Primarschulen am Pranger

„Wir müssen das Lesen, Rechnen, Schreiben und Sprechen in der Primarschule ausbauen [?] und [ergänze: diesen Kompetenzen, Dativobjekt!] mehr Gewicht geben.“ (Gregor Freches)

Im Umkehrschluss bedeutet dies: Die Lehrkräfte unserer Primarschulen sind bei der Vermittlung elementarer Basiskenntnisse nicht auf Zack! Unser Gemeinschaftssenator fordert für die Primarschulen die Rückkehr zum „Leistungsprinzip“. Kennt er die Herausforderungen, mit denen das Lehrpersonal unserer Primarschulen tagtäglich zu kämpfen hat? Da kommen Kinder mit sehr unterschiedlichen Voraussetzungen zusammen. Nicht alle sind gleich begabt, nicht alle haben ein günstiges, bildungsfreundliches Umfeld. Zudem besuchen, etwa in Recht, viele Kinder aus den wallonischen Randgemeinden und Kinder ausländischer Mitbürger aus aller Herren Länder unsere Primarschulen. Hinzu kommt, dass immer mehr Schüler sich im Unterricht einfach nicht konzentrieren können, u.a. aufgrund zu hohen Medienkonsums. Doch jedem einzelnen dieser Kinder müssen die Lehrpersonen Tag für Tag gerecht werden.

Die Lehrkräfte unserer Primarschulen und Kindergärten vollbringen tagtäglich mit großem Einsatz und viel Geduld eine bewundernswerte Leistung, sodass ich mich oft frage, wie sie es angesichts der Heterogenität ihrer Schützlinge, der Ansprüche der Eltern und der Vorgaben der Politik schaffen, die Enden irgendwie zusammenzubringen. Nicht nur angesichts der genannten Bedingungen, sondern auch aus prinzipiellen pädagogischen Erwägungen hat das „Leistungsprinzip“ in der Primarschule nichts zu suchen. Forciertes Leistungsdenken erzeugt Leistungsdruck, Konkurrenzdenken und Versagensängste. Wollen wir unsere Kinder so erziehen? Mit dem „Leistungsprinzip“ werden sie noch früh genug konfrontiert. Lassen wir sie erst einmal zu neugierigen, lernbereiten, empathischen Menschen werden und gehen wir nachsichtig mit ihren Fehlern um, denn „durch Fehler und Irrtümer vervollkommnet sich der Mensch“ (Hippokrates).

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