Wissen, wo die Kleidung herkommt: Herbesthaler wirkt bei transparentem Modelabel mit



Immer mehr Kleidung besitzen, immer dem neusten Trend folgen und dabei möglichst wenig Geld ausgeben. Nach dieser Devise leben viele Menschen in der westlichen Welt, auch in Belgien. Doch darüber, wo genau die Kleidung herkommt, und wer sie wie produziert, machen sich nur die wenigsten Gedanken. „Wir leben einfach in einer Konsumgesellschaft“, kommentiert Maxime Heutz. „Wir gehen in einen Laden und haben eine riesige Auswahl an günstiger Kleidung. Doch wie zum Beispiel ein Fünf-Euro-T-Shirt von H&M zustande gekommen ist, hinterfragt kaum jemand.“

Hinterfragen kann der Kunde beim Modelabel Made&More alles. „Und das soll er auch“, unterstreicht der 28-Jährige und fügt hinzu: „Denn in vielen Fällen ist die Kleiderherstellung mit unfairem Handel, unmenschlichen Arbeitsbedingungen und Umweltproblemen verbunden. Deshalb ist es wichtig zu wissen, wie unsere Kleidung produziert wird und was sich hinter dem Handel mit den Textilwaren verbirgt. Daher setzen wir auf hundertprozentige Transparenz.“

Und die spiegelt sich unter anderem in Form von QR-Codes wider, die in den Kleidungsstücken eingenäht sind und hinter denen sich die gesamte Wertschöpfungskette des Produktes nachvollziehen lässt. „So weiß unser Kunde mit einem Klick, wer unsere Kleidung wo und wie gefertigt hat“, sagt der Herbesthaler.

Zurzeit wird die von Stéphanie Fellen designte Mode vor allem in Italien, Portugal und Frankreich produziert. Das hat zwei Gründe, wie Maxime Heutz erklärt: „Einerseits haben wir festgestellt, dass es in Europa viele Unternehmen gibt, die ihr transparentes Know-how anbieten wollen. Andererseits glauben wir, dass es viel besser ist, ‚lokale‘ Ressourcen zu nutzen, weil es für alle gut ist: für die Produktionsfabrik, die dadurch dreht und für unseren Planeten, da wir lange Transportwege vermeiden.“

Bis zum Ende des Jahres soll das erste Geschäft in Brüssel eröffnen.

In Zukunft sollen die Wege aber noch kürzer werden, denn Made&More – sprich Maxime Heutz und Stéphanie Fellen – wollen „auf lange Sicht gesehen“ in Belgien ihre eigene Produktionsfabrik aufbauen. Vorher soll bis Ende des Jahres aber noch das erste Geschäft in Brüssel – anschließend ein weiteres in Antwerpen oder Amsterdam – eröffnen. Denn zu kaufen gibt es die Mode bislang „nur“ an zwei Tagen im Monat in dem Atelier am Lütticher Boulevard Piercot sowie im Webshop, der „langsam aber sicher“ zu florieren beginnt. Seit dem Launch am 3. Mai gehen wöchentlich über 15 Bestellungen ein. „Auf dieser Basis lässt sich aufbauen“, zeigt sich Heutz erfreut.

Nicht auf-, aber dafür ausbauen will das Duo sein Angebot vor allem in Sachen Männermode. „80 Prozent unserer Kollektion besteht aus Kleidungsstücken für die Frauenwelt. In Zukunft wollen wir aber ein gesundes Gleichgewicht anbieten“, erzählt Maxime Heutz, der seit 2012 hauptberuflich bei Google als Kundenbetreuer seine Brötchen verdient.

Auf die Mode gekommen ist der Herbesthaler übrigens erst Ende 2017 – zumindest offiziell. Denn bis dato lag die ganze Verantwortung auf den Schultern von Stéphanie Fellen, die das Unternehmen im Jahr 2013 aus ihrer Garage heraus an den Start gebracht hat. „Ich habe ihr Projekt in den letzten Jahren intensiv verfolgt, da wir gut befreundet sind (die beiden kennen sich aus der Studienzeit an der Lütticher Uni HEC; A. d. R.)“, plaudert er aus und schiebt hinterher: „Vor einigen Monaten haben dann diverse Investoren, die das Unternehmen nach vorne bringen wollten, Stéphanie hängen lassen, sodass das Label am seidenen Faden hing und ich mich kurzerhand dazu entschieden habe, ihr zu helfen bzw. gemeinsam mit ihr einen Neuanfang zu starten. Ich wollte schon länger etwas eigenes auf die Beine stellen, aber nur mit den richtigen Leuten – und Stéphanie ist so jemand.“

Die „richtigen Leute“ sind in den Augen von Maxime Heutz auch die Erfinder der Mehrwegverpackung RePack. „Wir verschicken unsere gesamte Mode mit dem nachhaltigen Mehrwegsystem, das in Finnland erfunden wurde“, erklärt er. Und wie genau funktioniert es? Heutz: „Beim Onlineshopping bezahlt der Käufer einen Zuschlag, den er nach dem kostenlosen Zurücksenden der Verpackung in Form eines Gutscheins zurückerstattet bekommt. Der Briefkasten wird so zum Pfandautomaten.“

Das Stichwort lautet Nachhaltigkeit, und die zieht sich nicht nur von A bis Z transparent durch das Label, sondern hat auch ihren Preis. Zwischen 50 und 55 Euro kostet beispielsweise ein Männer-T-Shirt. „Auf den ersten Blick viel Geld, aber unsere Mode hat im Vergleich zu billig produzierter Ware eine sehr lange Lebensdauer. Und wenn doch mal etwas kaputt gehen sollte, kann der Kunde das Teil zurückschicken und wir reparieren es. Wir glauben einfach, dass die Leute nicht massig viel, aber dafür qualitativ gut einkaufen sollten.“

Weitere Informationen über das Modelabel gibt es auf Facebook oder auf der Webseite.