Anne Kelleter schafft den direkten Einzug – „Edmund-Stoffels-Effekt“ bei SP

Im zweisprachigen Wahlkreis Verviers, der sechs Abgeordnete nach Namur entsendet, stand Kelleter bei den Grünen auf dem aussichtsreichen Listenplatz eins. Die „grüne Welle“, die über die Wallonie schwappte, spülte Kelleter nach Namur. „Ich muss das erst einmal sacken lassen. Das ist mega. Ich fühle mich super. Ich bin aber auch ziemlich überrascht von dem Ergebnis, denn damit ich wirklich überhaupt nicht gerechnet“, freute sich Kelleter am Sonntagabend.

Ende Februar hatte Ecolo die BRF-Journalistin gefragt, ob sie die Position von Christine Mauel auf Listenplatz eins einnehmen möchte. Sie sagte zu und feierte nun wenige Monate später vor allem in den Kantonen St.Vith und Eupen einen sehr guten Erfolg. 25 bzw. 27 Prozent der Stimmen gingen hier an Ecolo. Im Vergleich zu 2014 waren das rund zehn Prozent mehr. Am Sonntagabend, als nach einer elektronischen Panne erst knapp 70 Prozent der Büros ausgezählt waren, stand Kelleter bei über 5.000 Vorzugsstimmen. Über ihr Ergebnis aus der Deutschsprachigen Gemeinschaft (3.550 – 2.009 im Kanton Eupen und 1.421 im Kanton St.Vith) war sie sogar vollkommen überwältigt. „Das ist fantastisch. Ich hatte als Einsteigerin mit ein paar Hundert gerechnet“, so die Ecolo-Politikerin gegenüber dem GrenzEcho. Sie fieberte am Abend noch mit Hajib El Hajjaji (Listenplatz zwei im Wahlkreis Verviers) mit, der möglicherweise auch noch dank des guten Ergebnisses ins Parlament einziehen könnte. Im Anschluss werden in den nächsten Tagen mehrere parteiinterne Treffen anberaumt, „um die endgültigen Ergebnisse zu analysieren und zu schauen, ob wir in die Mehrheit gehen oder nicht“, so Kelleter, die im WRP vor allem die Themenbereiche Landwirtschaft und Wirtschaft beackern möchte.

„Die Landwirtschaft ist ein Kernthema, wenn es um grünen Wandel geht. Und sie ist ein wichtiger Bereich in unserer Region. Ich will mich unter anderem dafür einsetzen, dass Bio- und kleinere Landwirtschaftsbetriebe mehr unterstützt werden. In der Wirtschaft möchte ich lokale Kreisläufe fördern. Dadurch wird unter anderem weniger weggeworfen, und die Transportwege werden kürzer. Auf der anderen Seite werden lokale Arbeitsplätze geschaffen.“ Natürlich müsse sie aber erst einmal abwarten, wie die Kommissionen im Parlament verteilt werden. Jedenfalls möchte sie eine Politikerin sein, die für die Bürger erreichbar ist – auch über Parteigrenzen hinweg. Kelleter: „Man geht als Ostbelgier nach Namur, um Brücken zu bauen und die Belange der DG zu vertreten. So haben es auch schon die Vorgänger gemacht.“ Das Wallonische Parlament sei für das Gebiet deutscher Sprache eine wichtige Instanz, betonte die Eupenerin weiter (Es regelt u.a. folgende fünf Themenbereiche: regionale Wirtschaft, Landwirtschaft, Mobilität, Energie und Umwelt).

Ein weiterer Ostbelgier, der eventuell ins Parlament einziehen könnte, ist der CSP-Politiker Robert Nelles, der auf der CDH-Liste antrat. Falls die Spitzenkandidatin Marie-Martine Schyns Ministerin in einer Regierungskoalition wird, zieht der 61-jährige Büllinger als erster Ersatzkandidat ein. Der bisherige PDG-Mandatar will sein Amt als Direktor des Arbeitsamtes der DG ruhen lassen, falls er für Schyns nachrückt. „Ob, wie und was wird sich erst später herausstellen. Das wussten wir bereits vorher“, erklärte Nelles über die theoretische Möglichkeit. Er freute sich vor allem über ein gutes Vorzugsstimmenergebnis in der DG (2.536 – 1.624 im Kanton St.Vith und 912 im Kanton Eupen). „Das ist sehr schön und stimmt mich zufrieden. Ich bin jetzt sehr gespannt, wie es weitergeht“, so Nelles, der am Sonntagabend vor Redaktionsschluss bereits 3.062 Vorzugsstimmen aufwies.

Die SP-Politikerin Sonja Cloot war am Sonntag angetreten, um ihren Parteikollegen Edmund Stoffels in Namur zu beerben. Nach 20 Jahren Arbeit im Wallonischen Regionalparlament will der in Hünningen bei Büllingen geborene 62-Jährige seine Erfahrung mit dem Thema Raumordnung zukünftig in Ostbelgien einbringen – eventuell als Sonderberater für die kürzlich übertragene Kompetenz (inklusive sozialer Wohnungsbau und die daran verbundenen Energiefragen). Bei der Wahl zum Parlament der Deutschsprachigen Gemeinschaft trat der Sozialist übrigens als Listendrücker an und erreichte ein achtbares Resultat (1.282.)

Seine mögliche Nachfolgerin Sonja Cloot reagierte am Sonntagabend positiv auf ihre doch schwachen Resultate in den Kantonen St.Vith und Eupen (308 und 601). „Im Vergleich zu den Kommunalwahlen in Lontzen habe ich mein Resultat versechsfacht. Die Leute haben gemerkt, dass ich effektiv das tue, was ich gesagt habe und mich für die Menschen einsetze“, erklärte Cloot gegenüber dem GrenzEcho. Vor allem aber in der Eifel, aus der ihr Vorgänger Edmund Stoffels kommt, verloren die Sozialisten 20 Prozent (!). „Ich bin in der Eifel nicht so bekannt wie Edmund“, lautete die Begründung der 58 Jahre alten PS-SP-Politikerin, deren Einzug ebenfalls fraglich ist, obschon sie auf Platz zwei der PS-Liste stand. Warum? Weil es das System der Listenverbindungen gibt. So ist es auch schon anderen DG-Politikerin passiert, dass sie am Sonntag ins Parlament eingezogen waren, um einen Tag später zu erfahren, dass sie doch nicht nach Namur dürfen. Außerdem schwächelte die Kommunalpolitikerin mit 1.568 Vorzugsstimmen insgesamt deutlich.

Eine weitere Kandidatin, die noch eine Chance auf den Einzug ins Parlament hat, ist Christine Mauel (PFF/MR). „Leider kann ich Ihnen nicht viel sagen“, erklärte die Politik-Newcomerin, die sich über ihr Stimmenergebnis in der DG freute. Hier holte die Direktorin der sozialen Wohnungsbaugesellschaft Nosbau 1.601 Stimmen (733 im Kanton St.Vith, 868 im Kanton Eupen). Am Sonntagabend stand sie im Wahlkreis Verviers bei 3.531 Stimmen. „Damit bin ich zweitbester Kandidat in der DG. Darauf bin ich wirklich sehr stolz“, so die Liberale.

Außerdem: Auch auf den Ersatzlisten kandidierten einige Deutschsprachige. Für Ecolo erreichten Michel Neumann (Platz fünf) und Dorothea Peters (Platz sechs) 966 respektive 1.371 Vorzugsstimmen (Stand 22.34 Uhr). Melanie Blesgen kandidierte auf Platz sechs der effektiven SP-Liste. Sie erreichte bei Redaktionsschluss 1.371 Stimmen. Auf der PFF-MR-Ersatzliste trat Tina Freches (Platz vier) an. Sie holte 1.663 Vorzugsstimmen. Marcel Henn holte auf der effektiven CDH-Liste auf Platz sechs 2.037 Stimmen. Sandra Houben-Meessen auf Platz vier der Ersatzliste erhielt 1.239 Vorzugsstimmen.

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