Ex-Weltmeister Hens traut deutscher Mannschaft alles zu

Die Weltspitze sei „sehr eng beieinander“, sagte Hens: „Es gibt mit Frankreich und Dänemark und vielleicht Spanien noch drei Nationen, die ich noch vor Deutschland sehe.“ Aber das sei „ganz gut so, da ist man nicht der große Favorit. Der Rest kommt dann über Emotionen und über die Zuschauer.“ Wenn es K.o.-Spiele gibt, könne man „ganz schnell rausfliegen“. Deswegen „muss es auf den Tag genau passen“.

Hens schwärmte bei einer WM im eigenen Land von einem „Riesenerlebnis. So war es für uns damals auch.“ Nach dem Sieg 2007 im Halbfinale nach Verlängerung gegen Frankreich habe es ein „Gefühl der Unsterblichkeit“ gegeben. „Wir haben gedacht, wir sind hier nicht mehr zu schlagen. Wir werden jetzt Weltmeister“, erinnerte sich Hens. Eine solche Entwicklung im Laufe des Turniers, „die gönne ich den Jungs einfach nur und hoffe, dass sie das auch so erleben“.

Als Tipp gab Hens der aktuellen Mannschaft von Bundestrainer Christian Prokop mit auf den Weg: „Nicht so viel ablenken lassen von all dem Trubel, der noch kommen wird.“ Die deutsche Mannschaft startet mit Lehrgängen in Barsinghausen (28. bis 30. Dezember) und Hamburg (2. bis 6. Januar) in die unmittelbare WM-Vorbereitung. Die letzten Testspielgegner heißen Tschechien (4. Januar in Hannover) und Argentinien (6. Januar in Kiel).

Mit der Hilfe von zwei Beratern will Handball-Bundestrainer Christian Prokop dem besonderen Druck bei Heim-WM standhalten. „Die eine Person kommt aus dem Mental-Coaching-Bereich, die andere aus dem Mannschaftssport. Ich werde sie aber nicht öffentlich machen“, sagte der 39-Jährige im Interview mit der Sport Bild: „Beide haben einen großen Erfahrungsschatz, weisen Parallelen auf. Sie begleiten mich durch die WM.“

Im Vergleich zu seinem missglückten EM-Debüt mit Platz neun vor einem Jahr in Kroatien will Prokop vor allem in den Auszeiten souveräner auftreten. In der Nachbetrachtung könne er sich in seinen Auszeiten „heute selbst nicht mehr hören“. Dort habe er die Enttäuschung über die schlechten Leistungen „auf die Mannschaft übertragen“, sagte Prokop selbstkritisch: „Das ist mit Sicherheit eine wichtige Lehre, besonnener zu reagieren.“ Verbiegen lassen wolle er sich aber nicht. „Ich darf nicht nur schauen, dass ich alle mit Samthandschuhen anfasse und ob ich in ein altes Verhaltensmuster zurückfalle“, sagte der Bundestrainer: „Dann wäre ich auch nicht mehr ich selbst.“ (sid)