Rote Teufel fertigen Bosnien-Herzegowina ab



Nicolas Lombaerts war abwesend. Niemand wusste, wo er war. Der Verteidiger der Nationalmannschaft war im König-Baudouin-Stadion am Freitagabend nicht aufzufinden. Und auch auf dem Schiedsrichterblatt war sein Name nicht zu lesen. Nicht aber etwa, weil er sich die zweite Begegnung der Roten Teufel in der WM-Qualifikation gegen Bosnien-Herzegowina nicht anschauen wollte, sondern weil ihn Vaterfreuden erwarteten.

Freude, das wollten auch die rund 50.000 Fans in der Landeshauptstadt verspüren. Ein Großteil natürlich Fans der Heimelf, bei der für den abwesenden Lombaerts überraschenderweise der zuletzt enttäuschende Jordan Lukaku in die Startelf rückte, Trainer Roberto Martinez trotzdem auf eine Viererkette setzte, und Dries Mertens die Stelle des verletzten Spielmachers Kevin De Bruyne einnahm.

Zu sehen bekamen die Anhänger der Nationalmannschaft, die zuletzt Zuhause bei der 0:2-Niederlage und Heimpremiere des neuen Trainers Roberto Martinez gegen Spanien schwer enttäuscht worden waren, heitere erste Minuten. Mit einem hohen Pressing der Gastgeber, angeführt von Kapitän Eden Hazard. Bosnien-Herzegowina zog sich zunächst in die eigene Hälfte zurück – wohlwissend, dass die Mannschaft jederzeit über die nötige Offensivkraft zum Kontern verfügt.

Auch deswegen hatte Roberto Martinez lieber auf eine klassische Viererkette gesetzt, um hinten nicht zu anfällig zu sein. „Wir müssen kompakt stehen“, hatte der Spanier gewaltigen Respekt vor dem Gegner, bei dem übrigens wie erwartet der ehemalige AS-Eupen-Spieler Ervin Zukanovic in der Innenverteidigung des Gegners stand, während Danijel Milicevic nicht einmal auf der Bank Platz nahm. Er hatte sich im Vorfeld verletzt. Derweil konnte sein alter Arbeitskollege aus Eupener Tagen Christian Kabasele auf der anderen Seite mit dem bereits in der 21. Minute verletzt ausgewechselten Jordan Lukaku (für ihn kam Laurent Ciman) in der 26. Minute jubeln, als der eigentlich sehr routinierte Hamburger Emir Spahic ohne Bedrängnis eine Flanke von Thomas Meunier ins eigene Tor lenkte und selbst bei den Teufeln für überraschende Blicke sorgte, 1:0. Nur drei Minuten später brandete der Jubel in Brüssel erneut auf. Kapitän Eden Hazard zeigte seine genialen Fähigkeiten, als er nach einer Vorlage von Dries Mertens Bosnien-Herzegowinas Torwart Asmir Begovic umkurvte und zum 2:0 einschob.

Mit diesem Ergebnis ging es auch in die Pause, nachdem rund zehn Minuten vor dem Halbzeitpfiff der sehr agile und für Gefahr sorgende Yannick Carrasco im Strafraum von den Beinen geholt wurde, doch der Pfiff (nicht zum ersten Mal am Abend) ausblieb. Diesmal lag der Schiedsrichter richtig, denn der Atlético-Madrid-Spieler ließ sich zu leicht fallen. Vor allem über seine linke Spielhälfte konnte Belgien in den ersten 45 Minuten viel Druck nach vorne aufbauen und des Gegners Defensive in Bedrängnis bringen.

Romelu Lukaku verpasste eine Großchance, wurde ausgepfiffen und zeigte es dann all seinen Kritikern.

Die zweite Halbzeit sollte schnell zeigen, dass die Gäste nicht frühzeitig die Segel streichen wollten. Superstar Edin Dzeko setzte zwei Mal seine ersten Duftmarken. Allerdings sollte nach einer gespielten Stunde ein sensationelles Tor von Innenverteidiger Toby Alderweireld, der nach einer Ecke von Dries Mertens den Ball mit dem rechten Fuß per Hacke artistisch vorbei an den ersten Pfosten lenkte, das Spiel entscheiden, 3:0 (60.).

In der 66. Minute hätte Stürmer Romelu Lukaku mit seinem 20. Treffer für die Nationalmannschaft alles klar machen können, doch der Angreifer – und das war eine unglaubliche Szene – schoss den Ball nach einem Zuspiel von Yannick Carrasco völlig freistehend vor dem Tor aus drei Metern Entfernung in den Himmel Brüssels. Die Chance war schwerer zu versemmeln als zu nutzen. Die Pfiffe der Fans hat der viel gescholtene Stürmer aber dennoch nicht verdient. Deshalb bestrafte der Stürmer des FC Everton diese Unbelehrbaren und knallte den Ball in der 79. Minute aus 18 Metern in den Winkel. Ein Schuss, ein Statement, und Schluss.

Am Montag (20.45 Uhr) geht es für den aktuellen Tabellenführer der Gruppe H zum Außenseiter nach Gibraltar. Das Spiel des dritten Spieltags der WM-Qualifikation findet in Faro (Portugal) statt. Zweiter der Gruppe ist Griechenland, ebenfalls mit sechs von sechs möglichen Zählern.