Globale Schülerproteste fürs Klima

Auch in vielen belgischen Städten und Orten gingen Jugendliche und ihre Unterstützer auf die Straße statt zur Schule. Rund um den Globus waren mehr als 2.000 Kundgebungen und Schülerstreiks in mehr als 120 Staaten angekündigt. Die Kernforderungen: ein schnelles Aus für die klimaschädliche Verbrennung von Kohle, Öl und Gas, keine Subventionen mehr für diese „dreckigen“ Energieträger, mehr Investitionen in erneuerbare Energien aus Windkraft und Sonne. Symbolfigur der Protestwelle ist die 16-jährige schwedische Schülerin Greta Thunberg, die seit August 2018 immer freitags für einen beherzteren Kampf gegen den Klimawandel demonstriert statt zur Schule zu gehen. Sie ist inzwischen zu einer Ikone für Klimaschützer rund um die Welt geworden.

In vielen Städten hielten Demonstranten Schilder mit dem Spruch „Make the world Greta again“ in die Höhe – angelehnt an den Wahlkampfslogan von US-Präsident Donald Trump „Make America great again“ (Macht Amerika wieder groß). Thunberg, die zusammen mit Tausenden Mitstreitern in Stockholm protestierte, bescheinigte den Regierenden weltweit zu wenig Ehrgeiz im Kampf gegen die Erderwärmung. Anstatt zu handeln, vergeudeten Politiker allerorten Zeit. In einem Beitrag im britischen „Guardian“ schrieb Thunberg zusammen mit anderen jugendlichen Organisatoren von „Fridays For Future“: „Diese Bewegung musste kommen, wir hatten keine Wahl.“ Das „etwas sehr falsch läuft“ hätten ihnen die jüngsten Wald- und Buschbrände etwa in Schweden und den USA sowie die Überschwemmungen und Dürreperioden in Australien und Deutschland gezeigt. Die Erderhitzung sei die „größte Gefahr, der die Menschheit jemals gegenüberstand“. Von den Erwachsenen erwarte die Bewegung nicht, dass sie der Jugend Hoffnung spende, schrieben Thunberg und ihre Mitstreiter. „Wir wollen, dass ihr in Panik geratet und handelt. Wir wollen, dass ihr euch anschließt.“

Tatsächlich drängt die Zeit: Schon jetzt hat sich die Erde nach Befunden des Weltklimarats IPCC gegenüber der vorindustriellen Zeit um etwa ein Grad Celsius erwärmt. Die Jahre 2015 bis 2018 waren nach Analysen der Weltwetterorganisation die vier wärmsten seit Beginn der Aufzeichnungen im 19. Jahrhundert. Geht es weiter wie bisher, ist Ende dieses Jahrhunderts die Welt wohl gut drei Grad wärmer. Zu den fatalen Folgen gehören je nach Region mehr Hitzewellen, längere Dürren sowie mehr Stürme, Starkregen und Hochwasser. Um den Trend zu stoppen, muss der Ausstoß von Treibhausgasen etwa aus der Verbrennung von Kohle und Öl oder aus der Tierhaltung stark reduziert werden.

Unterstützung bekommt die ursprünglich von jungen Leuten initiierte Bewegung auch aus anderen Generationen, beispielsweise von vielen Wissenschaftlern. Auch Eltern stellen sich mit „Parents for Future“ an die Seite der Jugendlichen. Sie bitten unter anderem darum, auf Schulverweise oder andere disziplinarische Maßnahmen zu verzichten, wenn Schüler für Proteste dem Unterricht fernbleiben.

Auch in Belgien standen im gesamten Land Aktionen auf dem Programm. Ein nationaler Protestmarsch fand am Freitag in Brüssel statt. Die Bewegung wachse immer weiter, sagte die flämische Klimaaktivistin Anuna De Wever laut Nachrichtenagentur Belga. Immer wieder würde sie gefragt, ob der Protest nicht bald aufhöre. Stattdessen kämen jede Woche erneut Tausende junge Menschen zusammen. In der Stadt Gent protestierten laut Belga rund 3.300 junge Menschen, in Antwerpen 2.800 und in Lüttich 800. In Gent forderten sie Politiker mit Sätzen wie diesen zum Handeln auf: „Warum sollten wir zur Schule gehen, wenn Sie nicht auf die Fachleute hören?“ Auch zitierten sie den US-amerikanischen Bürgerrechtler Malcolm X: „Die Zukunft gehört denen, die sich heute dafür vorbereiten.“

Die Gewerkschaften zeigten sich solidarisch und stellten fünf Hauptforderungen an die belgische Politik. Dazu gehörten eine ambitionierte Klimapolitik und ein Klimagesetz, um die Energiewende auch sozial begleiten zu können. Darüber hinaus fordern die Vertreter der Arbeitnehmer einen einzigen Minister, der auf föderaler Ebene für Klima-, Energie- und Mobilitätspolitik zuständig sein soll. Im Moment sind die Kompetenzen zwischen Föderalstaat und Teilstaaten verteilt, was eine kohärente Politik umso schwieriger mache, argumentieren die Gewerkschaften. „Wir Arbeiter und Arbeiterinnen wollen ebenfalls einen lebenwerten Planeten und eine Zukunft für unsere Kinder und Enkel“, hieß es in einem Aufruf der christlichen Gewerkschaft (CSC). Auch die Kollegen der sozialistischen Gewerkschaft (FGTB) engagierten sich und sprachen am Freitag von einer „massiven Unterstützung“. Einen Aufruf zum Generalstreik hatten die Gewerkschaften im Vorfeld nicht hinterlegt, wohl aber gab es verschiedene Arbeitsniederlegungen, um in Gruppen an dem Marsch teilnehmen zu können.

<p>Studentenproteste für eine ambitionierte Klimapolitik in der spanischen Hauptstadt Madrid.</p>
Studentenproteste für eine ambitionierte Klimapolitik in der spanischen Hauptstadt Madrid. | afp

<p>Klimaaktivistin Anuna De Wever (Mitte): Die Bewegung wachse immer weiter, sagt sie.</p>
Klimaaktivistin Anuna De Wever (Mitte): Die Bewegung wachse immer weiter, sagt sie. | belga

<p>Symbolfigur der Protestwelle ist die 16-jährige Schwedin Greta Thunberg.</p>
Symbolfigur der Protestwelle ist die 16-jährige Schwedin Greta Thunberg. | afp

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