Novak Djokovic triumphiert auf „heiligem Rasen“

Nur 2:19 Stunden benötigte Novak Djokovic, um den insgesamt 13. Grand-Slam-Titel seiner Karriere einzufahren. | afp

Novak Djokovic schmiss sich in Pose. Breitbeinig und mit ausgestreckten Armen genoss der Serbe in vollen Zügen seine Rückkehr auf den Wimbledon-Thron. Mit dem vierten Sieg beim Klassiker von London beendete der frühere Dominator seine zweijährige Grand-Slam-Durststrecke eindrucksvoll. Den Triumph zelebrierte Djokovic anschließend nach allen Regeln der Kunst: Er fiel auf die Knie, dirigierte das jubelnde Publikum und kostete sogar wieder ein bisschen vom „heiligen Rasen“.

Nach einer längeren Formkrise ist der „Djoker“ endlich wieder Trumpf.

„Es gibt keinen besseren Ort für ein Comeback als hier. Das ist ein heiliger Ort in der Welt des Tennis“, sagte Djokovic sichtlich bewegt nach seinem 6:2, 6:2, 7:6 (7:3)-Erfolg in einem einseitigen Finale gegen den Südafrikaner Kevin Anderson. Nach einer längeren Formkrise ist der „Djoker“ endlich wieder Trumpf: „Es war ein langer Prozess. Die letzten Jahre waren nicht einfach. Ich hatte viele Momente des Zweifels, wusste nicht, ob ich zurückkommen werde.“

Nur 2:19 Stunden benötigte Djokovic am Ende, um den insgesamt 13. Grand-Slam-Titel seiner Karriere einzufahren. Es ist sein erster Major-Triumph seit den French Open im Mai 2016. Seinem Finalgegner Anderson war derweil die Erschöpfung deutlich anzumerken. Im Halbfinale hatte der Bezwinger von Vorjahressieger Roger Federer gegen den US-Amerikaner John Isner das drittlängste Match der Tennis-Geschichte bestritten.

Für Djokovic endet durch den vierten Erfolg im altehrwürdigen All England Lawn Tennis Club nach 2011, 2014 und 2015 eine für seine Verhältnisse ungewöhnlich lange Zeit ohne Titel. Vor dem erneuten Triumph in Wimbledon hatte Djokovic beim Rasenturnier in Eastbourne vor über einem Jahr den letzten von bis dato 68 Turniersiegen gefeiert. Ab Montag wird er in der Weltrangliste wieder auf Rang zehn geführt (damit wirft er Belgiens besten Tennisspieler David Goffin aus den Top 10) und scheint endgültig zurück auf dem Weg zu alter Form.

In den vergangenen Monaten hatte der frühere Seriensieger der Tennis-Welt oft Rätsel aufgegeben. Der ehemalige Schützling der deutschen Ikone Boris Becker war zunehmend in ein nahezu unerklärliches Leistungsloch gerutscht. Nach einer Ellenbogen-Operation im Januar kam er weiter aus dem Tritt. Ende Mai fiel er erstmals seit zwölf Jahren aus den Top-20 der Weltrangliste, kämpfte sich zuletzt Schritt für Schritt, aber doch mühsam, zurück in Richtung Weltspitze.

Im Finale gegen Anderson war Djokovic vor den Augen von zahlreichen Prominenten und Royals von Beginn an in allen Belangen überlegen. Seine vier Breakbälle im Match nutzte der frühere Weltranglistenerste allesamt eiskalt. Anderson kam dagegen mit seinem sonst so starken Aufschlag kaum zu einfachen Punkten, schlug bis zum dritten Satz nur vier Asse. Am Ende waren es deren zehn. Für den 2,03 großen Aufschlaghünen ein eher bescheidener Wert. Djokovic hatte das Endspiel erst am Samstag in der Fortsetzung seines Halbfinalmatches gegen Rafael Nadal erreicht. Mit 6:4, 3:6, 7:6 (11:9), 3:6, 10:8 hatte er dort den spanischen Weltranglistenersten am Ende niedergerungen. Am Tag zuvor war die Partie vor dem vierten Satz unterbrochen worden, weil Anderson gegen Isner erst nach 6:36 Stunden mit 26:24 im fünften Satz gewonnen hatte. Die Rechnung für dieses Marathon-Match zahlte der US-Open-Finalist von 2017 nun im Finale. (sid)