Ostbelgische Frühhilfe in internationalem Verbund

<p>Die Fachleute diskutierten in Elsenborn, welche Kompetenzen für eine wirkungsvolle soziale Arbeit mit den Kindern und ihren Familien benötigt werden.</p>
Die Fachleute diskutierten in Elsenborn, welche Kompetenzen für eine wirkungsvolle soziale Arbeit mit den Kindern und ihren Familien benötigt werden. | Foto: privat

Seit dem vergangenen Jahr haben sie sich erstmals zu einer „Internationalen Ländervereinigung der interdisziplinären Frühförderung“ (IL-VIFF Südwest) zusammengeschlossen, die die deutschen Bundesländer Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland sowie die Länder Luxemburg und Ostbelgien umfasst. In Deutschland besteht die Vereinigung (VIFF) schon seit fast 40 Jahren - als Fachverband der deutschen Frühförderung, der die sozialen Hilfen aus wissenschaftlicher Sicht kritisch begleitet und engen Kontakt mit den jeweiligen Regierungen hält.

Vorsitz wird turnusmäßig alle zwei Jahre abgelöst.

Nun hat sich die VIFF erstmals um die Länder Luxemburg und Ostbelgien erweitert.

Der Vorsitz wird immer von einem medizinisch-pädagogischen Tandem gestellt, das sich turnusmäßig aller zwei Jahre im Vorsitz ablöst. Gründungsvorsitzende sind der Pädagoge Prof. Dr. Armin Sohns und der Sozialpädiater Dr. Helmut Peters.

Sie führen aus, dass die wissenschaftlichen Erkenntnisse gerade mit Unterstützung der neurologischen Forschungen in den letzten Jahrzehnten immer deutlicher aufzeigen, wie grundlegend die Rahmenbedingungen der kleinen Kinder in den ersten drei Lebensjahren und vor allem im ersten Lebensjahr für ihre spätere Entwicklung bis hinein ins Erwachsenenalter sind. „Nach dem heutigen Erkenntnisstand können wir nicht mehr davon ausgehen, dass sich Versäumnisse in der Bindungsqualität und ungenügender Förderung während der frühkindlichen Entwicklung später noch problemlos nachholen lassen. Sie entscheiden aber über die wesentlichen Teilhabechancen im Leben. Wenn wir von sozialer Gerechtigkeit sprechen, müssen wir im frühesten Kindesalter anfangen. Alle späteren Versuche sind viel aufwendiger.“

Entsprechend kritisieren die Fachleute, dass in den deutschsprachigen Ländern noch überwiegend der kurative Gedanke der Therapie einer bestehenden Störung bezahlt wird und nicht unbedingt präventive Ansätze zu deren Verhinderung.

Prof. Sohns führt aus: „80% der Kinder in der Frühförderung haben heute keine klare medizinische Diagnose mehr für ihre Entwicklungsstörung. Hier spielen soziale Herkunft, Ressourcen im Umfeld des Kindes und eine zunehmende Überforderung der Eltern eine gravierende Rolle. Und hier könnten wir präventiv viel wirkungsvoller arbeiten.“

Entsprechend diskutierten die Fachleute, welche präventiven Ansätze und niedrigschwelligen Zugänge sich bewährt haben und welche Kompetenzen die Fachpersonen für eine wirkungsvolle soziale Arbeit mit den Kindern und Familien benötigen. Auffallend ist, dass viele Kinder noch immer selbst bei gravierenden Auffälligkeiten erst spät (im Durchschnitt mit fast 4 Jahren) erstmals zur Frühförderung kommen.

Fachtagung zum Thema Sucht im Vorschulalter

Ebenfalls wurde das an Bedeutung zunehmende Thema von Sucht im Vorschulalter (z.B. durch neue Medien oder mit Folgen elterlichen Suchtverhaltens auf die Kinder) diskutiert. Hierzu veranstaltet die ILVIFF-Südwest einen eigenen Fachtag am 25. Oktober in Mainz.

Unterstützung erhielt das Treffen auch vom Sozialminister Ostbelgiens, A. Antoniadis, der seine geplante Teilnahme wegen einer dringenden Koalitionssitzung zur Finanzplanung der nächsten fünf Jahre kurzfristig absagen musste, in einer Grußnote jedoch die internationale Beteiligung Ost-Belgiens ausdrücklich begrüßte.

Er betonte, die Umsetzung der Inklusion werde auch in den nächsten fünf Jahren oberste Priorität haben. Gemeinsam mit der Dienststelle für Selbstbestimmtes Leben (DSL), den Dienstleistern in diesem Bereich und der Zivilgesellschaft werde es darauf ankommen, die Lücken im System zu identifizieren und angemessene Antworten auszuarbeiten.

Es sei geplant, gemeinsam mit der „Frühhilfe Ostbelgien“ die Unterstützung für Familien wieder auszubauen.

Die Fachleute der Frühförderung bedanken sich für die Unterstützung des Ministers sowie bei dem Träger der Frühhilfe Ostbelgiens, dem Begleitzentrum Griedeck. Es ist auch künftig geplant, unter enger Mitarbeit mit der Leiterin der Frühhilfe, Erica Margraff, und ihres Teams den Austausch zu intensivieren und länderübergreifend zu kooperieren.

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