Wie Kinder krisenfest werden – Mehr Autonomie, auch für Schulen

Wissenschaftliche Erkenntnisse in die Schulen bringen

Die Deutschsprachige Gemeinschaft steckt viel Geld ins Bildungssystem. Und trotzdem bestätigen alle Studien, dass Ostbelgien hinter seinen Möglichkeiten zurückbleibt. Deshalb müssen die begrenzten finanziellen Mittel der DG gezielter eingesetzt werden.

Das kann man nur mit einer Bildungspolitik erreichen, die Probleme benennt und nicht verschleiert. Die Politik muss klare Regeln für unsere Bildungspolitik aufstellen, aber den Schulen viel Freiheit geben, wie sie diese Regeln umsetzen. So sollen sich Lehrkräfte wieder besser auf ihre eigentliche Arbeit, die Pädagogik, konzentrieren können. Grundlage solcher Entscheidungen müssen stets wissenschaftliche Erkenntnisse sein. Nur so kann die Bildungspolitik Rückstände aufholen.

Lernen braucht auch Scheitern

Schülerinnen und Schüler müssen im Mittelpunkt einer nachhaltigen Bildungspolitik stehen. Wichtig ist dafür, ein anderes Verständnis von Leistung zu fördern. Leistung bedeutet nicht nur, das zu tun, was man bereits gut kann. Es bedeutet vielmehr, aus Fehlern zu lernen und sich anzustrengen, damit man es beim nächsten Mal besser macht. Indem Schüler*innen beispielsweise Vorträge zweimal halten und Tests mit Feedback neuschreiben, lernen sie, dass sich Anstrengung lohnt. Die Benotung oder das Feedback werden besser, wenn ich aus meinen Fehlern lerne. So sorgt Schule dafür, dass jede*r gefordert und gefördert wird - unabhängig von der Rolle des Elternhauses.

Schule kann mehr als Noten

Neben schulischen Leistungen müssen auch die sozialen und emotionalen Fähigkeiten der Kinder und Jugendlichen gefördert werden. Kinder müssen lernen, sich an Regeln zu halten, sich in andere hineinzuversetzen, Rücksicht zu nehmen und Konflikte zu lösen. Sie müssen lernen, mit ihren eigenen Gefühlen umzugehen und Verantwortung für ihr Handeln zu übernehmen. Um Leben und Beruf zu meistern, braucht man nicht nur Fachkenntnisse, sondern auch Teamfähigkeit und Durchsetzungsvermögen. In einer Zeit, in der Künstliche Intelligenz viele Aufgaben besser erledigen kann als wir Menschen, wird deutlich, dass unsere soziale und emotionale Intelligenz uns als Gesellschaft besonders wertvoll macht.

Das vermag Schule allein nicht zu leisten. Alle, die an der Bildung der nächsten Generation beteiligt sind, spielen hierbei eine entscheidende Rolle. Daher muss auch die Zusammenarbeit neu gedacht und umgesetzt werden. Lehrkräfte müssen nicht nur besser darauf vorbereitet werden, Schülerinnen und Schüler auch sozial und emotional zu unterstützen, sondern sie benötigen auch mehr Anerkennung von der Politik, den Schulleitungen und den Eltern. Eltern und Erziehungsberechtigte sollten aktiv eingebunden sein und mitreden dürfen.

Echte Pausen im Schulalltag

Der Schulalltag muss ausreichend Raum für echte Erholung bieten. Klare Regeln und einladende, grüne Schulhöfe tragen dazu bei. Zudem ist gesundes, nachhaltiges Essen in den Kantinen und am Schulkiosk wichtig - zu Preisen, die sich jede*r leisten kann. Obendrein können Schulgärten dazu führen, dass sich Kinder und Jugendliche bewusst mit Ernährung und Gesundheit befassen.

Pausen gilt es über das ganze Schuljahr hinweg vernünftig zu verteilen. Das Schuljahr 2023-2024 endet mal wieder mit 11 aufeinanderfolgenden Schulwochen. Zwischen den Weihnachts- und Karnevalsferien lagen hingegen nur 5 Wochen. Das macht keinen Sinn und geht an den Bedürfnissen der jüngeren Kinder vorbei.

Ecolo setzt sich für eine Überarbeitung der Ferienrythmen ein. Wir befürworten ein Modell, das vorsieht, dass alle Schulferien mindestens 2 Wochen lang sind, dass die Sommerferien auf 7 Wochen verkürzt werden und dass die Abstände zwischen den Ferien nicht weniger als 6 und nicht mehr als 8 Wochen betragen. Das ist wichtig, damit wir unsere lokalen Traditionen und Feiertage weiterhin zelebrieren können.

Gute Schule lebt von guter Bildungspolitik

Wir Grüne setzen auf die positive Wirkung von hohen, aber individuell angepassten Erwartungen. Studien belegen, dass Langeweile und Unterforderung Schüler*innen am Lernen hindern. Im Gegensatz dazu bringen Herausforderungen sie dazu, an ihr Potential zu glauben. Hohe Erwartungen stärken ihr Selbstbewusstsein und fördern ihre Leistungsbereitschaft. Dies gilt auch bei denen, die als "schwierig" gelten, weil sie laut sind, stören oder Regeln missachten.

Unser Bildungssystem braucht also hohe Erwartungen und Herausforderungen, damit unsere Schüler und Schülerinnen wachsen und ihr volles Potential entfalten können. Das geht am besten, wenn hohe Erwartungen mit sicheren Beziehungen, viel Vertrauen, echter Verantwortung und gemeinsam gestalteten Regeln einhergehen. Schüler*innen vor Frust oder Schwierigkeiten zu bewahren, wird nicht funktionieren, da sind sich alle einig. Stattdessen müssen Eltern und Lehrpersonen sie dabei begleiten, auch mal zu scheitern – um dabei zu wachsen. Kinder und Jugendliche sollen Fehler machen dürfen und daraus lernen, um am Schluss noch mehr an sich selbst zu glauben.

Für Ecolo sind krisenfeste Menschen mit hohem Bildungsniveau die beste Möglichkeit, die Probleme unseres Planeten und unserer Gesellschaft nachhaltig zu lösen.

Kommentare

Kommentar verfassen

0 Comment