Gut gelaunt an die Macht: Au Wiever eroberten Eupen

Stößchen: Diese Au Wiever ließen es sich bei einem Schnäpschen so richtig gut gehen. | 4



Mit Regenschirmen bewaffnet zogen am Donnerstagmorgen Hunderte Damen vom Weserpeer aus durch die Eupener Straßen in Richtung Oberstadt. Auch wenn einige Frauen bei dem eher bescheidenen Wetter eine Abkürzung bevorzugten, war die Stimmung bestens. „Wir lassen uns einfach nicht unterkriegen. Das Wetter ist uns total egal. Wir feiern einfach jedes Jahr – auch bei Wind und Wetter“, sagte ein Altes Weib, das freudig ein Schnäpschen nach dem anderen verteilte.

Um den Tag auch ohne Probleme überstehen zu können, hatten einige Au Wiever zuvor bei einem gemeinsamen Frühstück im Festsaal des Ambassador Hotel eine ordentliche Unterlage geschaffen. „Ohne etwas im Magen wird es schwer, den Tag zu überstehen“, meinte eine ältere Dame und fügte hinzu: „Ich spreche da aus Erfahrung.“

„Wir sind froh, dass trotz des Wetters alles wunderbar geklappt hat“, sagte die Präsidentin des Alterweiberkomitees.

Den ersten Halt machte der Tross im Alten- und Pflegeheim Sankt Joseph am Rotenberg. Die Senioren vor Ort waren sichtlich begeistert von dem Aufmarsch der Au Wiever. „Einfach toll“, kommentierte ein Mann das Geschehen um ihn herum. Vom Alten- und Pflegeheim aus zogen die alten Weiber in Richtung Clown-Denkmal, wo Marie-Josee Bartholemy und Marie-Josée Simon vom Altweiberkomitee Eupen-Kettenis eine Rede hielten, bei der sich die männliche Schöpfung besser die Ohren zugehalten hätte. Mit etwas Verspätung ging es für die Damen weiter zum Rathaus, wo das Gemeindekollegium gut geschützt in einem Zelt auf die Frauen wartete. Nicht pünktlich um 11.11 Uhr, dafür aber zehn Minuten später erfolgte dort die traditionelle Schlüsselübergabe. Eupens Bürgermeister Karl-Heinz Klinkenberg (PFF) übergab unter dem Motto „Mit Volldampf voraus“ den Au Wievern – von Mann zu Frau – symbolisch die Macht. Vorher bekam das Gemeindekollegium in einer Rede von Carola Radermacher sein Fett weg.

Nach einer verdienten Pause zog es die Alten Weiber zur GrenzEcho-Bühne, wo unter anderem die Spaßvögel, de Hondsjonge und Sven ohne Girls ihr Können zum Besten gaben. Der Marktplatz war, wie in den letzten Jahren auch, gut gefüllt, und das trotz des schlechten Wetters.

Nachdem die Gliedmaßen durch die karnevalistische Musik aufgewärmt waren, eroberten die Au Wiever gegen 15.30 Uhr das Parlament der DG bzw. das Zelt an der Klötzerbahn neben dem Gebäude der Ethias-Versicherung. Nach ihrer Rede zeigte sich Andrée Leffin und der Rest des Komitees erleichtert. „Wir stehen jetzt nicht mehr unter Strom, das sah am Mittwochabend und heute Morgen noch ganz anders aus. Wir sind froh, dass trotz des Wetters alles wunderbar geklappt hat und genießen jetzt die kommenden Karnevalstage“, sagte die Präsidentin des Altweiberkomitees. Im Anschluss ließen die männlichen Jecken gemeinsam mit den Alten Weibern den Fettdonnerstag bei bester Stimmung in der Eupener Innenstadt ausklingen.

Die besten Sprüche aus den Reden

  • Uns Frauen möchten wir heute loben, dagegen sind die Männer mickrige Proben. Man sieht es auf den ersten Blick, wir sind doch Gottes Meisterstück.
  • Wir trinken kein Bier, sehn drum keine Sterne, wir Frauen schauen realistisch zu aus der Ferne.
  • Als hätten wir keine anderen Probleme in unserem Land, stellte die Presse unsere Kulturministerin im Spätsommer wegen einer lächerlichen Sonnenbrille an die Wand. In Foren wurde darüber diskutiert, doch wir sagen hier ganz ungeniert: Die Kommentatoren sollen vor ihrer eigenen Türe kehren, gegen anonyme Kritik lohnt es sich nicht, sich zu wehren. Wir Frauen fanden es jedenfalls trendy, egal ob nun mit oder ohne Handy!
  • Sport- und Kultur-Infrastruktur sind zwar auch wichtig, aber eine medizinische Wochenend-Versorgung vor Ort, und zwar in unserer Muttersprache, wäre für uns Au Wiever noch viel, viel wichtiger.
  • Auch soll sich die Deutschsprachige Gemeinschaft umbenennen, geht laut seinem Vorschlag als Ostbelgien ins Rennen. Das erinnert uns an die vergangene, nette Aufkleberaktion, auch die Ostkantone als Namen gab es schon. Ganze läppische 100.000 Euro soll die Bewerbung kosten, da hört man nicht nur uns Frauen motzen.