Tuchel: „Ich bin leer“

Tuchel verabschiedet sich nach dem 2:1 im DFB-Pokal-Endspiel gegen Eintracht Frankfurt mit seinem ersten Titel wohl vorzeitig vom BVB. Es war ein besonderer Triumph: 46 Tage nach dem Bomben-Attentat auf die Mannschaft am 11. April und trotz des öffentlichen Zerwürfnisses mit Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke führte er seine Mannschaft zum Sieg.

„Ich bin leer, muss ich ehrlich sagen, ich bin komplett leer“, sagte Tuchel in der ARD: „Ich kann nicht sagen, wie es ausgeht. Ich habe noch einen Vertrag und möchte den erfüllen. Ich möchte nicht naiv erscheinen und es geht auch nicht darum, Drucksituationen aufzubauen. Aber es scheint, als seien die Gespräche ergebnisoffen.“ Den „Fluch von Berlin“ bannte am Ende einer dramatischen Saison natürlich Aubameyang. Mit einem hauchzarten Elfmeter-Lupfer (67.) erlöste der Gabuner den BVB nach drei Endspiel-Niederlagen in den vergangenen drei Jahren. Der Bundesliga-Torschützenkönig hat bereits angedeutet, dass er den Klub verlassen will.

Ousmane Dembélé hatte Dortmund mit einer genialen Finte (8.) vor 74.322 Zuschauern im ausverkauften Olympiastadion in Führung gebracht. Ante Rebic (26.) traf für die kämpferisch tadellosen Frankfurter, die lange auf Augenhöhe mitspielten, aber weiter auf ihren ersten Titel seit 1988 warten. Mit der Borussia jubelten der SC Freiburg und Hertha BSC – der SCF rückte wie erhofft in die Europa-League-Qualifikation auf, die Hertha aus der Quali in die Gruppenphase. Frankfurt machte Druck, was früh belohnt wurde. Dembélé startete nach einem Flachpass rechts in den Strafraum durch, versetzte Jesus Vallejo mit einem Haken nach innen und ließ Torhüter Lukas Hradecky mit links keine Chance. Tuchel jubelte emotional.

Der BVB-Trainer setzte auf seinen zuletzt angeschlagenen Kapitän Marcel Schmelzer auf der linken Abwehrseite und zunächst die Parade-Offensive mit Dembélé, Reus und dem bis zu einem Seitfallzieher an die Latte quasi unsichtbaren Aubameyang (63.). Vor dem 2:1 hatte Hradecky den eingewechselten Christian Pulisic zu Fall gebracht.

Aubameyang soll um Freigabe gebeten haben – Tuchel soll trotz Pokalsieg gehen.

Überrascht wurde sicherlich auch Tuchel vom Schachzug seines Kollegen Niko Kovac, der im Mittelfeld Slobodan Medojevic aufstellte – der Serbe machte sein erstes Pflichtspiel seit dem 12. März 2016. Die Fans des Außenseiters gaben ihrer Mannschaft eine Botschaft mit auf den Weg: „Gewinnt das Finale und werdet unsterblich!“ Beim Auflaufen sollte sich ein gigantischer Adler auf der Block-Fahne den Pokal schnappen, die Dortmunder nebelten das gesamte Stadion in der Abendsonne mit Pyro-Fackeln ein.

Erst bei einer Doppel-Großchance von Haris Seferovic und Rebic (26.) wachte die zwischenzeitlich verstummte Eintracht-Kurve wieder auf. Gezwungenermaßen spielte die schwächste Mannschaft der Bundesliga-Rückrunde nun nach vorne – und traf, bevor die Borussia den Platz zum Kontern nutzte. Rebic schob den Ball nach einem Fehler von Sokratis an Roman Bürki vorbei ins Tor. Das Finale wurde zum Duell auf Augenhöhe, der BVB wirkte konfus und hatte riesige Probleme auf der Sechserposition. Kurz vor der Pause traf Haris Seferovic den Pfosten (39.).

Die Probleme behob Tuchel zur Pause mit der Einwechslung von Gonzalo Castro. Auch Pulisic brachte neuen Schwung, Schmelzer und Reus blieben in der Kabine. Dortmund bekam das Spiel in den Griff und hätte in der 50. Minute erneut in Führung gehen können: Mit vereinten Kräften rettete die Eintracht gegen Shinji Kagawa und Pulisic. Der BVB hatte seine stärkste Phase. (sid)