Christoph Henkel: „Brauchen Hendrik, um die Klasse zu halten“



Herr Henkel, wenn Sie die bisherige Saison in einem Satz zusammenfassen müssten: Wie würde er lauten?

Das könnte ich nicht in einem Satz, denn dafür ist die Saison viel zu komplex und ereignisreich. Darauf möchte ich sie auch nicht reduzieren. Der bisherige Saisonverlauf ist im Ergebnis bisher nicht zufriedenstellend. Da haben wir noch eine klare Aufgabe vor uns.

Der 1. FC Köln, wo Sie jahrelang gearbeitet haben, und die AS Eupen, Ihr heutiger Arbeitgeber, kämpfen gegen den Abstieg. Sie dürften sicherlich schon lieber ins Stadion gegangen sein, oder?

Es gibt keinen Vergleich zu Köln, ich konzentriere mich auf Eupen. Und hier gehe ich gerne ins Stadion, gerade weil ich in den letzten Begegnungen eine Weiterentwicklung der Mannschaft erkannt habe und wir uns Gott sei dank vor der Winterpause mit einem Erfolg belohnt haben.

Haben Sie dennoch Angst vor dem Abstieg?

Angst habe ich nicht, aber es ist natürlich eine sehr reale Situation. Wir sind Tabellenletzter und befinden uns demnach auf dem Abstiegsplatz. Wir können also nicht leugnen, dass keine akute Gefahr besteht. Wichtig ist, dass wir uns weiterhin mit einer positiven und geduldigen Art weiterentwickeln, um so die nötigen Punkte zu holen.

Wie viele neue Spieler werden am Sonntag am Kehrweg erwartet?

Wir befinden uns derzeit in Bemühungen und Verhandlungen, die Mannschaft zu verstärken. Dabei gibt es viele Möglichkeiten, wie man das bewerkstelligt – eine davon sind Neuverpflichtungen. Und davon wird es den einen oder anderen geben. Mit Florian Raspentino haben wir bereits einen Spieler verpflichtet, der schon zum Einsatz gekommen ist (und dem der Siegtreffer beim 1:0 gegen Waasland-Beveren gelang, A. d. R.). Morgen (sprich heute, A. d. R.) werden wir uns sicherlich auch zu einer weiteren Verpflichtung äußern können. Und darüber hinaus haben wir noch möglicherweise den einen oder anderen Akteur im Auge. Wir machen es aber auch nicht um jeden Preis. Wir müssen prüfen, ob diese Spieler der Mannschaft weiterhelfen können.

Über Themen, die über die Saison hinausgehen, wird derzeit nicht gesprochen und nicht verhandelt. Primäres Ziel ist der Klassenerhalt.

Christoph Henkel

Das heißt: Sie verkünden noch mindestens einen Transfer, und wenn möglich sogar zwei?

Ich will nicht ausschließen, dass wir zusätzlich noch jemanden verpflichten. Aber wie gesagt: nicht um jeden Preis. Jede Verpflichtung muss auch Sinn machen. Es ist schwierig, sich in der Winterpause zu verstärken. Jedes Engagement birgt auch Risiken, wenn man am Ende eben nicht mit diesem Spieler weiterkommt. Insofern ist es sehr wichtig, genau zu prüfen, ob der Spieler zur Strategie passt und wir uns insgesamt dadurch weiterentwickeln.

Sieht sich die AS Eupen auch auf dem belgischen Markt nach Spielern um?

Wir schauen uns auf jedem Markt um. Für jeden Spieler, der kommt, werden vorher möglicherweise ein Dutzend Spieler für diese Position beobachtet, Verhandlungen geführt oder Abwägungen getroffen. Eine Verpflichtung ist am Ende immer das Ergebnis einer Recherche, die vorher ein breites Spektrum von Spielern umfasste.

Es ist kein Geheimnis, dass es in der Offensive hapert. Welche Profile werden gesucht?

Wir haben sicherlich bei unserer Suche erst einmal auf alle Positionen wert gelegt. Im vergangenen Jahr wurde gesagt, dass es in der Abwehr hapert, jetzt in der Offensive. Das ist aber ein Zusammenspiel beider Mannschaftsteile. Wir haben ein Team, und entscheidend für den Erfolg ist das Gefüge aller Spieler und wie sie zusammen agieren. Jetzt haben wir unter Claude Makelele eine strategische Umstellung vorgenommen. Das bedingt am Ende auch immer, dass man sein Portfolio von Spielertypen erweitern muss, um mehr taktische Möglichkeiten zu besitzen.

Ist der von den Medien zitierte Japaner Yuta Toyokawa eine Option?

Wir äußern uns immer erst zu Verpflichtungen, wenn sie unter Dach und Fach sind. Ein Ei kann erst gepellt werden, wenn es hart gekocht ist. Alle Parteien müssen ihre Zustimmungen und Unterschriften geleistet haben. Wenn das passiert ist, melden wir uns.

Hat die AS Eupen mit der Verpflichtung von Moussa Diallo einen Fehlgriff gemacht?

Ich würde nie sagen, dass man einen Fehlgriff macht – gerade in einer Situation wie bei Diallo, wo ein Spieler aus einer Amateurliga in den Profibereich gewechselt ist. Uns allen ist bewusst, dass der Sprung sehr groß ist. In der Tat hatte er noch nicht so viele Einsatzzeiten, und es ist sicherlich auch für ihn traurig und enttäuschend, aber andererseits entspricht das den Realitäten. Ich denke, dass die Verpflichtung im Sommer unter den Voraussetzungen richtig war, um es zu versuchen. Und die Saison ist auch noch nicht am Ende. Wir sind mitten in der wichtigsten Phase der Spielzeit, und deshalb denke ich auch, dass alle Spieler benötigt werden.

 

Christian Brüls sagte, er würde die Anlage der AS Eupen nicht mehr betreten, solange Josep Colomer das Sagen hat. Wie haben Sie diese Aussagen aufgenommen?

Das interessiert mich nicht. Das sind Aussagen, die sicherlich aus seiner Sicht sehr emotional sind. Sie entbehren jeglicher Grundlage. Für uns ist überhaupt nicht von Belang, was der jetzt machen möchte oder nicht.

Club Brügge hat am Dienstagabend einen neuen Torhüter präsentiert. Damit ist die Tür für Hendrik Van Crombrugge zu. Wird er dennoch in der Winterpause wechseln?

Nein, das ist überhaupt und war nie der Plan. Nur, weil Spieler begehrt sind, möglicherweise medial ins Gespräch gebracht werden oder Gerüchte auftauchen, heißt es noch lange nicht, dass tatsächlich Angebote ausgetauscht oder Wechsel beabsichtigt werden. Wir brauchen Hendrik, um die Klasse zu halten. Das ist doch gar keine Frage.

 

Also wird er bleiben?

Davon gehe ich aus.

Wie steht es um eine mögliche Vertragsverlängerung von Luis Garcia?

Wir konzentrieren uns auf die aktuelle Situation. Luis Garcia hat zuletzt eine herausragende Leistung gezeigt. Es war auch sein Verdienst, dass wir wieder gewonnen haben. Damit hat er seinen Wert für den Verein erneut unter Beweis gestellt. Aber über Themen, die über die Saison hinausgehen, wird derzeit nicht gesprochen und nicht verhandelt. Primäres Ziel ist der Klassenerhalt.

Was versprechen Sie sich vom Trainingslager in Katar?

Dass die Mannschaft sehr viel Zeit miteinander verbringt, um sich auf den Klassenerhalt zu konzentrieren. Wir haben in den letzten Spielen gesehen, wie hart für jeden einzelnen Punkt gearbeitet werden muss. Das benötigt immer 100 Prozent Leistung von allen Spielern auf dem Platz. Es ist jetzt wichtig, sich zu fokussieren und sich ausschließlich mit dem Klassenerhalt zu beschäftigen. Dazu ist ein Trainingslager natürlich bestens geeignet. Hier können wir uns auf und neben dem Platz gut austauschen. Und zudem verfügen wir in Katar über Trainingsbedingungen, die wir hier aktuell nicht vorfinden können.

Was können Sie zu einer möglichen Zusammenarbeit mit Paris St. Germain sagen?

Wir arbeiten mit Paris St. Germain genauso zusammen wie mit anderen Vereinen. Wir sind sehr offen im Austausch. Es gibt allerdings keine exklusive Situation, bei der wir nur mit einem Partner zusammenarbeiten. Es geht in erster Linie ja immer um Spieler und junge Talente. Und in dieser Hinsicht kann Paris für uns aufgrund des Netzwerkes und der Nähe in Zukunft ein wichtiger Partner sein. Das ist aber auch der Fall bei anderen Vereinen, die junge und sehr gute talentierte Spieler haben, die sie auch in der 1. Division weiterentwickeln möchten.

Hat es Sie eigentlich selbst überrascht, dass Eupen einen Trainer wie Claude Makelele verpflichten konnte?

Natürlich ist das ein sehr großer Name als Spieler. Und es ist eine besondere Situation, dass er sich entschieden hat, Trainer in Eupen zu werden. Für ihn ist das eine gute Möglichkeit, in der Trainerentwicklung die nächsten Schritte zu machen. Das hat auch schon gut begonnen. Wir können in der Trainerarbeit ein klares Profil erkennen. Insofern sind wir sehr froh, dass er diese Zusammenarbeit eingegangen ist und dass wir gegenseitig von unseren Möglichkeiten profitieren.

Wann wird die AS einen neuen Torwart-Trainer verpflichten?

Wir befinden uns in Verhandlungen und hoffen, dass wir in Kürze eine neue Situation für unsere Torhüter präsentieren können. Das ist enorm wichtig, damit wir weiter gute Arbeits- und Trainingsbedingungen für unsere Schlussmänner sicherstellen.

Diese Frage dürfte viele Fans interessieren: Was passiert mit dem Penalty?

Das Café Penalty wird vorerst im jetzigen Zustand bleiben. Es gibt keine Planung und kein Budget für einen Neubau. Wir haben innen etwas umgestaltet und werden das weiter tun, um sukzessiv für eine gute Atmosphäre zu sorgen. Das Gebäude wird uns aber weiterhin begleiten. Bei allem Respekt für die Liebe der Fans zum Penalty, aber wir werden erst einmal als nächsten Schritt die Ausbildungssituation für die Jugend verbessern. Die Planungen sind konkret. Wir erwarten bis Mitte Januar einen finalen Entwurf für den Bau von neuen Jugendkabinen an der neuen Geschäftsstelle am Stadion. Wenn wir diesen Entwurf soweit ausgearbeitet haben und zufrieden sind, werden wir eine Baugenehmigung beantragen, sodass wir in diesem Jahr noch mit den Bauarbeiten des geplanten Gebäudes beginnen können.

Wird es in der Zukunft weitere infrastrukturelle Änderungen geben?

Der Tribünentausch ist noch nicht vollständig abgewickelt. Außerdem wird das Flutlicht verbessert, denn das ist eine Lizenzauflage des Verbandes. So gibt es mehrere kleinere Arbeiten rund um das Stadion. Für große Projekte wie einen Platzbau gibt es keine Budgets und Zusagen. Da ist die Planungsphase noch nicht überschritten.