Langfristige Perspektiven für Ostbelgiens Fachkräftebedarf

<p>Langfristige Perspektiven für Ostbelgiens Fachkräftebedarf</p>
Illustrationsbild: dpa

„Wir haben in den letzten Jahren viele Anstrengungen unternommen, um wichtige Standortfaktoren zu verbessern, die die Lebensqualität in Ostbelgien massiv aufwerten, so etwa im Bereich der Kinderbetreuung, der Ausbildung oder auch der Seniorenpflege“, wird Ministerpräsident Oliver Paasch in einer Mitteilung zitiert. Die finanzielle Unterstützung durch das neue Stipendiensystem trage mit 400 Antragsstellern bereits erste Früchte, um auch in Mangelberufen künftiges Fachpersonal zu finden und auszubilden. Auch die Standortmarke Ostbelgien trage mit ihren Aktionen und Markenpartnern zur Bekanntheit der Region bei und soll langfristig bei der Fachkräfteakquise helfen. Trotz dieser und vieler weiterer Regierungsmaßnahmen reiche das nicht aus, um dem demographischen Wandel entgegenzuwirken und somit die Ersatzquote auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern, heißt es in dem Schreiben weiter.

Die Auswirkungen des Fachkräftemangels seien in der Gesellschaft deutlich spürbar. So etwa durch Restaurants, die mangels Personal nur an drei Tagen öffnen könnten, ausstehende Dachausbauten aufgrund der hohen Auslastung von Handwerkern und fehlende Pflegeplätze für ältere Menschen, weil es an Pflegekräften fehle. Dieses Phänomen betreffe nicht nur hochqualifizierte Berufe, sondern auch Positionen für geringqualifiziertes Personal seien zunehmend schwer zu besetzen. Das im Jahr 2018 ins Leben gerufene Fachkräftebündnis ziele darauf ab, Expertenwissen zu bündeln und Lösungsansätze für die demographischen Herausforderungen und die besonderen Bedingungen der Grenzregion zu entwickeln. „Stakeholder“ aus Wirtschaft, öffentlichem Dienst, Zivilgesellschaft und Regierung kämen regelmäßig zusammen, um Unterstützungsangebote, Trends und laufende Projekte zu diskutieren und Ideen zu sammeln, die zur Bewältigung des Fachkräftemangels beitragen könnten, heißt es in der Mitteilung weiter.

In diesem Zusammenhang habe Ministerin Isabelle Weykmans von den neuesten beschäftigungsrelevanten Maßnahmen berichtet. So bekämen Leiharbeitsagenturen eine Prämie von 1.000 Euro für jede erfolgreiche Vermittlung eines Arbeitsnehmers mit Aktif-Bescheinigung in den Arbeitsmarkt, um die Integration dieser Personen zu fördern. Eine neue Teilqualifizierung für Bauberufe werde gerade mit dem Bausektor erarbeitet und ein neues einheitliches Praktikumsstatut ermögliche es Arbeitsuchenden, unkompliziert bis zu drei Monate einen Beruf oder einen Betrieb auszuprobieren.

„Der Fachkräftemangel stellt eine vielschichtige Herausforderung dar. In der aktuellen Legislaturperiode haben wir zahlreiche Maßnahmen ergriffen, um auf die verschiedenen Aspekte dieses Problems Einfluss zu nehmen. Aus Sicht der Beschäftigung ging es darum, Arbeitsuchende besser zu begleiten und zu qualifizieren, die öffentliche Arbeitsvermittlung zu modernisieren, aber auch eine neue Willkommenskultur für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in den ostbelgischen Betrieben zu fördern. In allen diesen Bereichen sind wir auf einem sehr guten Weg“, betont Ministerin Isabelle Weykmans in dem Schreiben.

Nach einhelliger Einschätzung bedürfe es auch langfristig einer ganzheitlichen, gezielten Fachkräftestrategie für Ostbelgien, die strategisch die Herausforderung angehe und die Zuwanderung von Arbeitskräften als Chance begreife.

Um eine Willkommenskultur für Arbeitsuchende mit Migrationshintergrund sei es dann auch beim Netzwerktreffen Fachkräftebündnis gegangen. Info Integration habe als Mitglied der Projektgruppe Start2Day von den Erfahrungen mit der Gruppe der Zugezogenen berichtet. Start2Day sei eine Initiative des Fachkräftebündnisses, die es ostbelgischen Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern ermögliche, ihre Türen für neue, zugezogene Fach- und Arbeitskräfte zu öffnen und im Rahmen eines Praktikums gegenseitige Potenziale zu erkunden.

Im Rahmen erster Abstimmungsgespräche zur Entwicklung einer ostbelgischen Fachkräftestrategie habe auch Prof. Dr. Felicitas Hillmann von der Berliner Humboldt- Universität wertvolle Denkanstöße geliefert. In ihrem „inspirierenden Vortrag beleuchtete sie vielfältige Lösungswege zur Bewältigung der Fachkräfteherausforderungen in anderen Regionen. Die kontinuierliche Arbeit an dieser Thematik bleibt ein zentrales Anliegen und es wird erwartet, dass sich auch die zukünftige Regierung intensiv damit beschäftigen wird“, heißt es abschließend. (red/kupo)

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