„Wir haben unsere Traditionen“

Die LokalRunde in Rodt erwies sich als Erfolg. Sowohl die Gesprächspartner als auch das Publikum sprachen die Themen an, die das Dorfleben bestimmen. | Helmut Thönnissen



Wie gewohnt kamen bei der fünften LokalRunde in der Eifel jene Themen aufs Tapet, die den Bürgern unter den Nägeln brennen. Gesprächspartner waren – so ist es bei der LokalRunde üblich – keine Politiker, sondern Menschen, die im Vereins- und Dorfleben besonders engagiert sind: Christoph Meyer aus Recht, Jennifer Otten aus Emmels, Dieter Brand aus Crombach und Richard Hoffmann aus Rodt.

Dieter Brand: „Eupen ist gut zum Arbeiten, aber wohnen tue ich lieber in Crombach. Da ist ja in St.Vith mehr los.“

Es schien, als sei die Welt in Recht und den fünf Dörfern der Altgemeinde Crombach noch in Ordnung. Die Menschen leben gerne hier und fühlen sich mit ihrer Heimat verbunden. Für Dieter Brand, der im Ministerium in Eupen arbeitet und in Crombach wohnt, würde es nicht in Frage kommen, näher an seine Arbeitsstelle zu ziehen: „Eupen ist gut zum Arbeiten, aber wohnen tue ich lieber in Crombach. Da ist ja in St.Vith noch mehr los.“ Ähnlich sieht es auch Christoph Meyer, der als Unternehmer in Luxemburg aktiv ist: „In Luxemburg ist tote Hose. Wir haben hier unsere Traditionen. Ich ziehe auf keinen Fall weg.“ Die 23-jährige Jennifer Otten würde auch gerne in ihrem Heimatort Emmels bleiben, jedoch gibt es ein Problem: „Es werden keine Baugrundstücke freigegeben.“ Deswegen müssten viele junge Menschen auf Nachbardörfer ausweichen.

Sorgenkind bleibt mancherorts der Handyempfang, der in einigen Ortschaften zu wünschen übrig ließe. Richard Hoffmann: „In Rodt hat man nicht immer Empfang. Je nachdem hat man auch mal luxemburgisches Netz.“ Auch in Crombach sei zwar die Internetverbindung „ganz in Ordnung“, aber das Telefonieren sei beizeiten schwierig, sagt Dieter Brand.

Auf Kaiserbaracke zeigt sich Christoph Meyer zufrieden mit den Verbindungen, jedoch sei er manchmal „froh, wenn das Handy nicht geht“. Der St.Vither Schöffe Herbert Grommes ist zuversichtlich: „Ich bin überzeugt, dass in den kommenden Jahren die eine oder andere Verbesserung kommen wird. “

Einer Verbesserung bedarf es in puncto Dorf- und Vereinsleben eigentlich nicht. Viele der betroffenen Ortschaften dienen in der Eifel als Paradebeispiel. Nachwuchssorgen kennen die Vereine der Dörfer Recht, Crombach, Emmels, Hinderhausen, Hünningen und Rodt kaum. Besonders die Einrichtungen „Rodter Treff“ und der Crombacher Dorfsaal „O Schulmarjanne“ schweißen die Bewohner zusammen. Es werde jedoch nicht leichter Leute zu finden, die mitanpacken. „Noch finden wir genug Leute zum Putzen nach den Veranstaltungen, aber es wird schwieriger“, sagt Dieter Brand aus Crombach. Ein ähnliches Echo ließ Christoph Meyer verlauten: „Wir haben in Recht viele Vereine. Vielleicht haben wir zu viele? Bei allen Vereinen herrscht oft Not am Mann, wenn es ums Räumen und Putzen geht.“

Ein Thema, das die Gemüter, auch die im Publikum, besonders erhitzte, war das Biomasseheizkraftwerk Renogen in der Industriezone Kaiserbaracke. Während sich die geladenen Gesprächspartner zurückhielten, ließ das Publikum kaum ein gutes Haar an dem Unternehmen: „Das ist die größte Dreckschleuder. Tagtäglich wird dort Plastik mitverbrannt. Das ist bekannt, aber es passiert nichts“, befand ein Mann im Publikum, der dafür Applaus erntete. Die Lebensqualität leide in den angrenzenden Ortschaften unter dem Lärm und Gestank, die von der Verbrennungsanlage ausgehen.

Stellvertretend für das St.Vither Kollegium ergriff Herbert Felten das Wort und konnte die Sorgen der Bürger verstehen. Jedoch sei die Gemeinde StVith nur ein kleiner Partner, auch weil Renogen auf dem Gebiet der Gemeinde Amel liege. Jedoch habe man sich schon gegen eine Erweiterung der Industriezone in Richtung Recht gewehrt, um die Unannehmlichkeiten für die Bevölkerung nicht noch zu erhöhen.

Ein weiterer Mann aus dem Publikum berichtete von Geruchsbelästigungen, die von einer Biogasanlage „Zur Ochsenbaracke“ in Recht ausgehen. Herbert Felten konnte auch ihm gut zureden und sprach von einer Besserung, die mittlerweile eingetreten sei.

Die eine oder andere Person im Publikum sorgte sich auch um das Verkehrsaufkommen in den Dörfern. Insbesondere die Lohnunternehmer sorgten für Diskussionen. Während die Einen von einer Gefahr sprachen, brachen andere Gäste eine Lanze für die Traktorfahrer. Alles in allem zeigte auch diese Diskussion, dass bei der LokalRunde jeder Anwesende seine Meinung kundgeben darf und faire, sachlich geführte Diskussionen daraus entstehen. Ganz im Sinne der Erfinder.