Verhandlungen einfordern

Russlands militärische Zerstörungskraft besteht zu über 90 % aus A-,B- und C- Waffen. (Angaben von SIPRI). Auch wenn etliche Politiker vom militärischen Sieg der Ukraine über Russland sprechen: Glaubt wirklich jemand, dass eine imperialistische Weltmacht wie Russland auf den Einsatz von 90 % ihrer Zerstörungskraft verzichtet und stattdessen lieber ihre eigene Niederlage in Kauf nimmt? Haben die USA nicht schon 1945 in Japan, später in Vietnam und Irak diese ABC-Waffen eingesetzt, ohne dass deren eigene Grenzen damals überhaupt bedroht waren?

Sollten uns die militärischen Eskalationen im Kosovo, Somalia, Libyen, Syrien, Irak, Mali, Jemen, Afghanistan… nicht gelehrt haben: Frühzeitige Verhandlungen wären in vielen Fällen zwar schwierig gewesen, hätten uns aber eine Unmenge menschlichem Leid, eine Unmenge von Hass und anschließender Gegengewalt erspart? Stattdessen wird derzeit versucht, alle Stimmen aus dem Globalen Süden, aus der UN bis hin zum Papst, die zu Verhandlungen aufrufen, als Putin- oder Hamas-Sympathisanten zu diskreditieren. Es ist für mich erschreckend, wie wenig Menschen in Deutschland Verhandlungen einfordern statt immer mehr Waffen aus Steuermitteln zu finanzieren.

Kommentare

  • Herr Lennertz,

    Wenn das Gegenüber mit dem Weltuntergang droht (kein Verzicht auf u.a. atomare "Zerstörungskraft"), falls er seine Kriegsziele nicht erreicht, kann man getrost davon ausgehen, dass dieser ein Verhandlungsergebnis diktieren wird. Und die Ukrainer wissen wohl besser als wir, was das zu bedeuten hat.

  • Teile in diesem Punkt Ihre Sicht, Herr Schmitz.
    Der Papst hat übrigens nicht nur Verhandlungen gefordert, sondern die Kapitulation der Ukraine. Zurecht hat er dafür Kritik geerntet.

    Was von denjenigen, die Verhandlungen einfordern fehlt, ist der konkrete Fahrplan, wie man jemanden an den Verhandlungstisch bringt, der Verhandlungen angesichts der Perspektive, seine Kriegsziele militärisch zu errreichen, ausschließt.
    Allein wenn Putin einsieht, diese Ziele militärisch nicht erreichen zu können, wird es zu Verhandlungen kommen.

    Es führt kein Weg daran vorbei, die Ukraine gegen den imperialistischen Aggressor zu unterstützen. Da helfen auch Verweise auf Verfehlungen oder gar Verbrechen der USA nicht weiter.

    Jeder wünscht sich ein Ende dieses unsinnigen Krieges und jeder wünscht sich eine Verhandlungslösung.
    Allein fromme Wünsche und Naivität werden ihn nicht beenden, wenn ein militärisch hoch gerüsteter Aggressor sich zum Ziel gesetzt hat, ein Land, koste es was es wolle (!), zu erobern (oder zu vernichten).

    Dieser Krieg findet nicht in einem asiatischen, arabischen oder afrikanischen Hinterhof statt, sondern direkt vor unserer Haustüre.
    Ist es wirklich so schwer zu verstehen, dass in diesem Krieg nicht nur die Souveränität der Ukraine verteidigt wird, sondern viel viel mehr?

    Und nochmals NEIN, dieser Krieg ist kein "Hilferuf Putins" sondern Ausdruck eines tiefen "menschlichen" Abgrundes.

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