Wiederaufbau der Brücken: „Modell Eupen ist ein Eyecatcher“

<p>Zwei Brückenträger für die Flussquerung zwischen Haagen- und Weserstraße sind gestern montiert worden. 30 Tonnen pro Ladung brachten die Schwertransporter: Zehn für die Brückenelemente, 20 für die Mulden.</p>
Zwei Brückenträger für die Flussquerung zwischen Haagen- und Weserstraße sind gestern montiert worden. 30 Tonnen pro Ladung brachten die Schwertransporter: Zehn für die Brückenelemente, 20 für die Mulden. | Foto: David Hagemann

Eigentlich sollten die beiden Betonriesen ja schon in der Nacht zum Freitag kommen, doch der Wintereinbruch machte einen Strich durch diese Rechnung. Jetzt aber, an diesem kalten, aber nicht mehr verschneiten Dienstagmorgen, zeugen zwei Schwertransporter davon, dass der nächste große Schritt in Sachen Wiederaufbau der Unterstadt gegangen werden kann: Der kurze, schmale Abschnitt der Haagenstraße von der Kreuzung Bellmerin bis zur Weser ist eingenommen von den Riesengefährten. In der Nacht haben sie die beiden vorgefertigten Beton-Seitenelemente der neuen Brücke zwischen Haagen- und Weserstraße von Ciney aus nach Eupen gebracht.

Schon vor 5 Uhr morgens sind sie angekommen, so können die Arbeiter in aller Frühe loslegen mit den Vorbereitungen – und um kurz nach 9 Uhr schwebt bereits das erste der beiden je 26 Meter langen Brückenteile über dem Wasser. Ein riesiger Kran hat das zusammen mit seinem provisorischen Metallkorsett als Haltelement gut 30 Tonnen schwere Element vom Ufer aus dorthin gehievt. Im Gegensatz zur baugleichen neuen Brücke im Langesthal, die im November mit ganz ähnlichem Ablauf geliefert und von zwei Kränen platziert wurde, reicht diesmal ein großer Kran aus, um die Teile zu platzieren. Denn hier an der Haagenstraße kann er schlicht viel näher ran ans Geschehen.

Spektakulär anzuschauen ist die Aktion natürlich trotzdem. Mancher Anwohner und Gassigänger hält inne, beobachtet an beiden Ufern, wie so ein Brückenschlag über Wasser abläuft. Nicht weniger aufmerksam: die Arbeiter auf der Baustelle. Nervös? Eher nicht. Aber hochkonzentriert. Und alles nimmt seinen gewollten Gang, am späten Vormittag liegt auch das zweite Element schon an seinem Platz. Gegen 13.30 Uhr meldet Olivier Groteclaes vom Technischen Dienst der Stadt Eupen, dass die Montage der beiden Brückenträger abgeschlossen ist.

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Kommt ein tonnenschweres Brückenteil angeflogen... | Foto: privat

Nun folgen die nächsten Schritte, wie schon im Langesthal zu beobachten: Die Platten für die Verschalung werden gesetzt, dann wird noch der Betonkörper, der den Fuß- und Radweg bildet, gegossen.

An der Langesthaler Brücke gehe es ebenfalls gut voran, nächste Woche kommen die Geländer, berichtet Bauschöffe Michael Scholl (PFF), der gestern vor Ort das Geschehen an der Weserstraße verfolgt. Doch auch der Erstling ist noch nicht nutzbar – und es wird wohl auch bis März dauern, bis Radler und Fußgänger die Überführung im Langesthal nutzen dürfen. Denn der Teufel steckt bekanntlich im Detail: Es stockt etwas beim Aufbringen der Asphaltschichten, damit kann es im schlechtesten Fall bis Mitte März dauern. Und wie gefällt die Brückenform des Bauwerks, das ohne zentrale Pfeiler im Flussbereich auskommt, um den Zwischenfluss zu verbessern? „Die sieht top aus für meine Begriffe“, antwortet Michael Scholl. „Modell Eupen ist ein Eyecatcher.“

Folgen sollen in den kommenden Wochen bekanntlich zwei weitere, kleinere Flussquerungen derselben Optik: die Fuß- und Radfahrerbrücken Selterschlag/Scheiblerplatz (22 Meter, auch Hillstraße genannt) und Selterschlag/Gülcherpark, mit 17 Metern die kürzeste. Bis Ende des Frühjahrs, so hofft die Stadt, sollen dann alle vier neuen Brücken in der Unterstadt stehen. Scholl macht keinen Hehl daraus, dass er es lieber gesehen hätte, wenn es schneller gegangen wäre; „bei den Brücken sind wir in Verzug", hatte der Bauschöffe bereits bei der Haushaltsdebatte im Stadtrat kurz vor Weihnachten angemerkt – was an Problemen mit Lieferanten liege. Umso schöner sei es jetzt, diese Fortschritte zu sehen.

760.000 Euro für die Brücke Hütte

Noch auf der Agenda stehen zudem die Renovierung der Brücke Hütte und der Neubau der Brücke am Camping Hertogenwald. Erstere ist am nächsten Montag Thema in der Sitzung des Stadtrats: „Instandsetzung der Brücke Hütte: Genehmigung des Lastenheftes und des Vergabeverfahrens“ lautet Punkt 24 der Tagesordnung. Für 760.000 Euro soll sie rundumerneuert werden. Scholl geht davon aus, dass die Stadt Mitte des Jahres den Auftrag wird vergeben können; danach sind 25 Kalenderwochen angesetzt.

Noch etwas mehr Geduld in Sachen Brücke ist indes am Camping Hertogenwald gefragt. Dort soll die zerstörte Flussüberquerung komplett neugestaltet werden. Es gebe jedoch noch Klärungsbedarf bezüglich des künftigen Standorts, da das Gelände ja derzeit verkauft werde.

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