Sozialkonflikt beim ÖSHZ St.Vith: Aus Fehlern lernen



Der Ecolo-Politiker war in seiner bisherigen Laufbahn an vielen Projekten und Strukturen im sozialen Bereich entscheidend beteiligt. Viele davon hat er mit initiiert. Man denke nur an die VoG Dabei oder Patchwork. Sein ganzes Herzblut steckte er auch Tag für Tag ins Öffentliche Sozialhilfezentrum (ÖSHZ) der Stadt St.Vith. In den letzten Monaten war er aber vor allem damit beschäftigt, ein Scharmützel mit Sekretärin Natascha Holper auszutragen. Letztere verstand sich als Schutzschild für einen Großteil der Belegschaft gegen die häufigen Eingriffe des Präsidenten in das Tagesgeschäft. Dass sich die Fronten dadurch verhärtet haben, wird wohl auch Bongartz bemerkt haben. Dennoch sah er sich am längeren Hebel, davon zeugt auch die Entlassung der diensttuenden Sekretärin. Dass er schlussendlich über diese Entscheidung stolpern sollte, hatte er wohl nicht erwartet. Natürlich hat der Sozialhilferat die Entscheidung mitgetragen, jedoch ist er dessen Präsident.

Paul Bongartz als einzigen Schuldigen in diesem Konflikt auszumachen, ist jedoch zu einfach. Eine Eskalation hätte sicherlich vermieden werden können. Die Frage, warum der Gemeinderat und insbesondere das Kollegium sich nicht früher eingeschaltet haben, muss gestellt werden dürfen. Die Autonomie des Sozialhilferates hat in St.Vith oberstes Gebot. Und dennoch hängt das ÖSHZ nicht nur indirekt mit der Gemeinde zusammen.

Erst als der Karren im Dreck war, hat sich der Bürgermeister eingeschaltet. Da war es jedoch schon zu spät. Paul Bongartz in dieser Situation noch zu retten, war eine Sache der Unmöglichkeit. Das haben die Gemeindeverantwortlichen und schlussendlich auch der Betroffene wohl verstanden.

Der Rücktritt war für Bongartz die einzige Möglichkeit, einigermaßen integer und erhobenen Hauptes aus der Angelegenheit herauszukommen. Der öffentliche und politische Druck, auch aus dem eigenen Lager, war einfach zu groß.

Doch was nun? Mit dem Rücktritt von Paul Bongartz sind die Probleme beim ÖSHZ nicht vom Tisch. Das Personal ist gespalten, schließlich haben sich nicht alle am Streik beteiligt. Auch das Vertrauensverhältnis zum Sozialhilferat muss neu aufgebaut werden. Die wohl wichtigste Frage ist jedoch, wer das Personal in eine bessere Zukunft führen wird? Ein Großteil wünscht sich die Rückkehr Holpers. Doch ist das der richtige Weg? Für den Sozialhilferat wird sie immer das Feindbild darstellen, das Paul Bongartz zu Fall gebracht hat. Sollte die Gunst der Stunde nicht genutzt werden, einen Neuanfang ohne die „Anführer“ der beiden Parteien zu wagen? Der Sozialhilferat hat es in der Hand. Dass er die Entscheidung im Konsens mit dem Personal treffen sollte, versteht sich von selbst. Aus Fehlern soll man bekanntlich lernen.