Zwei Wochen verändern alles: Trainer Digregorio geht sofort

<p>Zwei Wochen verändern alles: Trainer Digregorio geht sofort</p>
Foto: GrenzEcho

Am Donnerstagabend fährt Alexandre Digregorio wie immer zum Training. Nur ändert sich die Richtung. Anstelle der 20 Minuten von seinem Wohnort Froidthier bei Thimister nach Osten Richtung Kelmis geht es fortan eine Dreiviertelstunde lang tiefer ins Land hinein. Dabei muss er das Navi gar nicht erst programmieren, er kennt sein neues Ziel Tongern noch aus seiner aktiven Karriere.

Am Mittwoch vor einer Woche hatte Digregorio verkündet, seinen auslaufenden Vertrag bei der Union Kelmis nicht zu verlängern – nun verlässt er den Klub aus der 2. Division Amateure mit sofortiger Wirkung. Eine überraschende Nachricht, auch für Präsident Vincent Hubert. Zumal er auf einen Schlag nahezu sein gesamtes Trainerteam verliert. Denn Assistent Jordan Remacle und Fitnesscoach Benoît Hossay folgen Digregorio nach Tongern: „Das habe ich nicht kommen sehen. Aus sportlicher Sicht verstehe ich es, weil sich für sie eine neue Chance bietet. Aber menschlich habe ich es schwer damit“, gibt Hubert zu.

Am Dienstag hielt Digregorio sein letztes Training in Kelmis ab, informierte danach Mannschaft und Verein. Damit endet bei der Union eine äußerst erfolgreiche Zeit, die im September 2019 begann. Alex Digregorio ersetzte den gechassten Serge Sarlette, Kelmis war gerade aus dem Nationalfußball in die 1. Provinzklasse abgestiegen. Zunächst arbeitete Digregorio als Spielertrainer, später konzentrierte er sich komplett auf das Leiten von der Seitenlinie aus. Mit und unter ihm flogen die Grün-Weißen hoch bis in die 2. Division Amateure, stellen mittlerweile wieder den ranghöchsten Amateurklub Ostbelgiens.

Dass Digregorios Zeit in Kelmis enden würde, zeichnete sich spätestens nach der Entscheidung des Klubs, dem möglichen dritten Aufstieg in Folge einen Riegel vorzuschieben, ab. Die Union zog Ende Januar ihre Lizenzanfrage für die dritte Liga zurück, der 44-Jährige kündigte seinen Rücktritt zum Saisonende an – nun kommt er doch schon wesentlich früher. Und zwar jetzt.

Digregorio: „Die Tatsache, in Kelmis kein richtiges Ziel mehr zu haben, hat alles verändert.“

„Schon vergangene Woche hat mich Tongern kontaktiert, um bei mir für die neue Saison vorzufühlen. Dann haben sie am Wochenende verloren, wodurch sie mit einer Punktebilanz von 0/18 da stehen, und mich gefragt, ob ich nicht doch schon sofort kommen könnte, da sie einen Trainerwechsel anvisieren“, erklärt Digregorio: „Wenn ich nicht akzeptieren würde, fragen sie jemand Anderes. Es musste also direkt eine Entscheidung her. Ich habe mit Jordan und Benoît gesprochen, und gemeinsam haben wir entschieden, diese Chance zu ergreifen. Selbst wenn Tongern wie Kelmis in der 2. Division Amateure spielt, ist es ein Schritt nach vorne, da es sich um eine der stärkeren flämischen Serien handelt. Eine gute Mannschaft, um sich weiterzuentwickeln“

Aktuell belegt der KSK Tongeren den 14. und damit fünftletzten Tabellenplatz. Eine Premiere ist es für Alexandre Digregorio keinesfalls, vielmehr ein Comeback. In der Saison 2017-18 lief der Ex-Profi für den Verein, der damals noch FC Heur-Tongeren hieß, auf. Am Ende einer spannenden Saison setzten sich Digregorio und Co. hauchdünn gegen das punktgleiche Wellen und das einen Zähler schlechtere Termien durch und krönten sich zum Meister der 3. Division Amateure. Digregorio wechselte noch im selben Sommer nach Kelmis.

„Ich musste eine Entscheidung treffen. Diese neue Herausforderung ist genau das, was ich brauche. Denn die Tatsache, in Kelmis kein richtiges Ziel mehr zu haben (wegen des Rückzugs der Lizenzanfrage, A. d. R.), hat alles verändert. Danach kam eins zum anderen“, so Digregorio, der in Tongern einen Vertrag über zweieinhalb Jahre erhält. Ob er weiterhin als Verantwortlicher für die Kelmiser Jugendabteilung tätig sein wird. steht noch zur Diskussion.

Und wie reagiert die Union? Indem der eigentlich erst für die nächste Saison eingeplante Sébastien Gonzatti seine Arbeit als Cheftrainer sofort aufnimmt. Ein Vorteil: Den Klub kennt er bereits, seit Sommer ist er als Trainerassistent und Videoanalyst beim ranghöchsten Amateurverein der DG aktiv. Ihm wird Mike Hendrick, ehemaliger Coach der B-Mannschaft, und Torwarttrainer Cédric Gulpen, bereits unter Digregorio aktiv, zur Seite gestellt.

Gonzatti: „Nicht damit gerechnet“

„Ich war überrascht, aber das gehört zum Fußball“, reagierte Sébastien Gonzatti am Mittwoch auf seine vorschnelle Beförderung: „Ich gebe zu, dass ich nicht damit gerechnet habe, dass Alex schon im Laufe der Saison gehen würde. Aber die Möglichkeit bestand seit dem Moment, in dem er nicht verlängerte. Wir werden versuchen, das alles zu verdauen, damit es nicht zu viel Platz in unseren Köpfen einnimmt“, so Gonzatti.

Schließlich bleibt ihm nur eine Trainingseinheit am Donnerstag, bevor am Samstag (20 Uhr) sein Auswärtsdebüt beim Tabellenvierten Tubize ansteht. Und Kelmis wartet im Kalenderjahr 2024 noch auf seinen ersten Sieg. Gonzatti startet seine „zweite Karriere“ also nicht gerade unter einfachen Bedingungen.

Eine weitere große Herausforderung: Sébastien Gonzatti spielt noch für Juprelle, Spitzenreiter der 2. Provinzklasse B, und will erst im Sommer seine Karriere beenden. „Wenn möglich, kombiniere ich beide Aufgaben, da Kelmis oft samstagabends im Einsatz ist. Aber ich weiß, dass das schwierig werden wird. Ich habe in Juprelle für diese Saison zugesagt und möchte dieser Verpflichtung nachkommen.“ (lm/mn/tf)

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