Startschuss für moderne Sportstätte auf Schönefeld

<p>Update vom Abriss: Die Bagger leisten seit gut einer Woche ganze Arbeit beim Abtragen der maroden alten Halle, von der inzwischen fast nur noch die Trägerkonstruktion steht.</p>
Update vom Abriss: Die Bagger leisten seit gut einer Woche ganze Arbeit beim Abtragen der maroden alten Halle, von der inzwischen fast nur noch die Trägerkonstruktion steht. | Foto: Stadt Eupen

Zeit, sich von einer alten Dame zu verabschieden: Die Anfang der 1980er Jahre erbaute Sporthalle auf dem ehemaligen Gelände des Königlichen Militärinstituts für Leibeserziehung auf Schönefeld ist so gut wie Geschichte. Seit dem 8. Januar beißen Bagger Stück für Stück das marode Gebäude weg, das die Stadt Anfang 2020 von der Armee übernommen hatte und in dem seit Mitte November kein Sport mehr getrieben wurde (wir haben berichtet). Mit schwerem Gerät wird nun also der Weg geebnet für den Bau der neuen Sporthalle, von der er glaube, „dass das derzeit für Ostbelgien eine der fortschrittlichsten, modernsten Sportinfrastrukturen sein wird“, sagt Olivier Groteclaes gestern bei einem Gespräch im Stadthaus. Der Projektleiter vom Technischen Dienst der Stadt Eupen und Sportschöffin Alexandra Barth-Vandenhirtz (SPplus) haben Pläne und diverse Visualisierungen vom Neubau mitgebracht. In dem sollen die Eupener, wenn alles glatt läuft, im späten Frühjahr, spätestens aber im Sommer 2025 Sport treiben können. Auf 16 Monate ist die Bauzeit angesetzt.

Neubau wird deutlich größer und rückt näher an die Straße heran

Ein großes Manko der alten Halle: Ihre Maße entsprachen keinerlei Standard. Die neue Sportstätte wird daher deutlich größer und rückt viel näher an den Schönefelderweg heran. 56 Meter lang und 30 Meter breit wird der Neubau, er ist damit sieben Meter länger und vor allem ganze elf Meter breiter als der Vorgänger-Bau. Was auch daran liegt, dass am hinteren Außenrand mehr und besser nutzbare, polyvalente Lagerräume geschaffen werden, damit in Zukunft alle Vereine problemlos ihre Sportgeräte verstauen können. Fünf Tore wird es zu der einen großen Lagerhalle geben, die durch flexible Trennwände an die Bedarfe der einzelnen Nutzer angepasst werden kann. Überhaupt habe man bei der Planung stets in enger Absprache mit den Vereinen und anderen beteiligten Akteuren agiert, „um auch wirklich so gut wie möglich die Bedarfe aller zu erfassen“, betont die Sportschöffin.

Neben dem Haupteingang mit viel Glas, der zur Straße hin verlegt wird, sind zwei Behindertenparkplätze vorgesehen. Ein Fahrradunterstand wird Abstellmöglichkeit für zunächst etwa ein Dutzend Räder bieten – Erweiterung bei Bedarf nicht ausgeschlossen, wie Groteclaes ergänzt.

Das große Lichtband an der Holzfassade zur Straße hin sei bewusst höher platziert worden als übliche Fenster; nicht nur, um drinnen Platz zu haben für Sprossenwände und ähnliches. Zudem werde so verhindert, dass Sporttreibende von außen ungefragt beobachtet werden können.

<p>Aus der Vogelperspektive aufs Stadion geschaut: Projektleiter Olivier Groteclaes und Sportschöffin Alexandra Barth-Vandenhirtz bei der Projektvorstellung im Stadthaus.</p>
Aus der Vogelperspektive aufs Stadion geschaut: Projektleiter Olivier Groteclaes und Sportschöffin Alexandra Barth-Vandenhirtz bei der Projektvorstellung im Stadthaus. | Foto: Barbara Hoven

Von den 5,4 Millionen Euro, die der neben der Zugänglichkeit auch bei Energieverbrauch, Haustechnik und Beleuchtung der Zeit angepasste Neubau kosten soll, übernimmt die Deutschsprachige Gemeinschaft 90 Prozent. Denn weil einige Vereine in der Unterstadt bei der Flutkatastrophe ihre Bleibe verloren haben, gibt es von der DG Subsidien für einen Hallenneubau.

Drinnen wird es vier behindertengerechte Umkleideräume mit Duschen und separaten Toiletten geben, einen Erste-Hilfe-Raum, der auch als Ort für Dopingkontrollen genutzt werden kann, Multifunktions- und Technikräume und einen Aufzug. Für Besucher gibt’s einen öffentlichen Toilettenbereich samt Wickeltisch.

Ferner ist spruchreif, dass der Leitverband des Ostbelgischen Sports (LOS), der derzeit beim KMILE in der Unterstadt ansässig ist, im ersten Stock des Neubaus Büroräume erhält, wie gestern zu erfahren ist.

<p>Blick in die Zukunft: Die neue Halle im König-Baudouin-Stadion wird deutlich größer als ihre Vorgängerin und rückt viel näher an den Schönefelderweg heran. Der Eingang bekommt eine Glasfront und wird zur Straße hin verlegt.</p>
Blick in die Zukunft: Die neue Halle im König-Baudouin-Stadion wird deutlich größer als ihre Vorgängerin und rückt viel näher an den Schönefelderweg heran. Der Eingang bekommt eine Glasfront und wird zur Straße hin verlegt. | Visualisierung: Synergy Architecture

Was noch längere Zeit in Anspruch nehmen wird, ist die umfassende Sanierung der hinter der Halle gelegenen Leichtathletikbahn, die vor allem vom LAC Eupen genutzt wird und die bekanntlich schon längst ziemlich in die Jahre gekommen ist. Da sei man noch „im Status der Vorplanung“, sagt Barth-Vandenhirtz. Angesetzt seien für die komplette Erneuerung der Piste weitere 1,7 Millionen Euro, im Raum stehe eine Förderoption von 75 Prozent. Mit Hallenneubau und Bahnsanierung habe die Autonome Gemeinderegie Tilia mit Synergie Architecture aus Lierneux bewusst ein und dieselben Planer beauftragt.

Noch weiter entfernte Zukunftsmusik, aber ebenfalls Teile der Überlegungen zum großen Ganzen am König-Baudouin-Stadion sind zwei weitere Themen. Erstens: die Parksituation auf Schönefeld. Parkraum gibt es zwar gegenüber einigen, perspektivisch wolle die Stadt diesen jedoch anders gestalten und auch entsprechende Fußgängerquerungen rüber zur Halle schaffen. Und zweitens: das Thema Fußgängerverbindung. Es gebe Überlegungen, einen Gehweg zu bauen – und zwar ab dem Waldeingang am Forsthaus Hasenell bis rüber zum „Waldrestaurant Schönefeld“. Schließlich werde auf Schönefeld viel Breitensport betrieben, von Amateurfußball bis zum Jogging, entsprechend sei ein Bürgersteig sinnvoll. „Da machen wir uns viele Gedanken, aber diese Projekte werden separat entwickelt“, betont die Sportschöffin.

Gesamtes Gründach wird bedeckt mit großer Photovoltaikanlage

Bei der Haustechnik wollte man weg von fossilen Brennstoffen. Aufs komplett begrünte Dach der neuen Halle mit hohem Energiestandard kommt eine große Photovoltaikanlage mit einer Spitzenleistung von 160 Kilowatt. Diese, das sei ganz neu, werde auch als Grundlage für eine Energiegemeinschaft dienen, erläutert der Projektleiter. Denn nur etwa ein Viertel der Leistung werde für die Sportanlage benötigt, der Rest soll dann der im Zuge der Energiekrise neu entstandenen Energiegemeinschaft zugeführt werden. Zum Einsatz kommt im Neubau, in dem der eigentliche Sportbereich per Fußbodenheizung erwärmt wird, zudem Wärmepumpentechnik sowie eine Regenwassernutzungsanlage und auf dem Dach thermische Solarkollektoren, die Wasser aufwärmen etwa für die Duschen.

Die neue Halle wird in zwei geteilt werden können, damit zwei Vereine sie gleichzeitig nutzen können. Um die Hallenbelegung wird sich der Eupener Sportbund kümmern.

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