Weihnachtsstimmung bei Musik und Schmuggelbier in Kelmis



Ein wenig schweigsam ist Jana, als man sie fragt, was denn der Nikolaus so alles von ihr wissen wollte. Immerhin hat die Zehnjährige recht lange auf dem „heißen Stuhl“ vor dem heiligen Mann im Zelt der Karnevalspolizei gesessen. Schlimm wird es nicht gewesen sein, denn sie hält eine Tüte mit Leckereien in der Hand. Unordnung im Kinderzimmer und Streit unter Geschwistern sind die Knackpunkte, bei denen der Nikolaus bei manchem Kind vor den Süßigkeiten auch einmal ein paar mahnende Worte loswird.

Aber dennoch, der Kelmiser Nikolaus ist ein ganz lieber, der die holländische Mode bevorzugt. Er sieht aus wie Sinterklaas und sein Hans Muff ist wie ein lustiger „Zwarte Piet“, bunt mit schwarzem Gesicht gekleidet. „Es ist besser, wenn der Hans Muff so aussieht, dann macht er den Kindern keine Angst“, sagt Roger Stoz von der Karnevalspolizei. Vor dem Zelt ist eine lange Schlange. Man merkt, in Kelmis lebt der Nikolaus seine Berufung.

Von der Bühne herab erklingen verjazzte Weihnachtslieder und Standards des Swings und Easy Listenings. Ein Radiosender hat „Magic Sax“, Jean Drooghaag, engagiert, der Stunden putzmunter durchhält und sich so manchen Scherz erlaubt, obwohl er erst morgens um 7 Uhr ins Bett gekommen ist. Denn am Freitag war sein Jubiläumskonzert in Eynatten.

Lautsprecher sorgen dafür, dass sich die Stimmung über den ganzen Markt verteilt. Natürlich nutzen auch Kelmiser Vereine und Einrichtungen die Möglichkeit, über ihr Tun zu informieren und ihre Kassen zu füllen. Stolz präsentieren Murielle Maats und Gaby Steffens vom Verkehrsverein ihr selbstgemachtes Biergelee aus Kelmiser Schmugglerbier, Gewürzsalze und Bärlauchpesto. Die Karnevalisten der Tanzgruppe der KG Ulk bessern ihre Kostümkasse mit „Ülle-Tee“ auf, der nach einem Geheimrezept aus Aufgesetztem gebraut ist.

„Sie müssen hierher kommen“, lockt Sabrina Gensterblum die Besucher zum Mini-Unternehmen der Abiturienten des Cäsar-Frank-Athenäums. Die Schüler der Abteilung für neue Sprachen und Marketing haben eine Übungsfirma mit einem Aktienkapital und allen Abteilungen eines Unternehmens von Marketing bis Einkauf, Finanzen und Personal gegründet. Sie verkaufen selbstdekorierte Gläser und Einkaufsbeutel, die sie mit einem Spruch versehen haben. Das Aktienkapital ist schon fast wieder drin, und es ist noch genug Ware da, um richtig schwarze Zahlen zu machen.

Pünktlich um 19.30 Uhr ging es dann in der Kirche zunächst mit Dudelsack und Piano weiter. Für das traditionelle Weihnachtsmarktkonzert hatten die Kelmiser mit Serge Bosch (Tenor), Madeleine Grosch (Mezzosopran) und Barbara Mergelsberg (Sopran) starke Stimmen aufgeboten. Es gab Oper, Operette aber auch bekannte Volkslieder wie „Greensleeves“ oder „Amazing Grace“, das die Sänger in deutscher Fassung mit Dudelsackbegleitung vortrugen. Beeindruckend waren das Wolgalied aus dem Zarewitsch von Franz Léhar, das man eigentlich als Basspartie kennt und „Granada“ (Augustin Lara), eine klassische Tenorpartie. Barbara Mergelsberg zeigte modulationsreichen Gesang mit so unterschiedlichen Liedern wie „Wien, du Stadt meiner Träume“ (Rudolf Sieczyński) und Partien von Benjamin Britten. Stark auch das „Greensleves“ von Madeleine Grosch. Es war eine gute Gelegenheit, sich vom Weihnachtsmarkttrubel zu erholen und gute Musik zu genießen.

Während die meisten Budenbetreiber schon ihre Stände schließen, geht es beim Kiwanis-Clup Kelmis-Göhltal noch richtig hoch her. Bei Spezialbier, Glühwein und anderen Leckereien haben sich diejenigen versammelt, die gerne nach dem offiziellen Schluss noch weiter feiern. Die Einnahmen gehen an notleidende Kelmiser Kinder, die beispielsweise ein neues medizinisches Hilfsmittel brauchen und an ein Anti-Drogen-Projekt, das Kiwanis gemeinsam mit der Polizei organisiert. Die zieht derweil gemütlich ihre Runden, denn es ist alles sicher und ruhig.

Bei den lustigen Brüdern finden derweil die letzten Aufräumarbeiten statt. Dort hatten sich vorher noch die Menschen eng an eng gedrängt, um Glühbier und Spezialbiere zu trinken.