Weit entfernt von einer Doppelortschaft



Auch Moderatorin Heike Verheggen gehörte zu denen, die aufgrund der schwierigen Straßenverhältnisse etwas später eintrafen. So oblag es GrenzEcho-Redakteur Jürgen Heck zunächst alleine, die rund 120 Gäste aus den Ortschaften Born, Herresbach, Medell und Meyerode zu begrüßen. Es war die dritte und letzte LokalRunde in der Gemeinde Amel, die zehnte in den Eifelgemeinden. 308 Tage vor den Wahlen hatte das Gemeindekollegium in den hinteren Reihen Platz genommen und keinesfalls am Podium.

Fehlendes Bauland ist stets ein Dauerbrenner in den Eifelgemeinden.

Bürgermeister Klaus Schumacher und seine Kollegen standen aber zu mehreren Themen Rede und Antwort und es sei vorweggenommen, dass sich in Meyerode von Beginn an eine recht lebhafte Diskussion entfachte, an der auch das Publikum rege beteiligt war. Schon zum ersten Thema, der Vereinsinfrastruktur, gab es eine Wortmeldung aus dem Saal, nämlich die, dass es den Landfrauen in Medell an einer geeigneten Unterkunft fehle und der Keller der Schule nicht sehr geeignet für diesen Zweck sei. „Ein Dorf ohne Kneipe ist ein totes Dorf“: Diesen Satz wollten die Gesprächspartner von Jürgen Heck und Heike Verheggen nicht auf ihrem Dorf sitzen lassen und erklärten, dass in allen Orten ob mit oder ohne Kneipe jede Menge passiere. „Es ist stets etwas los, immer wieder gibt es Feste oder Veranstaltungen“, erklärte die 41-jährige Valerie Sarlette für den kleinsten der vier beteiligten Orte, für Herresbach. In Born, wo es noch zwei Kneipen gibt, laufen bereits die Überlegungen, wie das Dorfleben in Zukunft gestaltet werden soll, wenn die Wirte sich einmal zur Ruhe setzen. „Über kurz oder lang wird man sich dazu Gedanken machen und etwas Vereinsübergreifendes schaffen müssen“, so Gerhard Mertes. Ein Dauerbrenner in der Eifel ist auch stets das mangelnde Bauland. Die Gesprächspartner bescheinigten der Gemeinde zwar, in den letzten Jahren viele Bemühungen unternommen zu haben, Bauwilligen entsprechende Grundstücke zu bieten, aber dennoch fehle es in manchen Orten an Bauland. Für Herresbach bemängelte Valerie Sarlette zudem den Mangel an Mietwohnungen: „Das wäre nötig, um auch junge Familien in den Ort zu bekommen“, so die junge Mutter. Thomas Jacobs aus Medell glaubt indes, dass in den nächsten Jahren, wenn die Passivhausverordnungen greifen und das Bauen sich noch einmal mehr verteuert, ohnehin nicht mehr viel gebaut wird. „Dann muss man sich verstärkt mit dem Thema befassen, leerstehende Gebäude in Wert zu setzen.“

Eine gute Nachricht zur Verbesserung der Lebensqualität hatte Schöffe Stephan Wiesemes mit nach Meyerode gebracht. 2018 möchte Proximus das Glasfasernetz in Meyerode und Medell ausbauen, womit eine Verbesserung der Internetverbindung einhergeht. Zwar hatte Olivier Huppertz erklärt, dass die Verbindung in Meyerode gar nicht so problematisch sei. Nach den lautstarken Reaktionen im Saal scheint dies aber nur punktuell für seinen Wohnsitz zu gelten, wie er selbst lachend einräumen musste.

Lautstarker Protest zur „Fusion“ von Meyerode und Medell

Lautstarke Reaktionen gab es, als Jürgen Heck sich erkundigte, ob nicht ebenso wie aus Montenau und Iveldigen sowie Rocherath und Krinkelt aus Meyerode und Medell eine Doppelortschaft werden können. „Die beiden Dörfer werden so oft in einem Atemzug genannt“, so der GE-Journalist, der damit aber auf Protest stieß. Ganz ausgeschlossen scheint diese Entwicklung für die Dorfschulen zu sein, denn wie ausnahmslos alle Gesprächspartner deutlich machten, ist es oft die Schule, die das Dorf zusammenhält und entscheidend zum Miteinander beiträgt. Gerhard Mertes aus Born machte allerdings deutlich, dass es in Zukunft wohl andere Konzepte für die Dorfschulen geben müsse, wenn man den Eltern den Druck nehme wolle, ihr Kind unbedingt im Dorf zur Schule zu schicken. In Born gehen derzeit zwölf Kinder „außerhalb“ zur Schule.

Das letzte große Thema der Gesprächsrunde am Sonntagmorgen war dann die Industriezone Kaiserbaracke, die vor der Erweiterung steht, was Gemeinde und auch Bürger vor neue Herausforderungen stellt. „Wenn alle Betriebe sich an ihre Bedingungen, so wie sie in der Globalgenehmigung formuliert sind, halten würden, hätten wir weniger Sorgen“, waren sich Politik und Bürger einig. Und vielleicht wäre dann nicht einmal mehr eine Umweltpolizei notwendig.grenzecho.net/fotos