Chiellini und Busquets: „Der unendliche Kapitän“ und der „Superkapitän“

<p>Giorgio Chiellini und Sergio Busquets sind zwei der letzten Vertreter ihrer Generation.</p>
Giorgio Chiellini und Sergio Busquets sind zwei der letzten Vertreter ihrer Generation. | Foto: dpa

Italien gegen Spanien, das bedeutet auch: Giorgio Chiellini gegen Sergio Busquets. Zwei der letzten ihrer Generation, zwei, die die Kapitänsbinden aufgrund ihrer Erfahrung und Autorität tragen.

Auf der einen Seite ist da Chiellini, 36 Jahre alt, Kapitän, und aus der italienischen Nationalmannschaft nicht wegzudenken. Die Trainer wechselten, das Spielsystem veränderte sich, Teamkollegen kamen neu dazu – nur er ist immer noch da. So sehr Italien bei dieser EM mit mutigem Offensiv-Fußball begeistert, so sehr benötigt das Team auch die defensive Stabilität, die Chiellini mit seinem Nebenmann Leonardo Bonucci im Abwehrzentrum garantiert. „Es war ein Generationenwechsel“, sagte Nationalcoach Roberto Mancini über die Veränderungen in der Mannschaft in den vergangenen Jahren. „Aber die Defensive ist immer wichtig, es braucht eine gute Balance.“ Vor fast zwei Jahrzehnten, am 17. November 2004, gab Chiellini sein Debüt in der Squadra Azzurra. Seitdem war er oft nah dran am großen Ziel, vor allem das 0:4 gegen Spanien im EM-Finale 2012 blieb in schmerzhafter Erinnerung und weckte den Wunsch nach Wiedergutmachung auf der großen Bühne. „Es ist wohl mein letztes Turnier mit der Nationalmannschaft“, sagte Chiellini vor der EM über seine Zeit im Nationaltrikot. Trotz seinen bislang überzeugenden Leistungen bei dieser EM ist Chiellinis Zukunft ungeklärt. Sein Vertrag bei Juve lief aus, eine Verlängerung soll aber nur Formsache sein. Ob es in der Nationalelf nach der EM weitergeht, ist ebenso offen. Mancini würde das Team gerne um den Routinier herum weiterentwickeln, heißt es. „Mit fast 37 Jahren ist er auch für die Zukunftspläne unabdingbar“, schrieb der „Corriere dello Sport“: „Er ist der unendliche Kapitän.“

Ihm gegenüber steht Sergio Busquets, für den die EM allerdings mit großen Fragezeichen begann. Quarantäne statt Teamtraining, Isolation statt Spielen. Busquets litt – nicht an Symptomen seiner Corona-Infektion. Busquets litt, weil er nicht wusste, ob es reicht. Ob er noch im Trikot der Furia Roja auflaufen könnte. Und Spanien litt, weil ohne Busquets der Bessermacher fehlte. „Es ist spektakulär, an seiner Seite zu spielen“, sagt Mittelfeldkollege Pedri. Der ist gerade mal 18 Jahre alt, jüngster spanischer EM-Spieler und steht für die neue Generation des insgesamt dreimaligen Europameisters. Busquets wird fünf Tage nach dem EM-Finale 33 Jahre alt. Dies sei seine letzte EM, sagte auch Busquets in einem Interview der Sportzeitung „As“. Die Kollegen von „Marca“ tauften ihn schon den „Superkapitän“.

An diesem Dienstag im Wembley-Stadion wird Busquets sein 127. Länderspiel absolvieren, am Sonntag soll Nummer 128 dazukommen. Das Finale. Und er weiß, wie das geht. Er weiß, wie man Italien schlägt und am Ende die Trophäe in den Händen halten darf. 2012 war er dabei im Mittelfeld, als Spanien Italien im Endspiel mit 4:0 demütigte. Zwei Jahre zuvor war Busquets mit Spanien auch schon Weltmeister geworden.

Nachdem Nationaltrainer Luis Enrique auf den nicht topfitten Rekordnationalspieler Sergio Ramos (180 Spiele) in seinem nur 24-köpfigen Kader verzichtet hatte, bekam Busquets als letzter Vertreter der Goldenen Generation – Jordi Alba war 2012, aber noch nicht 2010 dabei – eine noch größere Bedeutung in einem Aufgebot, in dem elf Spieler 25 Jahre und jünger sind. Zum „Star of the Match“ wurde er gewählt, auch beim 5:3 im Viertelfinale nach Verlängerung gegen Kroatien. Spätestens da wusste jeder, warum Luis Enrique klargestellt hatte, auf Busquets Rückkehr zu warten und ihn nicht abzuschreiben nach dem positiven Corona-Befund. Dass er in der Quarantäne sein Training voll hatte durchziehen können und topfit zum Team zurückgekehrt war, machte es Busquets, dem Trainer und der gesamten Mannschaft leichter. Noch immer trifft auf Busquets zu, was einst der spanische Titeltrainer Vicente del Bosque über ihn sagte: „Du schaust ein Spiel und sieht Busquets nicht. Aber wenn du Busquets anschaust, siehst du das ganze Spiel.“ (dpa/tf)

Kommentare

Kommentar verfassen

0 Comment