könnte das Thema im schlimmsten Fall vor dem Berufungsgericht der FIA landen. „Das könnte sich weitere sechs bis neun Monate hinziehen, was nicht unsere Absicht ist“, sagte Horner. (sid/calü)

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