Jana Laschet: "Ich weiß, wo ich stehe"



Für Jana Laschet läuft es gerade richtig gut. Vor wenigen Wochen hat sie ihre erste eigene Single „Strong“ herausgebracht – und das mit gerade mal 16 Jahren. Im Radio läuft das Lied inzwischen rauf und runter. „Bei Radio Contact sogar mehrmals täglich“, erzählt die Schülerin. Sie lächelt verlegen.

Jana Laschet ist eine zarte Erscheinung. Sie wirkt schüchtern. Zum Interview hat sie ihren Vater mitgebracht. Jana singt, seit sie neun ist. Sie fängt an zu erzählen: „Ich war immer total aufs Tanzen fixiert. Als ich neun war, habe ich in Hamburg das Musical ‚Tarzan‘ gesehen. Das hat mich so fasziniert, dass ich mit dem Singen angefangen habe.“

Bis heute hat sie damit nicht aufgehört. Irgendwie kam eins zum anderen: Singen im PDS-Schulchor „The Voices“, Solos während der Projekttage, später Gesangsunterricht – zunächst in der Gruppe, dann Einzelunterricht. Notenlehre und Klavierunterricht – das volle Programm. Es folgten kleinere öffentliche Auftritte bei der Jam Session im Camping Hertogenwald in Eupen, und größere Auftritte wie zuletzt beim „Rendez-Vous nach Ladenschluss“ in St.Vith.

In „Strong“ geht es darum, sich nicht unterkriegen zu lassen, nach einer Enttäuschung wieder aufzustehen.

Vor wenigen Monaten hat Jana den nächsten Schritt gewagt: weg von den Cover-Songs, die sie regelmäßig auf ihrem YouTube-Channel hochlud. Sie schrieb ihren ersten eigenen Song. Nicht auf Deutsch, denn sie sei „eher so der Englisch-Typ. Das ist internationaler.“ Monatelang hat die 16-Jährige an der Musik und mit Hilfe ihrer Gesangstrainerin Jennifer McCray an dem Text zum Song gefeilt – bis „Strong“ schließlich reif fürs Tonstudio war.

Während Jana erzählt, ist das schüchterne Mädchen plötzlich verschwunden. Stattdessen sitzt dort eine selbstbewusste junge Frau. In „Strong“ gehe es auch ums Stark-Sein. Darum, sich nicht unterkriegen zu lassen, nach einer Enttäuschung wieder aufzustehen. Genauer: „Das Lied erzählt von einer Frau, deren Herz gebrochen wurde, die in der Liebe unterdrückt wurde, und die sich dann wehrt“, erzählt Jana. In einem Tonstudio in Namur hat sie den Song professionell aufgenommen.

Anschließend ging es an die Veröffentlichung. Den Papierkram hat die Mutter erledigt. Sie ist so etwas wie Janas Managerin. „Sie hat sich mit Musikrechten auseinandergesetzt, ein Plattenlabel gesucht, sich durch komplexe Verträge gearbeitet, mich bei der Sabam (Belgische Vereinigung von Autoren, Komponisten und Verlegern, A.d.R.) registriert und den Song an lokale Radiosender geschickt“, erzählt Jana. Die Mutter hat auch dafür gesorgt, dass „Strong“ auf allen möglichen Musikplattformen verfügbar ist. Bei iTunes gibt es das Lied für 99 Cent.

Ich konnte gar nicht glauben, dass mein Lied da gerade im Radio läuft.

Jana Laschet

An einem Montagmorgen im Januar, kurz nach 7 Uhr, lief „Strong“ zum ersten Mal im Radio. Jana hatte allen Bescheid gesagt. „Das war so komisch. Ich konnte gar nicht glauben, dass mein Lied da gerade im Radio läuft“, erinnert sie sich. Es habe ein paar Tage gedauert, dann hätten immer mehr Menschen Jana auf den Song angesprochen. Viele seien begeistert. Hin und wieder kommt der Schülerin der Erfolg absurd vor: „Manchmal kann ich das alles gar nicht glauben.“ In diesen Momenten stellt die 16-Jährige sich und ihr Talent infrage. „Aber das ist gut so. Wenn man sich zu sicher ist, dann wird man leichtsinnig“, glaubt sie.

Jana bleibt trotz Erfolg auf dem Boden: „Ich weiß, wo ich stehe. Ich weiß auch, woran ich noch arbeiten muss: Ich habe eine hohe Stimme. Ich möchte in den Tiefen besser und in den Höhen noch klarer werden.“ Und daran arbeitet die Eupenerin auch unermüdlich: Mehrmals in der Woche nimmt sie Gesangsunterricht, hinzu kommen Klavierunterricht, Notenlehre und ein Kurs im Songwriting. „Ich kann mich ja nicht ewig auf einem einzigen Song ausruhen“, weiß Jana und verrät: „Ich habe noch ein paar Texte auf Lager, die Potential hätten.“ Aber das sei alles auch eine Frage des Geldes. In die Produktion von „Strong“ hat die 16-Jährige ihr gesamtes Erspartes gesteckt.

Mit der Schule sei die Musik gut vereinbar. Und das ist Jana auch wichtig, denn so sehr sie die Musik auch liebt, ganz darauf verlassen möchte sie sich nicht: „Ich möchte nach dem Abitur etwas für die Zukunft Sicheres studieren. Man weiß ja nie, wie sich das mit der Musik entwickelt.“ Das klingt für eine 16-Jährige fast zu vernünftig. Jana grinst über beide Ohren: „Vielleicht studiere ich Germanistik und werde Lehrerin. Dann habe ich in den Ferien viel Zeit für die Musik.“

Mittlerweile gibt es auf ihrem YouTube-Kanal auch ein Video zu „Strong“. Das hat Jana mit einem befreundeten Hobbyfilmer in Lüttich gedreht. Es ist zwar nicht so professionell produziert wie der Song, aber es schafft Reichweite für Janas Musik. Die 16-Jährige hat längst verstanden, wie das Business läuft: „Man weiß ja nie, wer bei YouTube auf meine Musik stößt.“