Vettel will Saison in Würde beenden

Lewis Hamilton (Mitte) hat alle Karten selbst in der Hand. | Photo News

Rechnen kann Sebastian Vettel, das hat er schon bewiesen. Sein Abitur am Gymnasium in Heppenheim schaffte er mit der Note 2,8, neben Sport zählten auch Mathematik und Physik zu seinen Lieblingsfächern. Der Ferrari-Star weiß also, dass der WM-Titel an Lewis Hamilton so gut wie verloren ist. Dafür müsse man „kein Mathematik-Genie sein“, sagt Vettel mit Blick auf den Großen Preis der USA (Sonntag, 21 Uhr). Bereits in Austin kann Mercedes-Rivale Hamilton seinen vierten WM-Titel nach 2008, 2014 und 2015 perfekt machen, doch aufgeben kommt für Vettel auch nicht infrage. „Wir haben immer noch eine Chance. Es liegt jetzt nur nicht mehr so in unserer Hand, wie wir das gerne hätten“, sagt er. Doch angesichts von 59 Punkten Rückstand bei nur noch vier ausstehenden Rennen klingt das stark nach einer Durchhalteparole. Für Vettel und Ferrari geht es nach all den unglaublichen Pannen und Pleiten der vergangenen Wochen eigentlich nur noch darum, die Saison in Würde zu Ende zu bringen. Anfang September hatte der 30-Jährige noch sieben Punkte Vorsprung, jetzt liegt er mit der Scuderia nach zwei Ausfällen in den vergangenen drei Rennen aussichtslos zurück. Doch für Vettel überwiegt immer noch das Positive in dieser Saison: „Wir sind schon viel weiter gekommen, als die meisten gedacht haben.“ Vettel will jetzt im Saisonfinale noch einmal zurückschlagen, um das Team wieder aufzurichten und dann mit einem positiven Gefühl das WM-Jahr 2018 anzugehen. „Wir haben das Paket, um in den verbleibenden vier Rennen gut auszusehen. Darauf fokussieren wir uns, und den Rest wird man sehen“, sagt der Ex-Weltmeister.

Hamilton kostet derweil seine Position als WM-Führender genüsslich aus. Der Brite weiß, dass ein Titel, erkämpft gegen einen ebenbürtigen Rivalen in einem anderen Auto, durchaus etwas mehr wert ist als ein Triumph im teaminternen Duell – wie 2014 und 2015 über Nico Rosberg. Er und Mercedes hätten eben die bessere Leistung gebracht als Vettel und Ferrari, meint Hamilton.

Entscheidend sei, „dass über das gesamte Jahr die Performance des ganzen Teams wichtig ist, nicht nur die Geschwindigkeit auf der Strecke“, sagt der 32-Jährige, der nach WM-Titeln mit Vettel und Alain Prost gleichziehen könnte: „Wir machen in dieser Beziehung seit Jahren einen tollen Job, das ist die Plattform für alles andere. Da ist Mercedes führend.“ Ferrari hat sich durch eigene Fehler ins Hintertreffen gebracht, die Unzuverlässigkeit des Autos war wohl entscheidend. Und so wäre es keine Überraschung mehr, wenn Teamchef Maurizio Arrivabene nach der Saison gehen müsste. Der Italiener befindet sich mittlerweile nur noch im Rechfertigungs-Modus. „Wir sind Mercedes nicht unterlegen. Unser Auto hat bewiesen, dass es sehr gut ist, und wir haben Mercedes in dieser Saison schon einige Male besiegt“, sagt Arrivabene. Und doch ist der WM-Titel für Vettel so gut wie verloren. (sid)