Morsen ist auch im Zeitalter der Digitalisierung noch aktuell

Eine Anerkennung und Würdigung ihrer Arbeit zum Erhalt dieser Tradition. Schon lange werden historische Gebäude unter Denkmalschutz gestellt, da sie wichtige Zeugen unserer Vergangenheit sind und daher erhalten bleiben sollen.

Dasselbe gilt auch für überlieferte Traditionen. Auch sie sind Bestandteil unserer kulturellen Identität. Das immaterielle Kulturerbe ist die Gesamtheit der gelebten Traditionen und vermittelt ein Gefühl von Kontinuität und Identität, da es von Generation zu Generation weitergegeben wird. Um diese noch heute gelebten Traditionen zu schützen, hat die Unesco die „Konvention zur Bewahrung des immateriellen Kulturerbes“ verabschiedet, der die DG 2006 zugestimmt hat.

Die Morsetelegrafie hat die Übertragung von Nachrichten über große Entfernungen möglich gemacht und eine gemeinsame Sprache geschaffen, die die Welt im 19.Jahrhundert ein großes Stück näher zusammengerückt hat. Für etwa 70 Jahre war Telekommunikation nur durch die Übertragungsform mit Morsezeichen möglich, für die spezielle Kenntnisse und Fertigkeiten von Nöten sind. Durch das digitale Zeitalter wurde diese Kommunikationsform langsam aus dem alltäglichen Leben verdrängt.

„Um diese weltweite Tradition zu schützen, die durch den Verein der Radioamateure der Belgischen Ostkantone auch in Ostbelgien gelebt wird, steht die Morsetelegrafie und die Morsezeichen im Verzeichnis der Deutschsprachigen Gemeinschaft. Diese Auszeichnung würdigt die Arbeit der Amateurfunker Ostbelgiens, die für die Weitergabe der Morse-Kunst eintreten und dazu beitragen, dass die Tradition, die Technik und das Fachwissen bewahrt und vor allem weitergegeben werden.“, wird DG-Kulturministerin Isabelle Weykmans (PFF) in einer Mitteilung zitiert.

„Trotz der vielen Alternativen wird auch heute noch gemorst“, bestätigt Stefan Dombrowski, Vertreter der ostbelgischen Amateurfunker bei der Union der belgischen Funk-Amateure (UBA), die alle belgischen Amateurfunker vertritt. Morsen ist somit noch aktuell, universell und technisch gesehen einfach. Denn Amateurfunk ist Kommunikation ohne Grenzen. „Wenn jegliche Kommunikation zusammenbricht, wenn Telefon und Handy nebst Internet schon lange aufgehört haben zu funktionieren, können die Amateurfunker immer noch Verbindungen aufbauen.“

Funkamateure befassen sich mit dem Bau von Sendern, Empfängern, Antennen und Messgeräten und mit dem Betrieb dieser Funkanlagen. Sie sind es, die bei Umweltkatastrophen, Kriegen und anderen Situationen helfen, Verbindungen in die ganze Welt zu schaffen. Das Ziel des Vereins ist es, die Sprache nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. „Wir hoffen, Jugendliche durch Kurse und Wettbewerbe für den Amateurfunk zu begeistern. Dazu gehören ebenso Besuche oder Aktivitäten in Schulen“, so Stefan Dombrowski.

Für September/Oktober 2018 planen die Morser einen Kontakt über Amateurfunkwellen zur ISS. „Schüler der Bischöflichen Schule St.Vith können so direkt Fragen an den Astronauten Alexander Gerst stellen.“ Derzeit wurden die Unterlagen zur Anerkennung der Morsezeichen und Morsetelegrafie als immaterielles Kulturerbe bei der Französischen Gemeinschaft eingereicht, die den Antrag zurzeit prüft. In Flandern wurde beides bereits in das Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen. (red/sc)