Der Erste seiner Art: Superstar Sagan prägt die Tour de France

Peter Sagan ist der große Velo-Star. | afp

Aus den frühen Profijahren des Peter Sagan ist ein Zitat überliefert. Jugendlicher Größenwahn schien ihn anzutreiben, aber Sagan meinte es ernst. „Ich will kein zweiter Eddy Merckx sein“, sagte der zukünftige Radsport-Superstar: „Ich will der erste Peter Sagan werden.“

Sein kühnes Ziel hat der Slowake längst verwirklicht. Kein Radprofi ist wie Sagan, keiner war es vor ihm. Der dreimalige Weltmeister ist einzigartig, als Typ und Fahrer ein Unikat – und bei der 105. Tour de France eine der prägenden Persönlichkeiten.

Höchstwahrscheinlich im Grünen Trikot bis zum Ziel in Paris

„Er ist ein starker Kletterer und Sprinter, er kann alles“, sagt Greg Van Avermaet. Der Olympiasieger ist ein steter Rivale, nicht in den Massensprints, die Sagan auch vortrefflich beherrscht, sondern bei den Frühjahrsklassikern. 2017 etwa hatte der Belgier Van Avermaet bei Paris-Roubaix das bessere Ende für sich, 2018 triumphierte dann Sagan.

„Es ist hart, ihn loszuwerden“, sagte Van Avermaet, der genau das auch am Mittwoch im Finale der sechste Tour-Etappe zu spüren bekam. Van Avermaet, der Sagan das Gelbe Trikot nach dem Sieg im Teamzeitfahren am Montag abgenommen hatte, attackierte im ansteigenden Finale – und musste doch Sagan beim Jubeln zusehen.

Zwei Etappensiege hat der 28-Jährige in diesem Jahr bei der Großen Schleife gefeiert. Er trägt das Grüne Trikot des Punktbesten und wird dieses, sollte er von Stürzen und Krankheiten verschont bleiben, wohl zum sechsten Mal nach Paris tragen.

Sagan würde den Rekord von Erik Zabel, den er am Donnerstag schon als Rekordträger des „Maillot vert“ (90 Tage) überflügelte, egalisieren. Wäre er im Vorjahr nach einer umstrittenen Jury-Entscheidung nicht von der Tour ausgeschlossen worden, kämpfte Sagan dieser Tage wohl um sein siebtes Grün. „Ich weiß nicht, ob ich derzeit der Beste bin“, sagte Sagan: „Im Mannschaftszeitfahren hatte ich Probleme. Es gibt immer Dinge zu verbessern.“

Sagan ist ein Spaßvogel und Entertainer, auf und neben dem Rad.

Steigerungspotenzial scheint Sagan eigentlich kaum zu besitzen, seine Vielseitigkeit ist seine große Stärke. Sagan hält mit den reinen Sprintern wie Marcel Kittel mit, kommt aber auch bestens über kleinere Berge und kurze, giftige Anstiege. Zudem verfügt er über ein exzellentes taktisches Gespür und eine ausgereifte Technik, die er nicht zuletzt seiner Mountainbike-Vergangenheit verdankt. Der Wheelie, die Fahrt auf dem Hinterrad, ist sein Markenzeichen.

Und längst nicht sein einziges. Sagan ist ein Spaßvogel und Entertainer, auf und neben dem Rad. Über den rechten Hüfte prangt ein Tattoo. Darauf zu sehen: ein Selbstporträt im Stil des Comic-Bösewichts „Joker“ und die Frage: „Why so serious“ – Warum denn so ernst?

Bei den Fans kommt all das bestens an. Beim deutschen Team Bora-hansgrohe soll Sagan ein mittleres einstelliges Millionengehalt verdienen. Er spielt im Peloton finanziell in der absoluten Oberliga. Das Geld ist bestens investiert. Sagan garantiert Siege – und für die Sponsoren Aufmerksamkeit, Reichweite und positive Schlagzeilen.

Insgesamt zehn Etappensiege hat Peter Sagan bei der Tour de France gefeiert, ob er je die „ewige“ Bestmarke des Eddy Merckx (34) erreicht, ist fraglich. Wie der „Kannibale“ wollte Sagan aber ohnehin nie werden. (sid)