US-Notenbank hält Kurs: Zinserhöhungen fest im Visier

Am Mittwoch gab Janet Yellen bekannt, dass der Leitzins unverändert bei 1,00 bis 1,25 Prozent bleibt. | Reporters

Wieder hat Notenbankchefin Janet Yellen den Offenmarktausschuss ihrer Federal Reserve zusammengerufen. Dass keine unmittelbare Zinserhöhung bevorstehen würde, hatten die Spatzen schon längst vorher von den Dächern gepfiffen.

Doch die Finanzwelt blickte trotzdem gebannt nach Washington. Es ging um langfristige Tendenzen.

Wird die Federal Reserve ihren Kurs moderater Zinserhöhungen wie geplant weiterverfolgen?

Ja, wenn auch einen ganz kleinen Hauch gedrosselt. Derzeit liegt der Leitzins für kurzfristige Anleihen in einer Spanne von 1,00 bis 1,25 Prozent. Eigentlich wollte die Fed den Kurs langsam aber sicher auf drei Prozent treiben. Inzwischen geht man davon aus, dass es nur noch 2,8 Prozent werden. Dies soll 2020 erreicht werden, sagte Notenbankchefin Janet Yellen am Mittwoch.

Die Vorsicht liegt an wirtschaftlichen Risiken und der weiter lahmenden Inflationsrate. „Yellen hat den Bedenkenträgern den Kopf gewaschen“, sagte der britische Analyst Dennis de Jong. „Eine Zinsanhebung im Dezember, gefolgt von weiteren im nächsten Jahr, ist nun sehr wahrscheinlich.“

Was belastet die US-Wirtschaft?

Die Politik von Donald Trump gilt noch immer als Unsicherheitsfaktor. Sollte es nicht wie in Aussicht gestellt zu einer Steuerreform kommen, könnten die Feuerwerke an den Börsen der vergangenen Monaten schnell als Vorschusslorbeeren der Börsianer enttarnt werden. Ein Börseneinbruch würde auch die privaten Haushalte schwer belasten. Viele Amerikaner haben ihr Geld in Aktien angelegt. Ferner sind die politische Krise in Nordkorea und die Katastrophenschäden durch die Hurrikans „Harvey“ in Texas und „Irma“ in Florida noch nicht ausgestanden. Kosten in dreistelliger Milliardenhöhe werden erwartet, zu schultern vor allem vom Steuerzahler. Und die Hurrikansaison ist längst nicht vorbei. Erst am Mittwoch wurde von Hurrikan „Maria“ das US-Außengebiet Puerto Rico schwer getroffen. Dies drückt auf die Kernindikatoren Arbeitsmarkt und Inflation.

Wird die Notenbank ihre Anleihenkäufe rückgängig machen?

Ja. Der generellen Ankündigung vom Frühjahr ließ Janet Yellen nun konkretere Informationen folgen. So soll das Programm im Oktober beginnen. „Graduell und verlässlich“, wie Yellen hinzufügte. Zunächst sollen die Verkäufe auf zehn Milliarden Dollar im Monat gedeckelt werden. Damit soll verhindert werden, dass zuviel Kapital von den Märkten abgesaugt wird. Die Fed kaufte Anleihen auf, um in Zeiten der Nullzins-Politik zusätzliches Geld in die Märkte zu schießen und die wegen der Finanzkrise lahmende Wirtschaft zu stimulieren – für die unverstellbare Summe von fast 4,5 Billionen Dollar. Dies muss allmählich wieder korrigiert werden. Profitieren könnte zunächst der Bankensektor.

Wird Janet Yellen auch nach Januar 2018 noch die wichtigste Notenbank der Welt leiten?

Das steht weiter in den Sternen. Yellen ist eigentlich eine Frau, die den oppositionellen Demokraten näher steht. Trump soll vorgehabt haben, die 71-Jährige auf jeden Fall zu ersetzen. Inzwischen wird aber kolportiert, der Präsident habe seine Meinung über Yellen geändert. „Ich gedenke dies nicht zu kommentieren“, sagte Yellen am Mittwoch. Sie habe sich einmal vor längerer Zeit mit Trump getroffen, seitdem aber nicht mehr. Als Alternative wurde der Chef von Trumps Nationalen Wirtschaftsrat, Gary Cohn genannt – der ist zwar ein ausgewiesener Investmentbanker, aber kein Volkswirt. Yellens Amtszeit geht im Februar 2018 zu Ende – bis dahin muss Trump eine Entscheidung treffen.

Warum ist die Notenbankentscheidung in den USA auch für Europa wichtig?

Die Geldpolitik der USA entscheidet maßgeblich über Stärke und Schwäche des US-Dollar – der wichtigsten Leitwährung der Welt. Ein starker Dollar macht etwa deutsche Exportwaren für Käufer aus den USA billig – das ist gut für den Exportweltmeister Deutschland, aber schlecht für USA-Urlauber. Derzeit hat aber eher der Euro einen Höhenflug. Er kostet derzeit rund 1,20 Dollar. (dpa)