Königin Paola feiert 80. Geburtstag



Ihr Schwager, König Baudouin, bezeichnete sie einst als „das schönste Geschenk, das Italien Belgien jemals gemacht hat“.Aus dem sonnigen Süden verschlug Königin Paola die Liebe in das feucht-kühle Königreich. Als junge Prinzessin brachte sie mediterranes Flair an den Hof. Am Montag  (11. September) wird die Monarchin 80Jahre alt. Zu diesem Anlass wird es jedoch keine öffentliche Zeremonie geben, teilte der Palast mit. Der Geburtstag wurde nämlich schon am 29.Juni groß gefeiert. Sie hatte zuletzt gesundheitliche Probleme, im Februar brach sie sich den Oberschenkelhals und lag drei Wochen im Krankenhaus. Ende Juni hatte sie sich allerdings wohlauf an der Seite ihres Mannes, König Albert, gezeigt.

Paola Margherita Maria-Antonia Consiglia Ruffo di Calabria, so ihr vollständiger Name, stammt aus einer uralten süditalienischen Adelsfamilie, vermutlich normannischen Ursprungs. Ihr Vater Fulco Ruffo di Calabria (1884-1946) war mit 20 bestätigten und sieben unbestätigten Abschüssen einer der erfolgreichsten italienischen Jagdflieger des Ersten Weltkriegs. 1934 wurde er Senator in Rom – seinerzeit waren die Faschisten schon seit über zehn Jahren an der Macht.

Zur Welt kam Prinzessin Paola 1937 in der Toskana, später studierte sie in Rom. Dort lernte sie auch den Mann ihres Lebens kennen: Bei der Amtseinführung von Papst Johannes XXIII. Ende 1958 geschah es, dass Prinz Albert, Bruder König Baudouins, auf die bildschöne Blaublütige aufmerksam wurde. Schon im Juli 1959 wurde geheiratet. Es war eine Traumhochzeit in der Brüsseler Kathedrale St.Michael und St.Gudula, Fotos des jungen Paares füllten die Gazetten. Bald kamen drei Kinder zur Welt, Philippe (1960), Astrid (1962) und Laurent (1963). Mit ihrem unkonventionellen Lebensstil verschreckte Paola konservative Kreise am Hof.

In den wilden 60er Jahren erlebte man sie bald als „Party-Prinzessin“, Fotos der Schwägerin im Mini-Rock oder knappen Bikini fand der strenge katholische König Baudouin gar nicht lustig. Als im November 1963 eine Ballveranstaltung wegen der Ermordung von US-Präsident John F. Kennedy abgebrochen werden musste, soll sie nach Angaben italienischer Boulevardmedien gesagt haben. „Schade, für einmal, dass ich mich amüsiert habe.“

Bald schien es in der Ehe zu kriseln. Über Jahre soll das Prinzenpaar im Schloss Belvédère getrennte Gemächer bewohnt haben. Als Fotos von Albert in Begleitung junger Damen in der Presse auftauchten, ließ sich Paola in Begleitung anderer Männer sehen. Ihr wurde gar eine Affäre mit Sänger Adamo („Es geht eine Träne auf Reisen“) angedichtet. Der hatte ihr bei einem Auftritt eine rote Rose geschenkt und sein Liebeslied „Dolce Paola“ (Süße Paola) gesungen.

Viel wurde über die Umtriebigkeit des Paares gemunkelt, und niemanden wunderte es, als 1999 ein Biograf über ein uneheliches Kind Alberts spekulierte. Seit Jahren kämpft die 1968 geborene Künstlerin Delphine Boël vor Gericht darum, als dessen leibliche Tochter offiziell anerkannt zu werden. Albert hat stets bestritten, der Vater der Frau zu sein.

In der Zwischenzeit sind Einzelheiten dieser schwierigen Jahre über verschiedene Kanäle an die Öffentlichkeit gelangt. Delphines Mutter, Baronin Sybille de Sélys Longchamps, hatte der Brüsseler Tageszeitung „Le Soir“ im Jahr 2013 Rede und Antwort gestanden und dabei auch über ihre jahrelange Affäre mit Albert gesprochen. Erst 1984 – 25 Jahre nach ihrer Hochzeit – fanden Albert und Paola wieder zusammen. „Dann ist Albert bei mir gewesen und hat mir erzählt, dass er seine Silberhochzeit feiern werde. Von einem Tag auf den anderen hat er danach alle Verbindungen abgebrochen. Ich denke, dass er zu dieser Entscheidung gedrängt worden ist, er musste sie nehmen“, so Sybille de Sélys Longchamps.

Unklar ist, wer genau den Anstoß dazu gab. Aber auch wenn die Ehe allen Unkenrufen zum Trotz gehalten hat, ist das Verhältnis zu den Kindern belastet.

„Die drei Kinder – und ganz sicher die Söhne – sind sehr schlecht behandelt worden. Sie wurden ihrem Schicksal überlassen, sowohl von Albert, als auch von Paola. Sie hatten abgesprochen, die Ferien mit den Kindern zu verbringen. Für Albert war das schrecklich. Das hat er mir auch gesagt in seinen Briefen, die er mir geschickt hat“, so Sybille de Sélys Longchamps, die Paola in ein sehr schlechtes Licht rückte. „Sie hat die Kinder immer schrecklich behandelt. Sie wusste auch nicht, wie sie das anpacken sollte. Sie ist immer eine entsetzlich schwierige Frau gewesen. Eine verwöhnte Italienerin. Sie wetterte und schrie herum, wie eine richtige Furie.“

Als der kinderlose Baudouin 1993 mit nur 62 Jahren an plötzlichem Herzversagen starb, wurde sein vier Jahre jüngerer Bruder als Albert II. sechster König der Belgier. Nach der Abdankung im Jahr 2013 sind Albert und Paola nun schon seit vier Jahren im Ruhestand. In der Zwischenzeit hat es Diskussionen um ihre Dotation gegeben, weil diese letztlich geringer ausgefallen ist, als diese eigentlich mit der Föderalregierung abgesprochen war. Beide treten nur noch selten in der Öffentlichkeit auf, offiziell um König Philippe nicht dazwischenzufunken. Paola hält sich immer öfter im Ausland auf, beispielsweise in ihrer alten Heimat und soll sich auch mental von Belgien „entfernt“ haben, wie die Zeitung „Het Laatste Nieuws“ vermutet. (sc/dpa)