LokalRunde Hauset: Idylle hat so ihre Schönheitsfehler



Thematisiert werden die Situation und der Zustand des Dorfes am kommenden Sonntag, 7. Mai, ab 11 Uhr in der Mehrzweckhalle. Denn Hauset ist die elfte Station der GrenzEcho-Veranstaltungsreihe LokalRunde (siehe dazu auch „Stichwort“).

Nicht erst auf den zweiten Blick fällt auf, dass Hauset sehr viel zu bieten hat. Ins Auge springt das sehr breite soziokulturelle Angebot: Genannt seien an dieser Stelle, ohne Anspruch auf Vollständigkeit, das grenzüberschreitende Projekt KuKuk, das Atelier Regenbogen mit angegliederter Bibliothek oder aber der Jacobshof. Hinzu kommen einige gut funktionierende Vereine.

Eine wichtige Rolle kommt auch der Dorfmitte zu. Durch die Nähe wichtiger Einrichtungen inklusive eines geräumigen Parkplatzes an der Kirchstraße nimmt sie eine effektive Zentrumsfunktion wahr.

Doch auch für Hauset gilt frei nach Goethes Faust „Wo viel Licht ist, ist auch viel Schatten.“ Zentral steht dabei die demografische Entwicklung, die das 1.900-Seelendorf in den letzten Jahrzehnten mitgemacht hat. Problematisch erweist sich dabei nicht so sehr die Altersstruktur, sondern vielmehr das Verhältnis zwischen alteingesessenen und zugezogenen Hausetern. Dass das Mehrheitsverhältnis zugunsten der „Deutschen“ gekippt ist, führt zu deutlichen Meinungsäußerungen in beiden „Lagern“ (siehe dazu auch „Hintergrund“), die im Rahmen der vor LokalRunden üblichen Telefonbefragung gemacht wurden. Dabei wird beiderseits gerne verallgemeinert.

Gleich wie: Bei vielen Ur-Hausetern hält sich die Auffassung, dass viele Deutsche ausschließlich wegen der Vorteile nach Belgien beziehungsweise nach Hauset kommen: günstige Grundstückspreise, landschaftliche Reize bei gleichzeitiger Nähe zu interessanten Arbeitsplätzen in Aachen und kostenlose Kindergartenplätze. Vervollständigt wird das (Zerr-)Bild durch die Nicht-Beteiligung am Dorf- und Vereinsleben sowie der schulischen Umorientierung ihrer Zöglinge am Ende des vierten Schuljahrs in Richtung Aachener Gymnasien.

Die Kehrseite sind tief sitzende Vorurteile und Vorbehalte gegenüber „drüben“, ohne dass das eigene Freizeit- oder Einkaufsverhalten entsprechend angepasst wird oder vereinfacht ausgedrückt: „Ich mag keine Deutschen, aber ich kaufe in Aachen ein.“

Darüber hinaus kämpft Hauset zudem mit anderen Mängeln und Missständen, die Ortschaften in dieser Größenordnung eigen sind. So herrscht allgemeines Bedauern darüber, dass Hauset entsprechend dem geflügelten Wort bereits seit 20 Jahren ein Dorf ohne Seele, nämlich ein Dorf ohne Kneipe ist. Dieses Fehlen wird, wie gesagt, allgemein bedauert, doch derzeit sieht es nicht so aus, als würde jemand in diese Bresche springen. Die bestens besuchte Mehrzweckhalle mit dem dazugehörenden „Treffpunkt“ kann diese Lücke nur bedingt füllen. Trotzdem spielt sie eine extrem wichtige Rolle für die Vereine und nicht zuletzt für die Gemeindeschule.

Nur bedingt besser sieht es in Sachen Nahversorgung aus. Dort hält nach wie vor das „Mutterhaus“ der Bäckerei Kockartz mit ihren zahlreichen Filialen die Fahne hoch. Für andere Produkte geht es nicht ohne Auto.

Nach wie vor ist Hauset ein von der Natur verwöhntes Dorf mit echten Schmankerln wie der Göhlpromenade. Doch stellenweise wird dieser Faktor Natur, gerade von Tierfreunden, überstrapaziert: Das gilt sowohl für unkontrolliertes Hundekotablassen in den Wiesen wie für unansehnliche Pferdeställe.

A propos unansehnlich: Dieses Urteil gilt nicht nur für leer stehende oder heruntergekommene Gebäude am Waldring oder am Grenzübergang Köpfchen. So mancher Hauseter fragt sich zurecht, wie manche Baugenehmigung wohl zustandegekommen ist. Wahre Betonklötze, Bauprojekte mitten in vermeintlichen Grünzonen und architektonische Verwirklichungen, die schwerlich in den dörflichen Charakter passen, sorgen für Kopfschütteln.

Gesprächsstoff dürfte es also am Sonntagmorgen ausreichend geben. Als Gesprächspartner der GE-Journalisten Carsten Lübke und Jürgen Heck bei der Talkrunde in der Hauseter Mehrzweckhalle haben sich Prisca Geiger, Verena Zimmermann, Mike Jacobs und Stefan Siffrin bereit erklärt, Rede und Antwort zu stehen.

Alle Hauseter sowie alle interessierten Bürger sind, selbstverständlich bei freiem Eintritt, gern gesehene Besucher, Fragesteller und Diskussionsteilnehmer. Und wie der Name der Veranstaltung es vermuten lässt, endet das Ganze mit einer LokalRunde, die das GrenzEcho in der Mehrzweckhalle ausgibt.

Die gesame Berichterstattung über die GrenzEcho-Veranstaltungsreihe LokalRunde gibt es hier.