Jost Group im Fokus der Justiz: Verdacht auf Sozialdumping



Nach VRT-Informationen verdächtigt die Föderale Staatsanwaltschaft die Jost Group, hierzulande zwischen 2014 und 2016 Sozialversicherungsbeiträge in Millionenhöhe hinterzogen zu haben. Über Briefkastenfirmen in Rumänien und der Slowakei soll das ostbelgische Transport- und Logistikunternehmen knapp 1.100 billige ausländische Lkw-Fahrer beschäftigt haben, um so keinen Beitrag zur Sozialsicherheit für die Arbeiter in Belgien leisten zu müssen. Die Justiz geht davon aus, dass dadurch in Belgien rund 55 Millionen Euro an Sozialabgaben nicht bezahlt wurden. In Luxemburg soll die Transportgruppe ein ähnliches Geschäftsmodell aufgebaut haben.

Wie die VRT berichtet, fanden die gerichtlichen Untersuchungen vor allem in der Wallonie statt, wo Jost mehrere Niederlassungen hat. In der Region wurden laut der Nachrichtenagentur belga die Standorte in Herstal, Stavelot, Weismes, Bierset und Herve von Beamten der Polizei kontrolliert. Dabei seien vier Personen festgenommen worden, um sie zu verhören. Aber auch in Flandern, wie beispielsweise in der Provinz Antwerpen, wurden Steuerfahnder vorstellig. Zudem werde auch in Rumänien, der Slowakei und in Luxemburg ermittelt.  So wurde am Montag unter anderem auch der Sitz in Weiswampach von Steuerermittlern unter die Lupe genommen.

Bei ihren Razzien in Belgien trafen die Ermittler osteuropäische Lkw-Fahrer schlafend in ihren Fahrzeugen an. Das sage viel über die Arbeitsumstände der Fernfahrer aus, so die Staatsanwaltschaft. „Das vorläufige Ermittlungsergebnis zeigt, dass diese Leute vier bis sechs Wochen am Stück fahren und häufig in ihren Lkw verbleiben und dass sie es nicht immer so eng mit den Ruhezeiten nehmen“, betont der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Eric Van der Sypt.

In einem Kommuniqué an die Presse bestätigte eine Sprecherin der Jost Group die Ermittlungen. Gleichzeitig wies die Firma alle Schuld von sich. „Uns wird zu Unrecht Sozialdumping vorgeworfen, wie viele anderen Transportunternehmen vor uns auch“, heißt es wörtlich in der Mitteilung. Die Jost Group habe sich nichts vorzuwerfen und sei auf allen Ebenen in Ordnung. Der Betrieb werde durch die die gerichtlichen Untersuchungen nicht beeinflusst. „Der Service für unsere Kunden ist zu Hundert Prozent garantiert“, teilte das Unternehmen mit.

Unterdessen meldete sich auch die sozialistische Gewerkschaft UBT zu Wort, die für den Transportsektor zuständig ist. Die UBT begrüße die Untersuchungen der föderalen Staatsanwaltschaft auf den Betriebsgeländen der Jost Group, hieß es vonseiten der Gewerkschaft. Im Vorfeld habe die UBT die Behörden auf insgesamt 86 Niederlassungen hingewiesen, die offensichtlich Sozialdumping betreiben, so Gewerkschaftssprecher Daniel Maratta. Es sei wichtig, dass die Justiz den Transportsektor, aber auch das Baufach auf unerlaubte Praktiken kontrolliere. Aber auch andere Gewerkschaften haben die Hausdurchsuchungen begrüßt. „Transportgruppe Jost wegen Sozialdumping angegangen. Föderale Staatsanwaltschaft macht ihre Arbeit“, twitterte Frank Moreels, der Vorsitzende der sozialistischen Transportgewerkschaft BTB. Bei der CSC-Transcom hörte es sich ähnlich an. „Wir hoffen, dass das Eingreifen gegen einen der größten Transportbetriebe unseres Landes einen Abschreckungseffekt haben wird“, meinte Jan Sannen. Die CSC ist zufrieden darüber, dass nicht nur die kleinen Akteure im Transportwesen überprüft werden.

Die Jost Group beschäftigt aktuell 2.300 Personen in Belgien, darunter 1.800 Fahrer. Das Unternehmen besitzt 1.300 Lkw. Vor rund einem Jahr hat es das belgische Transportunternehmen TTS mit seinen 260 Angestellten und 200 Lkw übernommen. Jost Group verzeichnet einen Jahresumsatz von 270 Millionen Euro. (belga/vrt/calü)