Heynen will Ära prägen

Vital Heynen | dpa



Stelian Moculescu ist bis drei Tage vor Beginn der Bundesliga-Saison beim VfB Friedrichshafen noch sehr präsent. Direkt am Eingang hing ein riesiges Mannschaftsbild mit dem Volleyball-Macher, erst am Mittwoch wurde es ausgetauscht. Da hatte sein Nachfolger Vital Heynen schon das Sagen und im Supercup bereits den ersten Titel mit den Friedrichshafenern geholt.

„Was vorbei ist, ist vorbei“, stellte Heynen vor dem Liga-Auftakt an diesem Samstag (19.30 Uhr) gegen den TV Rottenburg klar. „Ich habe großen Respekt für Stelian, aber es muss jetzt abgeschlossen sein. Die Geschichte ist schön, aber jetzt kommt eine neue Geschichte.“

„Durch seine Adern fließt kein Blut, sondern lauter kleine Volleybälle. Er lebt Volleyball.“

Nun will der Heynen mit seinem neu formierten Team auch in der Bundesliga durchstarten.

„Dass ich das Erbe von Stelian noch nicht gespürt habe, liegt auch daran, dass ich mich nicht darum gekümmert habe“, sagte der frühere Bundestrainer. „Ich frage hier nicht, wie es gelaufen ist. Ich frage nur, wie es nun läuft.“ Er liebe die Herausforderung, das schwierige Erbe Moculescus anzutreten. Heynen redet gern und viel, die deutschen Worte sprudeln nur so aus ihm heraus. Fast vier Jahre lang hatte er das deutsche Nationalteam trainiert und bei der Weltmeisterschaft 2014 zu Bronze geführt. Es war die erste deutsche WM-Medaille nach 44 Jahren. Seinen Abschied von der Auswahl kündigte der dreifache Familienvater im Januar nach der verpassten Olympia-Quali an. Ende September betreute er sie noch einmal erfolgreich in der Qualifikation zur Europameisterschaft. Dann stürzte der Flame sich endgültig in die Arbeit beim VfB. Heynen hat zusätzlich beim belgischen Verband unterschrieben. „Durch seine Adern fließt kein Blut, sondern lauter kleine Volleybälle. Er lebt Volleyball“, hatte der Präsident des Deutschen Volleyball-Verbandes, Thomas Krohne, einmal gesagt.

Beim früheren Champions-League-Sieger hat Heynen ein junges und überwiegend deutsches Team zusammengestellt. Nur vier Spieler aus der vergangenen Saison sind blieben. Dem Coach gefällt seine Mischung aus „netten und zuverlässigen Deutschen und den paar verrückten Ausländern“, auch wenn er sich noch nicht ganz sicher ist, was sie leisten kann. „Vielleicht gewinnen wir dieses Jahr nicht, aber dann gewinnen wir im nächsten Jahr. Wir suchen Entwicklungspotenzial.“

Schnellstmöglich soll die Mannschaft den Berlinern die Favoritenstellung aber wieder abjagen. 13 Mal hat der Rekordmeister den Titel geholt, in den vergangenen fünf Jahren aber nur einmal. Mit abwechslungsreichen, teils ungewöhnlichen Methoden versucht Heynen seine Spieler zu kitzeln, lässt sie etwa ihre Lebensziele aufschreiben. „Es ist jeden Tag aufs Neue interessant, was er sich einfallen lässt. Er ist sehr innovativ“, beschrieb VfB-Kapitän Simon Tischer den neuen Coach.

Heynen selbst erklärt dazu: „Den Spielern sage ich immer, ihr könnt alles über mich sagen, außer dass ich ein Durchschnittstrainer bin.“ Auf alles, was er als frühere Zuspieler nicht gemocht habe, wolle er als Trainer verzichten, zum Beispiel auf stupides Aufwärmen. „Wir machen immer Spielchen. Ich habe es dumme Spielchen genannt, die Deutschen haben daraus kreative Spielchen gemacht. Damit habe ich mir einen Namen gemacht, weil die Leute denken, ich bin verrückt.“