Vom Feld in die Halle



Eine Runde Pétanque spielen – das klingt nach französischer Lebensart, reichlich Sonne und purer Gelassenheit. Eben einem geselligen Treffen in freier Natur. Im Sommer alles kein Problem, doch in den Wintermonaten kann einem nicht nur die klirrende Kälte die Laune verderben. Das Cochonnet (zu Deutsch: Schweinchen), das ist die kleine Zielkugel, versinkt im Schnee – und Eis macht die Bahn für gute Würfe unbrauchbar. Ein Problem, das auch der Herbesthaler Club mit dem Namen „Pétanque Tivoli“ und dessen 36 Mitglieder nur allzu gut kennen.

„In den Sommermonaten spielen wir auf den Bahnen im Park ‚Zur alten Schmiede‘ in Herbesthal dreimal wöchentlich, doch im Winter sind die Plätze leider unbespielbar. Außerdem laden die Temperaturen nicht unbedingt zum Verweilen ein“, berichtet Robert Keutgen. Ein Dilemma, dem der Vorstand des Vereins vor knapp neun Jahren entgegenwirkte. Denn die kleine Lontzener Pétanque-Gemeinschaft sah damals nicht nur ihren Freizeitspaß bedroht, sondern auch ihre sportlichen Felle davonschwimmen. Schließlich bestreitet der „Pétanque Tivoli“ auch Wettkämpfe gegen befreundete Clubs aus der Region. „Und ganz leer wollten wir da auch nicht ausgehen. Die Sieger erwarten ja bekanntlich Ruhm und Ehre“, scherzt der Präsident.

2008 hat der Verein, der zu diesem Zeitpunkt nicht amtlich bestand, bei der Gemeinde angeklopft, um in Erfahrung zu bringen, ob irgendwelche Räumlichkeiten zur Verfügung stehen, in denen sie spielen könnten. Nach einem Gespräch mit Schöffe Otto Audenaerd (Union) stellte sich heraus, dass es einen Standort gebe, der Club ihn aber nur nutzen könne, wenn er als offizieller Verein bei der Gemeinde eingetragen sei. Eine Hürde, die schnell genommen wurde. Wenige Monate später konnten die „Freizeitwerfer“ um Präsident Robert Keutgen in einer ausgedienten Lagerhalle neben der alten Gendarmerie-Niederlassung ihrem Hobby nachgehen. „Das war einfach toll. Endlich konnten wir ganzjährig werfen, wodurch auch das Interesse in der Dorfgemeinschaft für diese etwas ruhigere Sportart gestiegen ist“, erinnert Keutgen sich. Heute spielen die Mitglieder in einer ehemaligen Lagerhalle an der Kirchstraße. Doch ganz optimal sind die Bedingungen dort nicht. „Wir haben keine Toilette und auch keine Buvette. Außerdem ist das Gebäude schlecht isoliert, sodass in der Halle trotz unserer intensiven Heizbemühungen nur knapp zwölf Grad herrschen“, sagt Rudy Jungbluth, der als Kassierer des Vereins tätig ist. Daher könne der Club keine Turniere und Freundschaftstreffen in der Gemeinde austragen, sondern „nur“ trainieren. Wobei Jungbluth es etwas anders bezeichnet: „Training würde ich es nicht nennen, wir spielen einfach zusammen und haben es gut. Die Jungen mit den Alten, die Starken mit den nicht so Starken.“

Doch Abhilfe ist in Sicht – zumindest auf dem Papier. Auf dem Gelände des alten Bahnhofs in Herbesthal soll das einstige Postpaketgebäude zu einer multifunktionalen Begegnungsstätte umgebaut werden. Dort soll dann auch der Pétanque-Club unterkommen. Leider lässt das Projekt auf sich warten. „Wir haben das Gefühl, dass einige unserer jetzigen Mitglieder, die ja alle nicht besonders jung sind, das neue Vereinsheim nicht mehr erleben werden“, sagt der Club-Kassierer und fügt hinzu: „Ich bin sehr skeptisch, ob das Projekt irgendwann mal zustande kommt.“ Er wolle aber den Politikern keine Vorwürfe machen.

„Wir haben das Gefühl, dass einige unserer jetzigen Mitglieder das neue Vereinsheim nicht mehr erleben werden.“

Robert Keutgen sieht das ähnlich und glaubt, dass sich mit der Realisierung des Projektes der Brennpunkt vom Park „Zur alten Schmiede“ zur geplanten Immobilie auf dem Bahnhofgelände, in der auch der Jugendtreff unterkommen soll, verlagern wird. „Was an Vandalismus und Drogenhandel im Park passiert, ist nicht mehr schön“, meint Keutgen.

Ständig würden Scheiben eingeschlagen. Zudem sollen laut seinen Aussagen dort regelmäßig teure Autos verkehren, in denen Dealer sitzen, die den Jugendlichen Drogen verkaufen würden. „Wenn irgendwann mal das ehemalige Postpaketgebäude saniert ist und dort das Leben tobt, wird das Problem dort auftauchen“, sagt er. Rudy Jungbluth spricht sogar von einer Katastrophe. In seinen Augen müsse die Gemeinde das Gebäude komplett umzäunen, um es zu schützen.

Aber was ist sonst noch los im Dorf? Über was wird gesprochen, gestritten und gelacht? Am kommenden Sonntag, 5. Februar, um 11 Uhr macht die neunte Auflage der GrenzEcho-Veranstaltungsreihe LokalRunde in der Hubertushalle in Lontzen halt, um genau über diese Themen mit Interessierten zu diskutieren – ein lockeres Gespräch mit Originalen, Ehrenamtlern, Menschen, die das Dorfleben prägen.