Blind nach Blamage in Bulgarien auf der Kippe

Der niederländische Fußball befindet sich weiter im freien Fall. Nach der EM 2016 droht die Elftal nun auch die WM 2018 zu verpassen. Die Zeit von Bondscoach Danny Blind läuft deshalb ab. | afp

Mit einer unerwarteten 0:2 (0:2)-Niederlage in Bulgarien und einer höchst umstrittenen Aufstellung hat Bondscoach Danny Blind die gesamte Fußball-Nation gegen sich aufgebracht, der Job des 55-Jährigen steht auf der Kippe.

Bereits am Sonntag wollte die Verbandsspitze die prekäre Lage erörtern. Zuletzt hatten sich die Niederlande 2002 nicht für die WM-Endrunde in Südkorea und Japan qualifizieren können.

„Ich sage nicht, dass ich das Handtuch werfe, aber ich muss nachdenken“, sagte der einstige Abwehrspieler Blind, 1995 Champions-League-Gewinner mit Ajax Amsterdam. Die Tabellensituation in der Gruppe A hat sich jedenfalls dramatisch verschärft: Ex-Weltmeister Frankreich ist mit 13 Punkten enteilt, Schweden (10) und nun auch Bulgarien (9) liegen vor den Niederlanden (7), die sich bestenfalls noch Hoffnungen machen können, als Zweiter die Play-offs zu erreichen.

Nicht allerdings mit einer Leistung wie in Sofia, die die niederländischen Medien fassungslos zurückließ. „Es schien, als hätten sich die Spieler zum ersten Mal gesehen“, ätzte De Volkskrant und De Telegraaf attackierte den Coach direkt: „Es scheint das Schicksal des Trainers zu sein, Entscheidungen zu treffen, die immer nach hinten losgehen.“

Gemeint war das Länderspieldebüt des erst 17 Jahre alten Innenverteidiger Matthijs de Ligt. Der Novize von Ajax sah bei beiden Gegentoren in der 5. und 20. Minute nicht gut aus und kehrte nach der Halbzeitpause nicht mehr auf das Spielfeld zurück.

Die Mannschaft der Stunde ist allerdings die Schweiz.

Doch auch Routiniers wie Bayern-Star Robben hatten einen mehr als gebrauchten Abend erwischt. Entsprechend verärgert war der Spielführer des WM-Dritten: „Wir sind eine gute Mannschaft, wenn wir tun, was wir tun müssen. Aber die erste Halbzeit war zum Heulen, ein schockierender Albtraum. Ich bin fast sprachlos.“ Blinds Problem: Nach dem Scheitern in der EM-Qualifikation für 2016 arbeitet der Fußballlehrer ohnehin quasi auf Bewährung. Möglicherweise sitzt bereits beim Länderspiel am Dienstag in Amsterdam gegen Italien ein Nachfolger auf der Bank. Verbandsdirektor Jean-Paul Decossaux warnte indes vor überhasteten Entscheidungen.

Anders als die Elftal setzten die anderen europäischen Topteams ihren Weg zur WM-Endrunde 2018 in Russland unbeirrt und ohne Ausrutscher fort. Europameister Portugal bezwang Ungarn mit 3:0, Weltfußballer Cristiano Ronaldo traf zweimal und hat jetzt schon 70 Länderspiel-Tore für die Iberer auf seinem Konto stehen.

Mit einem 3:1-Erfolg gegen Tabellenschlusslicht Luxemburg mühte sich Vize-Europameister Frankreich zu drei Pflichtpunkten.

Mannschaft der Stunde ist allerdings die Schweiz. Die Eidgenossen schlugen Lettland mit 1:0, es war im fünften Spiel der fünfte Sieg. Josip Drmic köpfte 93 Sekunden nach seiner Einwechslung das Siegtor (66.). (sid)