So tritt die Partei Les Engagés bei den Regionalwahlen an

<p>Die Kandidaten von Les Engagés für die Regionalwahlen im Bezirk Verviers am Samstagmorgen in der Brauerei Peak in Sourbrodt</p>
Die Kandidaten von Les Engagés für die Regionalwahlen im Bezirk Verviers am Samstagmorgen in der Brauerei Peak in Sourbrodt | Foto: David Hagemann

Ein Ort mit sehr viel Symbolkraft: Die Pressekonferenz der Partei Les Engagés, die bis 2022 nach CDH hieß, fand am Samstagmorgen in der Brauerei Peak in Sourbrodt statt – in unmittelbarer Nähe zum Signal de Botrange und damit auf dem „Dach Belgiens“. Außerdem liege die Brauerei bzw. Sourbrodt am Schnittpunkt zwischen dem deutschsprachigen und frankofonen Landesteil, meinte Spitzenkandidat Jean-Paul Bastin. Dass man die Brücke zwischen den Deutschsprachigen und den Frankofonen in Belgien nicht abreißen dürfe – davon war mehrfach die Rede bei dem Pressetermin.

<p>Elena Theissen und Etienne Simar kandidieren auch auf der Liste von Les Engagés.</p>
Elena Theissen und Etienne Simar kandidieren auch auf der Liste von Les Engagés. | Foto: David Hagemann

Hinter Jean-Paul Bastin kandidiert eine Deutschsprachige: Es handelt sich um Elena Theissen. Sie ist 35 Jahre alt, stammt aus Manderfeld und ist seit Jahren Biolandwirtin. Ihre Kandidatur für das Regionalparlament hatte die CSP bereits zu Beginn des Jahres öffentlich gemacht. Elena Theissen ging bei der Pressekonferenz auf die Schwierigkeiten in der Landwirtschaft ein. Und sie weiß, wovon sie spricht: Neben ihrer beruflichen Erfahrung war sie auch im Vorstand des Bauernbundes tätig und ist ehemalige Präsidentin des Grünen Kreises, der Vereinigung für Junglandwirte und Jungviehzüchter in Ostbelgien. „Es wird sehr viel geklagt, aber wenn niemand sich engagiert, passiert auch nichts. Es ist wichtig, dass sich Menschen von der Basis für unsere Belange einsetzen“, brachte es Elena Theissen nach der Pressekonferenz im Gespräch mit dem GrenzEcho auf den Punkt.

Wichtig sei auch, bei Vorhaben in der Landwirtschaft die Wissenschaft mit einzubeziehen, zum Beispiel die Arbeit des Agrarzentrums Agra-Ost in St.Vith, betonte Elena Theissen. Sie beklagte den „Bürokratiewahnsinn“ und die fehlende Nachvollziehbarkeit von Kontrollen der Föderalagentur für die Sicherheit der Nahrungsmittelkette (Fasnk, besser bekannt unter dem französischen Kürzel Afsca). „Man macht fast alles richtig und bekommt später dann trotzdem einen Abzug bei Prämien von ein paar Tausend Euro. Bei Kontrollen kann es sein, dass mal ein kleines Papier fehlt, aber das heißt noch lange nicht, dass unsere Lebensmittel schlecht sind“, wünscht sich Elena Theissen mehr Flexibilität. Zudem brauchten Junglandwirte Planungssicherheit, um investieren zu können. Und schließlich ging Elena Theissen auf internationale Handelsabkommen wie Mercosur ein. „Bei uns werden die Maßnahmen immer strenger, zum Beispiel was den Gebrauch von Pestiziden oder die Anforderungen für das Tierwohl angeht. Da kann es nicht sein, dass Produkte vom Ausland auf unseren Markt kommen, die diese Anforderungen nicht erfüllen müssen.“ Kurzum: Elena Theissen rief die Themen in Erinnerung, die vor Kurzem bereits bei den Bauernprotesten immer wieder angeschnitten wurden. Erster Ersatzkandidat ist Cliff Wirajendi, der beim Pressetermin am Samstagmorgen aus Krankheitsgründen fehlte. Er ist Generalsekretär der CSP und arbeitet als Berater für den ostbelgischen EU-Abgeordneten Pascal Arimont. Die EU-Politik gehört also zu den Schwerpunkten Wirajendis. Und dann wäre da noch Etienne Simar: Der 55-Jährige stammt aus Verviers, wohnt aber seit vielen Jahren in der DG, inzwischen in der Gemeinde Lontzen, wo er auch Mitglied im Gemeinderat ist. Der studierte Elektronik-Informatiker unterrichtet seit über 30 Jahren am Robert-Schuman-Institut (RSI) in Eupen. Etienne Simar ist, wenn man so will, die personifizierte Brücke zwischen den Frankofonen und den Deutschsprachigen. Diese Verbindung wurde mehrfach im Rahmen der Pressekonferenz betont, vor allem von Spitzenkandidat Jean-Paul Bastin.

„Garantierter“ Sitz für Deutschsprachige: „Warum nicht?“

Als das GrenzEcho danach fragte, ob die Partei Les Engagés die Forderungen des Parlamentes der DG nach einem „garantierten“ Sitz für die Deutschsprachigen im wallonischen Parlament unterstützt, antwortete Jean-Paul Bastin mit einer Gegenfrage auf Deutsch: „Warum nicht?“. Wichtig sei in seinen Augen allerdings, dass man Verbindendes schaffe und nicht trenne. Das gelte dann auch für einen eigenen Wahlbezirk Eupen. Der zweisprachige Bezirk Verviers habe insgesamt 29 Gemeinden, „und wenn jemand hier gewählt wird, vertritt er oder sie all diese Gemeinden. Ein Deutschsprachiger vertritt nicht nur die neun deutschsprachigen Gemeinden und ein Frankofoner vertritt nicht allein die 20 französischsprachigen Gemeinden im Bezirk Verviers“, meinte Jean-Paul Bastin gegenüber dem GrenzEcho.

Beim Blick auf die Liste fällt die starke Verankerung mit der lokalen Ebene auf. Neben Bastin kandidiert mit André Samray (Bürgermeister von Lierneux) ein weiteres Gemeindeoberhaupt. Hinzu kommen Schöffen, Gemeindemandatare und ÖSHZ-Präsidenten. Die jüngste Kandidatin auf den Listen (effektive und Ersatzkandidaten) ist übrigens die 22-jährige Romane Raxhon (Platz zwei der Ersatzliste) aus Verviers. Sie ist die Enkelin von Jean-Marie Raxhon, der zwischen 1994 und 2000 Bürgermeister von Verviers war. Ihr anderer Großvater war der Welkenraedter Ausstellungsmacher René Schyns. Ausgewogen sei die Liste auch mit Blick auf die Berufe, sagte Jean-Paul Bastin bei der Vorstellung. Grundsätzlich stelle er fest, dass man sich hinbewege zu einer Kultur der Gegensätze, dass der gesellschaftliche Ton rauer werde. „Als Zentrumspartei dürfen wir da nicht mitmachen, sondern müssen die Nuancen in den Mittelpunkt rücken“, meinte er. Bastin selbst gab als Ziel „mindestens einen Sitz“ aus. Sollte er für Namur gewählt werden, würde er sein Amt als Bürgermeister von Malmedy aufgeben, wenn dies erforderlich sei. Hintergrund ist eine komplizierte Regelung, die die Ämterhäufung im wallonischen Parlament beschränken soll. Entscheidend ist letztlich die sogenannte Durchdringungsrate (frz.: „taux de pénétration“), also der Prozentsatz der Wähler in der Region, die für ihn stimmen würden. Seine Chancen, beide Ämter miteinander verbinden zu können, seien aber sehr groß, so Bastin.

Zu den Programmschwerpunkten von Les Engagés gehören neben den Herausforderungen im ländlichen Raum (nicht allein die Landwirtschaft) die Gesundheitspolitik (Erhalt der Krankenhäuser,...) und das Unterrichtswesen. In vielen Bereichen müsse man dem Fachkräftemangel begegnen. Ein Fokus liege aber auch auf die Entwicklungsförderung der Stadt Verviers.

Die Listen von Les Engagés für die Rehionalwahlen im Bezirk Verviers

Effektive Kandidaten

1. Jean-Paul Bastin, 49, Malmedy, Bürgermeister

2. Elena Theissen, 35, Büllingen, Biolandwirtin

3. Christophe Demoulin, 49, Thimister-Clermont, Schöffe

4. Anne Lignoul, 53, Trois-Ponts, ÖSHZ-Präsidentin

5. Alexandre Lodez, 61, Theux, ÖSHZ-Präsident

6. Cécile Ozer, 49, Verviers, Schöffin

Ersatzkandidaten

1. Cliff Wirajendi, 41, Kelmis, Politischer Berater

2. Romane Raxhon, 22, Verviers, Wirtschaftsingenieurin

3. Etienne Simar, 55, Lontzen, Lehrer

4. Patricia Marchetti, 52, Aubel, Lehrerin

5. André Samray, 61, Lierneux, Bürgermeister

6. Marie-Martine Schyns, 46, Herve, Regionalabgeordnete

(angegeben sind die Gemeinden, in denen die Kandidaten wohnen)

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