Ein heikles Stück Literatur (1)

Das Buch „Lausbuben“ von Jean-Pierre Leffin wurde durch Chudoscnik Sunergia von der Leserunde „Seitenstraße“ ausgeschlossen: Der Roman spiele „in Ostbelgien“, und da man „staatlich gefördert“ werde, müsse man „schon ein wenig aufpassen bei der Auswahl der vorgelesenen Texte“. Was für eine peinliche Geste vorauseilenden Gehorsams! Die neue Begründung, man habe „die falschen Worte gewählt“ und der Roman „passe nicht ins Konzept“ der „Seitenstraße“, weil er „einen Austausch verlange“, ist wenig glaubhaft. Man hätte das Buch vielleicht einfach mal lesen sollen.

Die Vorzüge des Romans sind schnell genannt: Leffins lässiger Ton, seine flapsigen Sprüche sowie manche Umschreibungen und Metaphern klingen oft recht gelungen. Von Talent zeugen auch die minutiösen Detailschilderungen alltäglicher, oft banaler Vorgänge. Doch peinlich – wenn auch z.T. erheiternd – wirkt es, wenn er beim Versuch einer originellen Wortwahl buchstäblich ‚ins Klo greift‘, so bei den „festgefrorenen Nasen“ der Cabriofahrer, der Hose, die um die Beine „schlabbert“, den Schweißperlen, welche die Stirn „bevölkern“, dem „hantierenden“ Bürgermeister oder den Tulpen, die von Stiefmütterchen bzw. dem Campingtisch der von Stühlen „umrundet“ wird. Auch die Rechtschreibfehler wirken zum Teil urkomisch: Der alte Friedel ist „von Gischt geplagt“. Louis versteht nicht und „hackt … nach“. Moni hingegen „begreift sofort, wo es hackt.“ Der Wahlleiter hält „die Eingangspforte in Schacht“, und Jérôme (alias „Jerome"), der sich an der Lasagne verbrennt, ruft: „Oh Schiit, verdammt heiß!“. Zu oft verbrennt sich der Autor selbst die Finger an der deutschen Grammatik: Nicht selten steht das Subjekt im Akkusativ („Den Virus, der Jérôme befiel, springt schnell über.“), mal im Dativ („Dem Gedanken, Feuer mit Benzin zu löschen, amüsiert ihn.“). Das Objekt im Nominativ klingt gelegentlich amüsant (so beim Eimer, „der die Blondine beim Grill fand“). In solchen Momenten ist „diese Performance eine mitleiderregende, heitere Darstellung“ (J.-P. Leffin). Im ganzen Roman wimmelt es nur so Fehlern in deutscher Grammatik, Rechtschreibung und Interpunktion: Das Buch hätte so niemals gedruckt werden dürfen! Hier hat niemand Korrektur gelesen oder der Korrektor hatte ordentlich „Fett uff der Brille“ (Eberhard Cohrs).

Kommentare

Kommentar verfassen

0 Comment