„Die Ära Verstappen beginnt“: Noch viel Zeit für viele Titel

<p>Der Sieger Max Verstappen (links) aus den Niederlanden vom Team Red-Bull feiert mit seinen Teamkollegen.</p>
Der Sieger Max Verstappen (links) aus den Niederlanden vom Team Red-Bull feiert mit seinen Teamkollegen. | Foto: Toru Hanai/AP/dpa

Auf die große Titelparty in Japan verzichtete Max Verstappen, noch in der Nacht ging es zurück nach Hause. Und mit welchen Gedanken er am nächsten Morgen die Augen aufschlagen würde, das wusste der Weltmeister auch schon. „Ich werde aufwachen und das Gefühl haben: Wir sollten noch ein paar Titel mehr gewinnen“, sagte Verstappen nach dem Sieg im Chaos von Suzuka.

Mit 25 Jahren ist der Niederländer bereits zweimaliger Weltmeister, da bleibt noch viel Zeit für weitere Großtaten - und spätestens in diesem Jahr hat Verstappen ja tatsächlich gezeigt, wohin diese Karriere noch führen kann.

„Max ist gewachsen seit seiner ersten Meisterschaft“, sagte Red Bulls Teamchef Christian Horner, „er war dieses Jahr in einer ganz anderen Liga mit so viel Selbstvertrauen und Kontrolle im Auto.“ Helmut Marko, Motorsportchef bei Red Bull, sieht „unbedingten Siegeswillen“ aber „keinen krampfhaften Ehrgeiz“ mehr bei seinem Piloten.

Und auch die internationale Presse war sich am Montag weitgehend einig. Verstappens Dominanz, schrieb der englische Guardian, erinnere jetzt schon „an die Größten dieses Sports“. Die italienische Gazzetta dello Sport hielt sich gar nicht lange mit Ferrari auf, das auch in diesem Jahr dem Titel weit hinterherlief. „Mit diesem zweiten WM-Sieg“, schrieb das Blatt, „beginnt die Ära Verstappen, und man weiß nicht, wie lange sie dauern wird.“

In der Tat spricht gerade wenig dafür, dass es für Red Bull und Verstappen in den kommenden Jahren bergab gehen könnte. Sein Vertrag dort läuft bis 2028, das Reglement bleibt bis 2025 recht stabil. Zudem hat er seine beiden ersten Titel auf völlig unterschiedliche Weise gewonnen.

Das enge Duell 2021 mit Lewis Hamilton und Mercedes war geprägt von Aufs und Abs, die Kräfteverhältnisse wechselten mehrfach, auch psychologisch war das schwierig. Am Ende stand ein denkbar knapper Sieg - ermöglicht erst durch eine eigenartige Regelauslegung des Weltverbandes FIA beim Finale in Abu Dhabi.

Die Saison 2022 ist ein kompletter Gegenentwurf. Red Bull hat das stärkste Auto, Verstappen holt aus diesem allerdings noch mal deutlich mehr heraus als sein Teamkollege Sergio Perez. In diesem Jahr ging es häufig darum, die Punkte ins Ziel zu fahren, und das tat Verstappen mit beachtlicher Souveränität, er gewann sogar von hinteren Startplätzen. Es sei daher „der schönere der beiden Titel“, sagt Verstappen, „die Saison war sehr speziell. Es wird sehr schwer, so ein Jahr zu wiederholen.“

Was ihm bislang nicht vergönnt war: Ein Titel ohne Nebengeräusche. Auf den großen Streit von Abu Dhabi 2021 folgte nun das Chaos von Suzuka 2022. Bei der Zieleinfahrt ging eigentlich die gesamte Formel 1 davon aus, dass die Titel-Entscheidung noch einmal vertagt ist - weil niemand das komplizierte Reglement des Weltverbandes FIA für verkürzte Rennen verstanden hatte.

Zwei Weltmeisterschaften also, zweimal gab es Kontroversen, das mag etwas unbefriedigend wirken. Es spricht allerdings einiges dafür, dass es „nur“ die beiden ersten Titel Verstappens sind. Er hat ja noch viel Zeit. (sid/calü)

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