„Mangelnder Professionalismus“: Brügge hadert mit peinlichem VAR-Versagen

<p>Simon Mignolet beteuert seine Unschuld beim vermeintlichen Ausgleich.</p>
Simon Mignolet beteuert seine Unschuld beim vermeintlichen Ausgleich. | Foto: belga

Vor wenigen Wochen schlugen mehrere wetterbedingte Spielabsagen in der 1. Division hohe Wellen. Wie könne es sein, dass eine professionelle Fußballliga nicht mit ein bisschen Schnee, Eis und Regen umzugehen weiß, fragten sich damals viele. „Wenn die Pro League sowohl national als auch international für eine positivere Berichterstattung sorgen will, dürfen solch essenziellen Dinge wie der Rasenzustand nicht dazwischenkommen“, kritisierte der Verwaltungsrat der Pro League.

Nicht einmal einen Monat später die nächste Peinlichkeit. Da die Partie zwischen der AS Eupen und AA Gent (1:0) als einziges Pokalviertelfinale nicht live im Fernsehen übertragen wurde, und somit mehrere Kameraperspektiven wegfielen, wurde im gesamten Viertelfinale kein Videoschiedsrichter eingesetzt. Aus Gründen der Chancengleichheit, begründet der Verband, der sich im Endeffekt aber selbst damit ins Knie schoss.

„Man muss sich wirklich Fragen stellen.“

Beim Hingucker der aktuellen Pokalrunde ging Standard Lüttich kurz nach der Halbzeitpause gegen Club Brügge mit 1:0 in Front. Flankengeber Klauss hatte jedoch im Abseits gestanden. Und in der Nachspielzeit wurde es richtig dramatisch, als Brügge-Torwart Mignolet bei einer Ecke mit nach vorne eilte. Er bekam den Ball und leitete ihn an Okereke weiter, der den Ausgleich erzielte. Die große Frage: War Mignolet mit der Hand/dem Arm am Ball? Schiedsrichter Verboomen, der ärmste Mann auf dem Platz, musste die so wichtige Entscheidung ohne technische Hilfe treffen – und gab das Tor nach minutenlangem Hin und Her nicht. Tatsächlich bewies erst die x-te Zeitlupenperspektive, dass der Keeper der Roten Teufel den Ball leicht mit der Hand berührte.

„Das war für den Schiedsrichter keine einfache Situation, da ich von vier Spielern umzingelt war. Ich habe den Ball nicht an meiner Hand gespürt, aber allen Anschein nach zeigen die Bilder etwas anderes“, zeigte sich Mignolet im Interview, nachdem es auf dem Feld mehrere Rudelbildungen gegeben hatte, beeindruckend gelassen und sachlich. Aber auch er kam um die größte Frage des Abends nicht umhin: „Ich habe den VAR nie kritisiert und verstehe nicht, warum in so einem wichtigen Spiel keine Kameras aufgestellt werden. Die Erklärung, dass es wegen des Eupen-Spiels ist, kann ich nicht akzeptieren. Angesichts der Mittel des belgischen Fußballs muss man sich wirklich Fragen stellen.“

<p>Die entscheidende Szene: Dass Mignolet den Ball leicht mit der Hand berührte, war erst nach mehreren Zeitlupen zu erkennen. Doch die standen dem Schiedsrichter nicht zur Verfügung.</p>
Die entscheidende Szene: Dass Mignolet den Ball leicht mit der Hand berührte, war erst nach mehreren Zeitlupen zu erkennen. Doch die standen dem Schiedsrichter nicht zur Verfügung. | Foto: belga

Verboorne revidierte seine Entscheidung zunächst und gab das Tor, doch einige Minuten später, nachdem er unter anderem Mignolet befragt hatte, kehrte er zu seinem Ursprungsurteil zurück und erkannte den Ausgleich nicht an. „Er hat mich nach meiner Sicht gefragt, und ich habe ihm gesagt, dass ich kein Lügner bin und dass ich kein Foul begangen habe. Aber er hat nicht darauf gehört“, bedauert Mignolet, der vor dem Unparteiischen gar auf die Knie ging.

Philippe Clement, Brügges Trainer, fand ebenfalls deutliche Worte in Richtung Pro League: „Okay, vielleicht war es ein Handspiel von Simon (Mignolet, A. d. R.), aber auf jeden Fall stand Klauss beim 1:0 zuvor im Abseits. Das ist mangelnder Professionalismus der Organisatoren. Und mangelnder Respekt gegenüber der Spieler, Klubs, Schiedsrichter, Fans... Ja, es gibt manchmal Ärger mit dem VAR, aber hier hätte er die Probleme regeln können.“ Übrigens schlug sich auch Standard-Trainer Mbaye Leye auf die Seite des Verlierers: „Mit dem VAR hätte es diese Entscheidung nicht gegeben.“

Der belgische Fußball ist seit Donnerstagabend um eine Peinlichkeit reicher. Im Halbfinale, wo die AS Eupen auf Standard Lüttich und Anderlecht auf Genk treffen, wird der Videobeweis wieder im Einsatz sein – Gottseidank.

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