Doch kein „Plan B“: Auf der Seine wachsen die Sorgen

<p>So könnte es aussehen, wenn die Olympischen Spiele 2024 in Paris auf der Seine eröffnet werden.</p>
So könnte es aussehen, wenn die Olympischen Spiele 2024 in Paris auf der Seine eröffnet werden. | Illustration: belga

Ein schrecklicher Angriff auf offener Straße, ein toter deutscher Tourist und die Sorge vor terroristischen Anschlägen wächst – doch von einer Alternative für die Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele will man in Paris nichts wissen. Rund acht Monate vor dem Mega-Spektakel auf der Seine ist die Sicherheitsdebatte in der französischen Hauptstadt neu entflammt.

„Wir haben keinen Plan B, wir haben einen Plan A, in dem es mehrere Pläne B gibt“, betonte Frankreichs Sportministerin Amelie Oudea-Castera bei Radio France. Eine Verlegung der Veranstaltung? Steht trotz aller Bedenken derzeit nicht zur Diskussion.

Dabei dürfte der tödliche Angriff, der sich am Samstag in der Nähe des Eiffelturms ereignet hatte, die ohnehin schon vorhandenen Sorgen vergrößern. Bei einer mutmaßlich islamistisch motivierten Attacke war ein deutscher Tourist ums Leben gekommen, zwei weitere Personen verletzte der Angreifer zudem mit einem Hammer.

Der Tatort – unweit der Strecke, auf der sich am 26. Juli Sportlerinnen und Sportler aus aller Welt von tausenden Zuschauern im Herzen der Stadt feiern lassen sollen. Denn erstmals wird die Eröffnungszeremonie nicht in einem Stadion stattfinden. Stattdessen geht es für die Athletinnen und Athleten auf Booten quer durch die französische Metropole zwischen der Pont d'Austerlitz und der Pont d'Iena – rund sechs Kilometer, die es zu sichern gilt.

Angesichts der Risiken schlagen einige längst Alarm. „Inwiefern ist ein Plan B ein Problem?“, sagte der ehemalige Chef der Kriminalpolizei und Republikaner (LR) Frederic Pechenard der Nachrichtenagentur AFP. Ende Oktober hatte sich bereits der frühere Judoka und Ex-Sportminister David Douillet im Gespräch mit der Zeitung „La Tribune Dimanche“ besorgt geäußert: „Wenn am Vortag die Warnlampen wegen der Gefahr eines Attentats rot leuchten, brauchen wir einen Plan B für die Eröffnungsfeier.“

Dass diese „zweifellos eine ganz besondere Sicherheitsherausforderung“ darstelle, räumte auch Oudea-Castera ein. Deshalb sollen besondere Regeln gelten. Der Zugang zum Gelände sei nur für Menschen „mit einem triftigen Grund“ möglich, wie beispielsweise Anwohner oder Ticketinhaber, erklärte der Pariser Polizeichef Laurent Nunez der Zeitung Le Parisien.

Doch nicht nur während der Zeremonie müssen sich die Pariser auf drastische Maßnahmen gefasst machen: QR-Codes für Anwohner, um Polizeisperren zu passieren, Einschränkungen im Verkehr, gesperrte U-Bahn-Stationen. Wer Besucher in den Sperrgebieten empfängt, wird diese wohl registrieren müssen.

Laut Nunez müssten diese Maßnahmen noch mit der Regierung und dem Pariser Rathaus abgestimmt werden. Für einen Aufschrei quer durch das politische Spektrum sorgten sie jedoch jetzt schon.

Die Regierung ist derweil bemüht, die Sicherheitsbedenken zu zerstreuen. Mit Blick auf die Eröffnungsfeier gebe es beispielsweise eine „Reihe von Anpassungsvariablen“, darunter etwa eine Reduzierung der Zuschauerzahl, erklärte Oudea-Castera. Die Ministerin versicherte, die Politik werde „alles tun“, um die Terrorgefahr „mit absoluter Wachsamkeit auf ein Minimum zu reduzieren“.

Für die Olympischen und Paralympischen Spiele, bei denen im Sommer kommenden Jahres 15 Millionen Zuschauer im Großraum Paris erwartet werden, sei man „gerüstet“, versprach Oudea-Castera: „Wir haben die Kapazität, diese Veranstaltung zu sichern.“ (sid/leo)

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