Der Kopf spielt mit

<p>Deutschlands Toni Kroos steht mit Ball auf dem Feld. Vor einem Elfmeter ist der Druck für den Schützen sehr groß.</p>
Deutschlands Toni Kroos steht mit Ball auf dem Feld. Vor einem Elfmeter ist der Druck für den Schützen sehr groß. | Foto: Robert Michael/dpa

Der entscheidende Elfmeter. Alle gucken auf dich. Jetzt bloß nichts falsch machen. Du läufst an und schießt. Und was macht der Ball? Er fliegt über das Tor. Dabei hatte im Training noch alles geklappt. Was ist also schiefgegangen?

„Da kann im Kopf sehr viel vorgehen“, sagt der Sportpsychologe Spiros Chrysidis. „Im Training weiß man im Hinterkopf immer noch, dass es etwas anderes ist als im Wettkampf.“ Schließlich habe man im Training nichts zu verlieren und könne sich danach weiter verbessern.

Bei Turnieren wie der Europameisterschaft (kurz: EM) dürfen sich die Fußballer solche Fehler kaum erlauben. Das Turnier beginnt am 11. Juni. Im Wettkampf komme es plötzlich wirklich drauf an, sagt der Experte, ein großer Unterschied.

Ein anderes Problem: Man denkt zu viel darüber nach, wohin man schießen will. Dadurch klappen eingeübte Abläufe wie beim Elfmeter manchmal nicht mehr so gut wie sonst.

Fachleute arbeiten mit Sportlern an genau solchen Problemen. Denn manchmal kann man noch so viel trainieren. Im entscheidenden Moment muss auch der Kopf mitmachen. Deshalb holen sich viele Sportlerinnen und Sportler regelmäßig Tipps, zum Beispiel bei Christoph Kittler. Er ist Sportpsychologe beim Fußball-Verein Union Berlin. Dort betreut er vor allem die Spieler und Trainer verschiedener Jugendmannschaften.

Er erklärt: Ein Elfmeter sei eine Drucksituation. „Und Druck entsteht im Kopf. Sobald ich eine Situation als besonders wichtig wahrnehme, ändert das alles.“ Wir würden dann oft weniger darüber nachdenken, was wir können. Dafür denken wir daran, was wir vermeiden wollen. Zum Beispiel, den Elfmeter zu verschießen.

Nicht selten passiert dann genau das. „Wenn ich mir im Kopf vorstelle, wie ich daneben schieße, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass das dann auch passiert“, sagt Christoph Kittler.

Um mit dem Druck besser umzugehen, gibt es verschiedene Methoden. Man übt etwa, seine Gedanken besser zu kontrollieren. So sollen sie einem nicht mehr im Weg stehen. Oder man stellt sich bestimmte Momente im Wettkampf ganz genau vor. Dadurch ist man im Ernstfall weniger überrascht und weiß, was zu tun ist.

Wichtig ist aber: Das geht nicht von heute auf morgen. Genauso wie beim körperlichen Training auf dem Platz muss man eine ganze Weile üben. Irgendwann spielt dann vielleicht auch beim Elfmeter der Kopf mit. (dpa)

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