Wo Dörfer noch Dörfer sind



Mit der LokalRunde will die GE-Redaktion ihren Kontakt zur Leserschaft intensivieren. Deshalb wurden mehr als 50 teils sehr ausführliche Telefonate geführt, um den Einwohnern den Puls zu fühlen.

Vier Dörfer, das heißt vier unterschiedliche Situationen, aber durchaus auch Gemeinsamkeiten und Überschneidungen. So bedauert man sowohl in Honsfeld wie in Hünningen und Mürringen, dass es inzwischen keine „Geschäfte“ mehr gibt. Das Tante-Emma-Läden-Sterben macht dabei vor allem die betagteren Bürger betroffen.

Nicht auf der Strecke geblieben ist hingegen der starke Zusammenhalt innerhalb des Dorfes, oder zumindest unter den Vereinen. Dies wird durch von Vereinen oder Vereinsgemeinschaften gemeinsam geführten Einrichtungen wie unter anderem den Sälen Concordia und Jaspesch oder der Sportinfrastruktur in Honsfeld eindrucksvoll dokumentiert. Darauf sind die Dorfgemeinschaften zurecht stolz. In der Mehrzahl zeigten sich die Bürger denn auch zufrieden mit den ihnen in den Dörfern zur Verfügung stehenden Angeboten, Stichwort: hohe bis sehr hohe Lebensqualität.

Die Büllinger sind derweil recht stolz darauf, wie sich ihr Dorfkern nach der Erneuerung der Ortsdurchfahrt präsentiert. Vorhaben wie am Standort des früheren Hotel Dahmen dürften diese Entwicklung sicherlich weiter vorantreiben. Doch der Appetit kommt bekanntlich beim Essen und so wurde mehrmals der Wunsch nach Ansiedlung weiterer Läden, aber auch beispielsweise einer Eisdiele geäußert.

Gemischt sind die Gefühle derweil, wenn es um den funkelnagelneuen Spielplatz am Marktplatz geht. Für die Einrichtung mit der großen Kletterburg, die an den Büllinger Königshof erinnern soll, griff die Gemeinde mit 290.000 Euro ganz tief in ihre Taschen. In der Diskussion steht aber auch der Standort, der als zu dezentral erachtet wird. Die Frage, ob es für einen Spielplatz dieser Größe eine Alternative gibt, wurde jedoch nicht beantwortet.

Sieht man einmal von diesem Spielplatz ab, so stehen die Gemeindeverantwortlichen durchaus im „Verdacht“, zu oft auf der Investitionsbremse zu stehen. Dabei gibt es nach Ansicht der Befragten durchaus sinnvolle Betätigungsfelder für die Gemeinde, die sich ja nicht selten mit der „schwarzen Null“ ihrer Finanzsituation rühmt.

Grundstücksregie sollte dazu beitragen, dass es mehr Bauland zu erschwinglichen Preisen auf dem Markt gibt.

In Vorschlag gebracht wurde beispielsweise die Schaffung einer Grundstücksregie, die nach dem Vorbild anderer Gemeinden mit dazu beitragen könnte, dass mehr Bauland zu erschwinglichen Preisen auf den Markt gelangt. So könne es jungen Leuten ermöglicht werden, in ihren Heimatdörfern bleiben zu können. Andererseits wurde der Ruf nach mehr Bürgersteigen laut.

Zu den politischen Aufregern der letzten Monate und Jahre gehört zweifelsfrei die Trinkwasserversorgung. Vor allem in Honsfeld gibt es nach wie vor eine sehr große Skepsis zu dem, was das aus dem Wasserhahn kommt. Grund für diese zum Teil strikt ablehnende Haltung ist ein Zwischenfall im März 2015: Das Wasser roch muffig und hatte auch einen eigenartigen Geschmack. Biologische und chemische Analysen wiesen zwar kein Problem aus und nach der gründlichen Reinigung eines Behälters, der das Wasser aus der Oleftalsperre auffängt, normalisierten sich die Zustände. Das Unbehagen konnte trotz aller Bemühungen der Gemeinde jedoch nicht ausgeräumt werden.

Und in Honsfeld gibt es noch einen weiteren Stein des Anstoßes: Das Dorf will auch seinen Teil vom Fremdenverkehrskuchen und daher herrscht großes Unverständnis über den Zustand der Ravelstrecke. Während der Radtourismus anderswo in Ostbelgien für stetig wachsenden Zustrom sorgt, wird das geschotterte Teilstück zwischen Honsfeld und Bütgenbach gemieden. Das wollen die meisten Besitzer ihrem Drahtesel und ihrer Sitzfläche wohl nicht zumuten.

Zu diesen und anderen Themen reden die GE-Journalisten Arno Colaris und Jürgen Heck bei der Talkrunde am Sonntag, 18. September, ab 11 Uhr im Saal Concordia in Hünnigen unter anderem mit Angelika Noé-Jost aus Honsfeld, dem ehemaligen Schulleiter Alfred Rauw aus Mürringen, dem in Büllingen lebenden Hünninger Carlo Lejeune und Edgard Wagener, dem Präsidenten der IG Büllingen. Alle Einwohner der Ortschaften Büllingen, Honsfeld, Hünningen und Mürringen sowie alle interessierten Bürger sind, selbstverständlich bei freiem Eintritt, gern gesehene Besucher, Fragesteller und Diskussionsteilnehmer. Und wie der Name es vermuten lässt, endet das Ganze mit einer LokalRunde, die das GrenzEcho im Concordia ausgibt.

Hintergrund: Die Altgemeinde Büllingen