Aixtron-Übernahme nach US-Veto geplatzt

Der Unternehmenssitz des Spezialmaschinenbauers Aixtron in Herzogenrath. | dpa



Böse Weihnachtsüberraschung für den Spezialmaschinenbauer Aixtron mit 700 Beschäftigten: Die geplante Übernahme des Unternehmens durch chinesische Investoren ist nach einem Veto aus den USA geplatzt. Da US-Präsident Barack Obama den Erwerb des US-Geschäfts von Aixtron untersagt habe, sei eine Bedingung für die Offerte entfallen und das Übernahmeangebot insgesamt erloschen, teilten die chinesische Grand Chip Investment und Aixtron am Donnerstag mit. „Ja, wir sind enttäuscht“, sagte ein Unternehmenssprecher. Hintergrund für das US-Veto sind Befürchtungen, dass Aixtron-Produkte auch militärisch genutzt werden könnten.

Die bisher angedienten Aixtron-Aktien sollen voraussichtlich am 13. Dezember an ihre Eigentümer zurückgebucht werden. Der Kurs sackte am Donnerstag um mehr als drei Prozent ab. Angesichts wachsender Zweifel am Erfolg der Übernahme hatte das Papier bereits in den vergangenen Wochen rapide an Wert verloren. Aixtron schreibt derzeit tiefrote Zahlen. Das Unternehmen müsse jetzt die Situation neu bewerten und werde zeitnah über die künftige Geschäftsentwicklung informieren, sagte der Sprecher.

Vorstandschef Martin Goetzeler forderte Hilfen von der Bundes- wie Landesregierung, um seinem Unternehmen langfristig das Überleben in der jetzigen Form zu ermöglichen. „Deutschland will den Hochtechnologiestandort fördern und ist gefordert, im Interesse der Sicherheit und der Arbeitsplätze zu handeln“, sagte Goetzeler dem „Handelsblatt“. Die Politik sei jetzt in einer gewissen Bringschuld. „Es ist doch paradox, auf der einen Seite unseren Handlungsspielraum einzuschränken und uns damit die Mittel zu nehmen, unsere Technologie weiterzuentwickeln und gleichzeitig festzustellen, dass wir an der Technologie von übermorgen arbeiten“, erklärte der Aixtron-Chef.

Vorstandschef Martin Goetzeler forderte Hilfen von der Politik, um seinem Unternehmen langfristig das Überleben zu ermöglichen.

Das chinesische Konsortium Grand Chip Investment (GCI), hinter dem staatlich kontrollierte Fonds stecken, hatte im Mai eine Übernahmeofferte über 670 Millionen Euro vorgelegt. Die chinesische Seite hatte wiederholt für die Übernahme geworben. Diese sei ein normaler Zusammenschluss von Firmen und habe rein wirtschaftliche Motive. Das Bundeswirtschaftsministerium hatte eine Genehmigung für den Verkauf von Aixtron an den chinesischen Investor zurückgenommen und eine neue Überprüfung des Verkaufs eingeleitet.

Es ist erst das dritte Mal seit 1990, dass ein US-Präsident eine Firmenübernahme durch einen ausländischen Investor wegen Sicherheitsbedenken verhindert.

Obama versagte den Erwerb des US-Geschäfts von Aixtron, da „Risiken für die nationale Sicherheit“ der USA bestünden. Der Entscheidung des US-Präsidenten war eine Empfehlung der US-Behörde für Auslandsinvestitionen (CFIUS) vorausgegangen. Es ist erst das dritte Mal seit 1990, dass ein US-Präsident eine Firmenübernahme durch einen ausländischen Investor wegen Sicherheitsbedenken verhindert.

Die US-Regierung hat ein Mitspracherecht, weil das Unternehmen aus Herzogenrath auch eine Zweigstelle in Kalifornien mit etwa 100 Mitarbeitern hat. Die Behörde CFIUS hatte sich Mitte November klar gegen die Übernahme durch die Chinesen ausgesprochen, den Fall aber an das Weiße Haus weiter verwiesen.

Aixtron stellt Maschinen für die Chipindustrie her und steckt seit langem wegen einer schwachen Auftragslage in der Krise. Chinesische Investoren griffen zuletzt verstärkt nach deutschen Mittelständlern und Technologieunternehmen. Minister Gabriel hatte angekündigt, heimische Schlüsseltechnologien besser schützen zu wollen.

Allein in den ersten drei Quartalen hatte Aixtron bei gut 106 Millionen Euro Umsatz mehr als 30 Millionen Euro Nettoverlust erwirtschaftet. Auch das Gesamt-Jahresergebnis werde negativ ausfallen, sagte der Unternehmenssprecher. (dpa)