Erik Meijer im GE-Interview: „Ich bin ein absoluter De-Bruyne-Fan“

Herr Meijer, die Niederlande sind nicht bei der WM dabei. Mal ehrlich, können Sie das Turnier überhaupt genießen, oder verbringen Sie die Zeit lieber im dunklen Kämmerlein und ignorieren alles, was mit Fußball zu tun hat?

(lacht) Nein, machen Sie sich keine Sorgen, ich habe mich nicht zurückgezogen und bin auch nicht verbittert. Im Gegenteil. Ich genieße es, fast den ganzen Sommer am Fernseher Top-Fußball zu sehen. Natürlich ist es schade, dass die Niederlanden nicht mit von der Partie sind, aber das hat seine Gründe. Im Moment sind wir einfach nicht gut genug, um bei einer WM dabei zu sein. Unsere Aufgabe ist es, wieder eine Mannschaft zu schmieden, die das Ticket für solch schöne Turniere lösen kann.

Laut einer Umfrage fiebern die meisten Ihrer Landsleute mit der belgischen Nationalelf mit. Was ist mit Ihnen, drücken Sie ebenfalls den Roten Teufeln die Daumen?

Auf jeden Fall! Obwohl mein Herz auch für Australien schlägt. Warum? Weil mein bester Kumpel als Assistenztrainer von Bert van Marwijk arbeitet. Ich bin also auch ein bisschen australisch angehaucht.

Mal angenommen, Sie wären der belgische Nationaltrainer. Hätten Sie dann den WM-Kader anders zusammengestellt, als es Roberto Martinez getan hat?

Ja, ich denke schon. Es gibt natürlich immer Diskussionspunkte, ob der eine oder andere Spieler hätte nominiert werden sollen – ich denke dabei vor allem an Radja Nainggolan. Ich bin mir aber sicher, dass Martinez gute Gründe hat, warum er auf Radja verzichtet hat. Das Wichtigste ist auf jeden Fall, dass er als Cheftrainer zu seinen Entscheidungen steht und nicht darauf hört, was die Medien sagen. Schließlich trägt er die Verantwortung und nicht die Presse.

Ich behaupte einmal, dass an der bisherigen Arbeit von Martinez nichts auszusetzen ist. Was denken Sie?

Ich sehe eine sehr gute Mannschaft, die Jungs in ihren Reihen hat, die während der letzten beiden Turniere Erfahrung sammeln konnte und in ihren Vereinen auf einem sehr hohen Niveau spielen. Kurzum: Der Kader ist extrem stark. Das Einzige, was Belgien mal schaffen muss, ist einen großen Gegner zu schlagen. Wenn den Roten Teufeln das bei der WM gelingt, dann könnten sie durchaus für eine Überraschung sorgen.

Kommen wir zum Team. Wer ist wichtiger für das Spiel: Eden Hazard oder Kevin De Bruyne?

De Bruyne! Ich bin ein absoluter De-Bruyne-Fan, weil er die anderen Spieler auf dem Feld noch besser funktionieren lässt. Das ist eine Qualität, die man heute im Fußball nicht mehr viel sieht. Kevin kann außerdem durch seine Dribblings und sein Spielverständnis Partien entscheiden.

Mal abgesehen von dem Duo: Welcher Belgier wird noch groß aufspielen?

Puh, gute Frage. Es gibt so viele, da ist es verdammt schwer, eine Prognose abzugeben. Allgemein betrachtet, hoffe ich nur, dass wir eine Weltmeisterschaft sehen, die von Offensivfußball geprägt ist, sodass wir attraktive Spiele sehen. Die Mannschaften sollen eher nach vorne agieren und sich nicht hinten reinstellen, um zu versuchen, die Null zu halten.

Bei mauern muss ich an Panama, den ersten WM-Gegner der Roten Teufel, denken. Klären Sie uns auf: Wie muss man als Team gegen so einen Fußballzwerg agieren?

Es ist Fakt, dass bei einer WM auch ‚kleinere‘ Teams dabei sind, die mit ihrer ganzen Kraft versuchen, die großen Gegner von ihrem Tor fernzuhalten. In solchen Momenten sind Einzelspieler wie Hazard, Carrasco oder Mertens gefordert, die das Abwehrbollwerk durch ihre Klasse aufbrechen müssen. Keine leichte Aufgabe, ich weiß, aber ich bin mir sicher, dass sie es schaffen werden.

Experten werden immer an Vorhersagen gemessen: Also, wie lautet Ihr Tipp für die Partie?

Ich tippe, dass die Belgier locker flockig mit 3:0 gewinnen werden.

Anderes Thema: Wie können sich die Ostbelgier einen klassischen Spieltag im Hause Meijer vorstellen? Schauen Sie alle gemeinsam, gehen Sie zum Public Viewing? Oder wird zu Hause gemütlich gegrillt?

Ich mag es sehr gerne, Ruhe zu haben, wenn ich die Spiele gucke. Sprich zu Hause, Couch, etwas zu trinken und vielleicht was zu knabbern. Dann ist Erik zufrieden.

Der König Fußball regiert vier Wochen lang. Mal unter uns, wie beruhigt oder besser, wie begeistert man einen Partner, der kein Fußballfan ist?

Ich habe Glück, dass meine Frau ein wenig Begeisterung für Fußball zeigt – vor allem damals, als ich selbst noch auf dem Platz stand. Sie weiß aber auch, dass mein Beruf heute noch immer Fußball umfasst und versteht, dass ich die Spiele gucken „muss“. Ich bin aber auch so clever, nicht jedes Spiel über die vollen 90 Minuten zu verfolgen, sondern auch mal links und rechts Zusammenfassungen zu schauen. Geben und Nehmen ist eben die Voraussetzung für eine harmonische Beziehung in Partnerschaften.

Abschließend die schwierigste Frage: Wer wird Weltmeister?

Vor einigen Tagen hätte ich noch Spanien gesagt, aber die Trainerentlassung hat mich ins Grübeln gebracht, sodass ich mich jetzt auf Argentinien und Superstar Lionel Messi festlege.