Halep und Wozniacki reif für den Titel bei den Australian Open

Simona Halep stand durch ihre Marathonmatches länger auf dem Court als Caroline Wozniacki. | afp

Für Simona Halep ist es nur „ein normales Match“, für Mertens-Bezwingerin Caroline Wozniacki einfach „eine weitere Gelegenheit“. Vor dem Endspiel der Australian Open am Samstag in Melbourne (9.30 Uhr MEZ/Eurosport) bemühten sich die Kontrahentinnen krampfhaft, die Bedeutung der Partie herunterzuspielen. Ohne großen Erfolg.

Angelique Kerber kam mit ihrer Einschätzung dem Kern des Matches schon deutlich näher. „Beide werden sehr nervös sein“, sagte sie nach ihrer Halbfinalniederlage gegen Halep. Immerhin steht eine Menge auf dem Spiel: Sowohl Halep als auch Wozniacki haftet der Makel an, die Tenniswelt ohne einen einzigen Grand-Slam-Titel angeführt zu haben. Nur eine von beiden wird diesen Makel am Samstag los sein, eine von beiden wird danach an der Spitze der Weltrangliste stehen. Die andere muss damit leben, auch das dritte Grand-Slam-Finale verloren zu haben, muss den Rückschlag verdauen und sich erneut aufraffen. Aber in dieser Disziplin sind Halep und Wozniacki ja Spezialistinnen.

Beide Finalistinnen hatten in Melbourne das Aus bereits vor Augen.

Das zeigt alleine der Blick auf den Turnierverlauf. Beide hatten in Melbourne das Aus vor Augen, die Rumänin Halep (26) gleich zweimal. Drei Matchbälle wehrte sie in der dritten Runde gegen Lauren Davis aus den USA ab, zwei am Donnerstag gegen Kerber. Die Dänin Wozniacki (27) lag in der zweiten Runde gegen Jana Fett aus Kroatien bereits 1:5 und 15:40 im dritten Satz zurück und drehte das Match doch noch zu ihren Gunsten.

Man könnte meinen, beide haben ihr Glück ausgereizt, doch daran glauben weder Halep noch Wozniacki. „Ich glaube an Vorbereitung und Einsatz. Ich glaube, dass die Dinge nach deinen Vorstellungen laufen, wenn du wirklich alles dafür opferst“, sagte Wozniacki. Auch in dieser Disziplin sind beide Spezialistinnen.

Mangelnde Hingabe gehörte sicher nicht zu den Gründen für Haleps Finalniederlagen bei den French Open in Paris 2014 und 2017. Auch Wozniacki hatte sich nach den Enttäuschungen in den Endspielen der US Open 2009 und 2014 in Sachen Einsatzbereitschaft nichts vorzuwerfen. Mit der Erfahrung der Rückschläge sind heute beide reif für den Titel. Doch es kann nur eine geben.

Die direkte Bilanz spricht mit 4:2 für Wozniacki, auch die Frische könnte den Ausschlag geben. Halep stand auch durch ihre Marathonmatches gegen Davis (15:13 im dritten Satz) und Kerber (9:7) anderthalb Stunden länger auf dem Court als Wozniacki. Zudem war sie in der ersten Runde böse umgeknickt. „Es war echt übel“, sagte Halep, sie habe damals nicht daran geglaubt, so weit zu kommen.

Und wenn es nicht klappt mit dem ersten Grand-Slam-Titel? „Dann werde ich stark bleiben und von weiteren Chancen träumen“, sagte Halep. Auch Wozniacki schob den Druck weit von sich: „Egal, was am Samstag passiert, ich habe mein Bestes gegeben.“ Nervös werden beide vor dem Showdown dennoch sein. Egal, was sie behaupten. (sid)